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Abbau Ost

Titel: Abbau Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Baale
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Beitrittsgebiet |178| auf weniger als die Hälfte abgeschmolzen. Noch härter hat es die FDP getroffen, die in den neuen Ländern Anfang der 90er noch
     knapp 69 000 Mitglieder zählte – mehr als heute im gesamten Bundesgebiet. Davon waren 13 Jahre später im Osten nicht einmal
     mehr 10 000 übrig.
    Die SPD, die sich zu keinem Schulterschluss mit der SED und auch nicht mit deren Nachfolgepartei, der PDS, durchringen konnte,
     wilderte Anfang der 90er Jahre ein bisschen unter den Bürgerrechtlern und brachte es 1991 in den neuen Ländern auf gut 27
     000 Mitglieder. Den öffentlichen Verlautbarungen zufolge sollte sich die SPD in der Noch-DDR neu gegründet haben. Die sozusagen
     überraschende Namensgleichheit und gleiche Parteiprogramme legten dann, nach dem Beitritt der fünf neuen Bundesländer, die
     Fusion der ostdeutschen Neugründung mit der westdeutschen Altpartei nahe. Bis etwa Mitte der 90er Jahre waren die Mitgliederzahlen
     in den meisten ostdeutschen SPD-Landesverbänden noch leicht gestiegen, doch seitdem geht es nach unten. Im Jahre 2004 gab
     es in Ostdeutschland nur noch knapp 25 000 SPD-Mitglieder, wobei Oskar Niedermayer auf »Datenerfassungsprobleme in ostdeutschen
     Landesverbänden« hinweist. Die grüne Wohlstandspartei hat in den neuen Ländern keine hörbare Stimme und ringt bei ostdeutschlandweit
     gerade noch 3500 Mitgliedern (2004) mit der Bedeutungslosigkeit.
    Die PDS hat immer eine Sonderrolle gespielt. Nach der Umbenennung von Sozialistischer Einheitspartei Deutschlands (SED) in
     Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) im Februar 1990 ist mit Blick auf den Zusammenschluss mit der westdeutsch geprägten
     Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit (WASG) im Juli 2005 ein weiterer Namenswechsel erfolgt. Vom Sommer 2005 bis
     zum endgültigen Zusammenschluss mit der WASG am 16. Juni 2007 war der korrekte Name Die Linkspartei. PDS, alternativ auch
     Die Linke. PDS. Obwohl die PDS die größten Mitgliederverluste verkraften musste, blieb sie im neuen Bundesgebiet immer die
     mitgliederstärkste Partei. Beim Zusammenschluss mit der WASG brachte sie über 60 000 Mitglieder in die neue Partei, von der
     Wahlalternative wechselten 11 800 Mitglieder in Die Linke.
    |179| Das Institut für Politikwissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ist der Frage nachgegangen, ob die ostdeutschen
     Landesverbände möglicherweise anders sind als westdeutsche und eigene Impulse setzen. ›Das Parteiensystem in Sachsen-Anhalt‹,
     lautet der Titel der öffentlich finanzierten Forschungsarbeit, die im März 1999 der Öffentlichkeit präsentiert wurde. »Die
     Ausgangsfrage«, heißt es in der Studie, »lautete: Sind ostdeutsche Parteien anders? Oder sind sie lediglich ein regionales
     Abbild der – mit Ausnahme der PDS – westdeutsch geprägten Bundesparteien?« Dazu haben die Forscher die Parteien in alte, wenn
     man so möchte, aus DDR-Zeiten überkommene Parteimitglieder, und in neue, nach der Vereinigung rekrutierte Parteimitglieder
     unterteilt. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass »die Trennungslinie zwischen alten und neuen Parteigenerationen weniger
     deutlich ist, als wir erwartet haben«. Das »vorläufige Fazit« lautet, »Ostdeutschlands Parteien, für welche pars pro toto
     die Parteimitglieder Sachsen-Anhalts stehen, sind nicht völlig, aber doch ein wenig anders«. Dieses marginale Anderssein steht
     vor allem mit den niedrigen Mitgliederzahlen und entsprechend kleinen Ortsgruppen in Zusammenhang. Immer noch prägen die Altmitglieder
     das Bild der Parteien, es gibt kaum Zulauf. Die Bundesparteien, allen voran die SPD, haben große Schwierigkeiten, aus ihren
     Reihen genügend ostdeutschen Nachwuchs zu rekrutieren, damit alle Parteiämter und Wahlmandate mit glaubwürdigen und präsentablen
     Persönlichkeiten besetzt werden können. Dabei sind es »vornehmlich die neuen Parteimitglieder, die mit dem Parteibeitritt
     politische Verantwortung übernehmen, d. h. ein Parteiamt oder ein öffentliches Wahlmandat antreten wollen«.
    Nicht erfasst wurde in der Studie, in welchem Maße inzwischen aus Westdeutschland zugezogene Mitglieder die Arbeit in den
     ostdeutschen Landesverbänden und Ortsgruppen prägen. In den ostdeutschen Ländern und Kommunen lässt sich beobachten, wie Mitglieder
     mit westdeutscher Sozialisation in Parteiämter drängen und Wahlmandate anstreben. Es sind zum großen Teil diese Aktivisten,
     die das westdeutsche Parteiensystem in

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