ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)
Vorsichtig schob er seinen Kopf durch den Türspalt und sah, dass auch Linus verschwunden war. Eine Ahnung trieb ihn zurück in den Flur. Zum Schlüsselbord. Sein Autoschlüssel war weg.
„Dieser Bastard ...!“
Die Klingel schellte immer noch. Bixby war klar, dass hier irgendetwas aus dem Ruder lief. Hastig warf er sich seinen Mantel über, schlüpfte in seine Winterstiefel und eilte aus der Wohnung.
Im Treppenhaus stieg Bixby die Stufen zum Dachgeschoss hinauf und verschwand auf den Speicher. Durch den Gang mit den nach rechts und links abgeteilten Stauraum-Parzellen lief Bixby bis zum Ende. Dort gelangte er durch die Brandschutztür in das Vorderhaus. Die Tür fiel ins Schloss und Bixby hielt inne, musste durchatmen. Er hatte Angst, und er hatte keine Ahnung, warum. Aber er vertraute seinem Instinkt und ging, so schnell es ihm möglich war, die Stufen hinauf auf das Dach. Vorsichtig beugte er sich dort über die Brüstung und schaute zum Eingang. Im Schein einer Laterne erkannte er Greg. Bixby erschrak. Victor kam ihm in den Sinn. Hatte er diesen Mann und seine Leute geschickt? Nein. Victor konnte nicht wissen, wo er wohnte. Aber Olsen. Konnte es sein, dass Olsen ihn verraten hatte?
Meyrink. Greg notierte sich diesen Namen zu den anderen, die nicht auf sein Klingeln reagiert hatten. Dann wandte er sich von dem Haus ab und war bereit zu gehen. Aus irgendeinem Grund sah er sich noch einmal um. Auch zum Dach hinauf. Im Augenwinkel nahm er den Schatten wahr. Aber dann hörte er das Miauen einer Katze.
„Greg!“ Einer seiner Leute kam vom Van auf ihn zugestürmt. „Sie haben ihn. Unsere Jungs. Sie haben Bixby. Sie haben die Überwachungskameras angezapft und seinen Wagen Richtung Afrika-Viertel fahren sehen ...“
Vom Dach aus konnte Bixby verfolgen, wie die Männer in den Van sprangen und davonfuhren. Er hockte da in der Kälte, im Wind und kam sich auf einmal verloren vor. Nur ein paar Zentimeter vorbeugen und er könnte Greta vielleicht wieder nah sein. Er schaute hinunter. Der harte Asphalt am Boden begann sich in einer lockenden Spirale zu ihm hinaufzuwinden, um ihn sanft in Empfang zu nehmen ... Nein! Bixby richtete sich auf. Er hatte hier in dieser Stadt nichts mehr verloren. Er gehörte jetzt an die Seite seiner Leute.
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Olsen stand in dem Raum, scannte jede Kleinigkeit. Der Krieger in ihm hätte sich hier zu Hause gefühlt. Klar. Pragmatisch. Nur die nötigste Einrichtung. Jetzt aber ging es darum, Clints Waffenversteck zu finden. Olsen war sich sicher, dass es in der Wohnung des toten Söldners irgendwo Waffen und Munition gab. Jeder ausgebildete Krieger hatte ein solches Versteck.
Als Olsen Linus in Bixbys Wagen gesetzt hatte, sah er die Ankunft des Söldnertrupps. Gerade noch rechtzeitig konnte er unerkannt entkommen. Doch jetzt war klar, dass man ihm und dem Jungen auf den Fersen war. Linus wartete ahnungslos draußen im Wagen. Olsen hatte ihm nichts von den möglichen Verfolgern gesagt. Er musste sich jetzt beeilen.
Olsen konzentrierte sich darauf, zu überlegen, wo er selbst die Waffen versteckt hätte. Es musste ein Platz sein, der leicht erreichbar war und dennoch nicht auffiel. Der Spülkasten im Klo war zu abgedroschen. Olsens Blick blieb automatisch auf dem Aquarium hängen. Den Bauch nach oben, schwammen da die verhungerten exotischen Fische. Der Sauerstoff sprudelte unermüdlich aus dem kleinen Röhrchen. Als Olsen die Abdeckung abnahm, sah er, dass die Rückwand des Aquariums doppelwandig war. Hier waren die Waffen. Hundert Schuss Munition und zwei Walther PPK. Die Seriennummern hatte Clint unkenntlich gemacht. Perfekt.
Olsen verließ das Zimmer und entdeckte im Flur, dass der Anrufbeantworter blinkte. Ein Anruf wurde angezeigt. Automatisch drückte Olsen auf Wiedergabe. Eine männliche Stimme mit französischem Akzent meldete sich.
„He, Clint; Yves. Lang nichts gehört. Gibt ’nen Job. Gut bezahlt. ’ne Aktion in der Nordsee. Treffpunkt Portsmouth, The George Hotel. 9. Januar. Code: Operation Tripod. Also ... sehe dich, hoffentlich.“
Olsen registrierte die Informationen, speicherte sie ab. Sie beunruhigten ihn. Hatten sie mit dem Fluchtpunkt von Edda, Simon und Bixbys Freunden zu tun? Olsen vertrieb diesen Gedanken. Warum sollte das so sein? Nein! Jetzt ging es um Linus.
Als Olsen in den Wagen stieg, schaute Linus reglos in den nächtlichen Himmel. Es hatte begonnen zu schneien. Die Flocken landeten an der Scheibe, schmolzen und flossen als Tropfen weiter.
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