Abbau Ost
Quadratmeter großen, im Vergleich zu heutigem Standard
einfach ausgestatteten Eigenheims, kostete in der DDR etwa 60 000 Mark.) Ende der 80er Jahre zählten die Grenztruppen der
DDR, einschließlich Rückwärtiger Dienste, gut 47 000 Soldaten und Offiziere. Die Bewachung der 1378 Kilometer langen Demarkationslinie
und der 156,4 Kilometer langen Berliner Mauer war generalstabsmäßig organisiert. Auf dem Gebiet der DDR bestand eine fünf
Kilometer breite »Sperrzone«. Wer in der Sperrzone wohnte, musste sich amtlich registrieren lassen. Besucher, die zu Bekannten
und Verwandten ins Grenzgebiet reisen |239| wollten, mussten ihre Besuchsreise schon Wochen vorher bei den staatlichen Behörden beantragen und mit einer Ablehnung rechnen.
Tausende in der Sperrzone lebende freiwillige Helfer und informelle Mitarbeiter meldeten alles Auffällige sofort an die Grenztruppen,
sodass der größte Teil von Republikflüchtlingen oder Bürgern, die lediglich die Grenzbefestigungen einmal mit eigenen Augen
sehen wollten, bereits im Grenzgebiet abgefangen wurden. Der Sperrzone schloss sich ein 500 Meter breiter, mit Stacheldraht
gesicherter »Schutzstreifen« an. Erst dann folgte der zehn Meter breite »Kontrollstreifen«, im Grenztruppenjargon als »Handlungsstreifen«,
von westdeutschen Medien als »Todesstreifen« bezeichnet. Den größten Aufwand bereitete die Bewachung der 3,60 Meter hohen,
156,4 Kilometer langen Berliner Mauer. Zusätzliche Gitterzäune und Sichtblenden schirmten den Osten vom Westteil der Stadt
ab. Die insgesamt 302 Postentürme rings um Westberlin standen so nah, dass die Wachen untereinander Blickkontakt halten konnten.
In der Nacht zogen verstärkt Wachen auf, der gesamte Kontrollstreifen wurde mit Scheinwerfern ausgeleuchtet. Zwischen 1949,
dem Gründungsjahr der DDR, und dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961, verließen 2 686 942 Menschen die DDR. Danach
glückte jährlich nur noch wenigen Hundert die Flucht über die Absperrungen. Die öffentlich zugänglichen Statistiken weisen
beispielsweise 1977 noch 721 erfolgreiche Fluchtversuche aus, drei Jahre später waren es noch 424, 1983 nur noch 228 Menschen,
denen die Flucht gelang.
Rainer Karlsch hat die gesamten militärischen Kosten einmal zusammengerechnet und seine Erkenntnisse in einem Aufsatz publiziert,
erschienen in ›Ein Buch mit sieben Siegeln. Die Schattenhaushalte für den Militär- und Sicherheitsbereich in der DDR‹, in:
›Wirtschaft im Umbruch‹, hrsg. v. Wolfram Fischer, St. Katharinen 1997. Die Militärausgaben – Besatzungskosten, die Finanzierung
der Deutsch-Sowjetischen Bergwerksgesellschaft (SDAG Wismut), die als Reparationsleistung Uran für sowjetische Kernkraftwerke
und Atombomben abbaute, dazu Staatssicherheit und Nationale Volksarmee, Grenztruppen und die Gesellschaft für Sport und Technik
(GST), aus der militärischer Nachwuchs rekrutiert |240| wurde – all das verschlang mindestens 11 Prozent des Nationaleinkommens. Mehr als ein Zehntel der ostdeutschen Wirtschaftsleistung
verglühte in den Kasernen der Sowjetischen Streitkräfte, für eigene Militärausgaben und die Überwachung der eigenen Bevölkerung.
Viele ehemalige DDR-Bürger wissen bis heute nicht oder ahnen bestenfalls, was mit ihrer Arbeitsleistung alles finanziert und
ihnen damit vorenthalten wurde.
[ Menü ]
Staat und Revolution
Freilich muss man wissen: Der ›Sputnik‹ ist kein Organ der KPdSU.
Die von der Redaktion aus allen möglichen und unmöglichen
Beiträgen herausgepickten »Geschichtsdarstellungen« stehen im
krassen Widerspruch zu dem, was Michail Gorbatschow anlässlich
des 70. Jahrestages der Oktoberrevolution über die Geschichte der
KPdSU und der Sowjetunion sagte. Sie stehen, für uns, vor allem in
Widerspruch zur deutsch-sowjetischen Freundschaft, die hierzulande
Verfassungsgrundsatz, Staatspolitik und Herzenssache von
Millionen ist.
SED-Tageszeitung ›Neues Deutschland‹, 25. November 1988, zum Verbot der sowjetischen Monatszeitschrift ›Sputnik‹
Aus Sicht der Menschen in der DDR kündigten sich in der zweiten Hälfte der 80er Jahre in allen Ostblockstaaten Veränderungen
an, nur im eigenen Land bewegte sich nichts. Im benachbarten Polen hatte sich mit der Solidarność eine starke und unabhängige
Gewerkschaftsbewegung etabliert, die nach dem offiziell verhängten Verbot am 8. Oktober 1982 in den Untergrund ging und am
Ende doch die Regierungsvertreter zu
Weitere Kostenlose Bücher