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Abbau Ost

Titel: Abbau Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Baale
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und im Vergleich der ersten und der zweiten Hälfte der
     zurückliegenden 10 Jahre nur geringfügig verminderte Anpassungsgeschwindigkeit der Vermögen in Ost- und Westdeutschland zu
     konstatieren: Im Zeitraum von 1993 bis 1998 hat sich die Lücke zwischen ost- und westdeutschen Durchschnittsvermögen je Haushalt
     um etwas mehr als 8,7 Prozent verringert, im Zeitraum von 1998 bis 2003 um rund 7,3 Prozent.«
    Das hört sich wirklich gut an. Allerdings finden sich Millionen ostdeutscher Haushalte in dieser Beschreibung nicht wieder.
     In ihrem ganz persönlichen Finanzbudget und dem ihrer Freunde, Bekannten und Verwandten klafft, gemessen an den Zahlen des
     Forschungsberichts, eine riesige Vermögenslücke. Der übliche, auf Statistiken und ihren Auftraggebern lastende Verdacht soll
     sich schnell bestätigen. Durchschnittswerte, bei denen das gesamte Vermögen durch die Zahl der befragten Haushalte geteilt
     wird, entwerfen ein irreführendes Bild. »Die Verteilung ist rechtsschief«, sagen die Statistiker. Werden alle befragten Haushalte
     auf einer Skala eingetragen, und zwar die ärmsten ganz links und die mit dem größten Vermögen am rechten Ende, so bezeichnet
     der Durchschnittswert nicht etwa die Mitte der Vermögensverteilung, |189| sondern liegt im oberen Drittel, weil die Armen so wenig haben und die Reichen so viel. »Die Haushalte in der unteren Hälfte
     der Vermögensverteilung verfügen über etwas weniger als 4 Prozent des gesamten Nettovermögens, während die 20 Prozent vermögensstärksten
     Haushalte rund zwei Drittel des gesamten privaten Geld- und Immobilienvermögens auf sich vereinen.« Das allermeiste für den
     deutschen Durchschnittshaushalt berechnete Vermögen gehört den oberen 20 Prozent. Etwas aussagekräftiger ist der, wie die
     Statistiker sagen, Median, der richtigerweise Medianwert heißen müsste, weil es sich um eine Substantivierung des lateinischen
     Wortes median (die Mitte betreffend) handelt. Tatsächlich aber, und das macht das Studium von Statistiken so ermüdend, wird
     das durchschnittliche Vermögen als Mittelwert und nicht als Durchschnittswert bezeichnet, was dem Ungeübten die Abgrenzung
     des Medianwerts, die Mitte der Vermögensverteilung, vom Mittelwert, dem Durchschnittsvermögen, erschwert. Der Medianwert,
     die Mitte der Vermögensverteilung, liegt in Ostdeutschland bei 21 800 (Durchschnitt 60 000) Euro und in Westdeutschland bei
     63 600 (Durchschnitt 149 000) Euro. Die eine Hälfte aller befragten ostdeutschen Haushalte verfügt demnach über ein Vermögen
     von mehr als und die andere Hälfte von weniger als 21 800 Euro. Der ostdeutsche Medianhaushalt bringt es dabei nur auf gut
     ein Drittel des Vermögens des in der Mitte der Verteilung liegenden Westhaushaltes.
    Auch wenn das offizielle, von der Bundesregierung in Auftrag gegebene Bild von der Einkommensverteilung so ein wenig klarer
     wird, ist die Abbildung immer noch verfälscht. Die Untersuchungen des Europäischen Instituts für Wirtschaftforschung »basieren
     in der Hauptsache auf Auswertungen der Einkommens- und Verbrauchsstichproben (EVS) des Statistischen Bundesamtes«, und diese
     Befragungen gelten Wissenschaftlern als »hochgradig selektiv«, weil sie nicht alle Haushalte abbilden und die Mittelschicht
     deutlich überrepräsentieren. Es beginnt schon damit, dass Haushalte, damit sie sich überhaupt an den Erhebungen des Statistischen
     Bundesamtes beteiligen dürfen, ein Haushaltsbuch führen müssen, in dem sie alle Einnahmen und Ausgaben sauber verrechnen. |190| Ausländische Haushalte, bundesweit immerhin 10 Prozent, tauchen in den Einkommens- und Verbrauchsstichproben überhaupt nicht
     auf. Ebenso fallen ganz reiche Haushalte, mit einem monatlichen Nettoeinkommen von mehr als 18 000 Euro, aus der Statistik.
     »Die absolut reichsten Haushalte«, heißt es am Institut in Mannheim, »bekommt man in den Befragungen nicht zu fassen.« Das
     gilt nicht nur für den ganz rechten Rand der Vermögensverteilung, auch die sehr armen, extrem links liegenden Haushalte, werden
     nicht berücksichtigt. Wer zu arm wird, fällt auch aus der Statistik. Und da sich das Statistische Bundesamt stark auf die
     Mittelschicht fokussiert, müsste, um die Aussagen zu relativieren, zumindest mitgeliefert werden, wie viele Haushalte diese
     Mittelschicht in Ost- und in Westdeutschland in etwa umfasst. Dazu ist nichts zu finden, doch es ist anzunehmen, dass in Ostdeutschland
     zwischen dem sehr breiten linken

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