ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)
davon.
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„Ist größer geworden“, sagte die junge schwarze Frau. Nackt lag sie auf dem Bett und betrachtete Gregs Rücken. Mit ihren überlangen Fingernägeln kreiste sie einen dunklen Leberfleck in der Nähe der Lendenwirbel ein. Blitzschnell hatte Greg ihre Hand gepackt, sah sie böse an, richtete sich auf und ging aufs Klo. Pinkeln.
„Du musst es behandeln lassen“, sagte die Frau besorgt und zog sich nur eine Bluse über. Sie stellte sich in den Türrahmen zum Bad und schaute Greg an.
„Ich löhn dich fürs Ficken“, sagte Greg kühl und spülte. „Wenn du Diagnosen stellen willst, lass dich von der Krankenkasse bezahlen.“
Er ging an ihr vorbei in das Zimmer und begann sich anzuziehen. Die Frau unterließ es, Greg zu zeigen, wie sehr sie das, was er sagte, verletzte. Sie zündete sich eine Zigarette an und zählte die Scheine, die auf der kleinen Anrichte neben Sprüh-Sagrotan und Kondomen lagen.
„Das bringt einen auch um“, sagte Greg und deutete auf ihre Zigarette. Sie sah kurz auf und blies den Rauch durch die Nase aus.
„Bis nächste Woche“, sagte Greg.
Die Frau schüttelte kurz den Kopf.
„Nein“, sagte sie. „Nicht nächste Woche.“
„Wann dann?“
„Gar nicht mehr.“
Sie hielt den Blick des Söldners. Der nickte schließlich.
„Okay. Nicht nur du bist schwarz.“
„Nein“, sagte die Frau, ohne ihn anzusehen. „Dein Hautkrebs auch. Fickst du deshalb nur mit Schwarzen?“ Sie schaute auf. „Fickst du in Wahrheit deinen Krebs?“
Greg drehte sich um und ging davon. Auf dem Weg die Treppe hinunter zum Ausgang des Bordells schaltete er sein Handy ein. Er hatte drei neue Nachrichten. Die letzte ließ ihn zum Wagen spurten. Ein Anruf eines seiner Leute aus der Lagerhalle. Er meldete einen Einbruch.
Als Greg in der Halle ankam, fand er seine Kameraden tot. Zwei gezielte Schüsse und ein ebenso gezielter Schlag gegen den Kehlkopf. Greg hatte keinen Zweifel, dass es sich um denselben Täter handeln musste, der schon die drei Kameraden am Teufelsberg ausgelöscht hatte. Greg fühlte sich herausgefordert. Er begann die Halle abzusuchen und entdeckte das offen stehende Oberlicht und das immer noch senkrecht gespannte Seil.
Nach und nach rekonstruierte er die Situation. Er fand das Blut, das von dem Täter stammen musste, den Einschuss in der Wand. Und er fand die Lücke in der Reihe von Computern.
„Schlechte Nachrichten“, sagte Greg, als Victor verschlafen in Unterhemd und Unterhose die Tür zu seinem Hotelzimmer öffnete. Ohne ein weiteres Wort trat Greg ein, hielt kurz inne und riss dann die Fenster auf. Er atmete tief die frische Luft ein und Victor schaute ihm nur irritiert zu.
„Schon mal was von frischer Luft gehört?“, fragte Greg. „Stinkt!“
Victor überging das.
„Was für schlechte Nachrichten?“, wollte er wissen.
Greg berichtete, was seiner Meinung nach in der Lagerhalle geschehen war, und endete mit der Frage, für wen dieser Computer von so großem Wert sein könnte, dass derjenige ein solches Risiko eingegangen war.
Victor war inzwischen hellwach. Die einzige Person, die ihm einfiel, war Greta. Sie hätte nach der Software auch die Hardware nutzen können. Aber Greta war tot.
„Denken Sie nach!“, befahl Greg. Durch den Tod seiner sechs Leute hatte er längst ein eigenes Interesse daran, den Täter zu finden. „Was ist mit den Leuten, die diesen Linus entführt haben?“
Greg hatte zwar die Autonummer des Wagens, der ihm Linus weggeschnappt hatte, nicht erkennen können, doch er hatte die Marke, das Modell und die Farbe. Zwei seiner Leute hatten die Computer der Zulassungsstellen Berlins angezapft und gingen seitdem alle passenden Fahrzeuge und deren Halter durch. Noch hatten sie nichts gefunden, was ihnen weitergeholfen hätte. Aber es war nur eine Frage der Zeit.
„Bixby ...“, murmelte Victor auf einmal vor sich hin.
„Was?“
„Vielleicht Bixby“, sagte Victor und schaute auf. „William Bixby. Er hat damals mit Greta zusammen gene-sys gegründet. Vor über fünfzig Jahren.“
„Der Typ, den wir kurzfristig festgesetzt hatten?“
„Ja“, sagte Victor und fühlte sich augenblicklich besser, als er Greg einen Vorwurf machen konnte. „Ich hatte Sie gefragt, ob er mit dem Tod Ihrer Leute zu tun haben kann. Und Sie haben ...“
„Wo find ich ihn?“, schnitt Greg ihm das Wort ab.
Victor zuckte mit den Schultern.
„Okay. Wir werden ihn finden. Und wir werden rausbekommen, was für einen Wagen er fährt“, sagte
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