Abbau Ost
und dem schmalen rechten Rand der Vermögensverteilung nur wenig Platz bleibt und es zwischen
keinem oder nur sehr wenig Vermögen und sehr großem Privatbesitz nur eine recht schwach ausgeprägte Mitte gibt.
Aber noch etwas macht der vom Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung in Auftrag gegebene Forschungsbericht
deutlich, dass nämlich »die Vermögenshöhe von Haushalten eng mit dem Vorhandensein geerbten Grundvermögens verknüpft ist.
Während – bezogen auf 2003 – rund ein Viertel der Haushalte im obersten Vermögensquintil (die oberen 20 Prozent) Erbschaften
erhalten hat, ist dies nur für 6 Prozent der Haushalte in der Mitte der Verteilung der Fall. Am linken Rand der Verteilung
finden sich dagegen kaum Haushalte mit Erbschaften.« Wer nichts oder nur sehr wenig besitzt, nichts anderes sagen die Mannheimer
Wirtschaftswissenschaftler, hat auch nichts geerbt. Reich, und auch das steht hinter dieser wissenschaftlichen Erkenntnis,
wird man in Deutschland vor allem durch eine Erbschaft. Übertragen auf die ehemaligen DDR-Bürger lässt sich zusammenfassen,
dass der weitaus größte Teil der ostdeutschen Haushalte nicht auf keine größere Erbschaft hoffen darf, und dass Privatvermögen,
insbesondere Einkünfte aus privater Altersvorsorge, Immobilienbesitz und Kapitalvermögen nur eine untergeordnete |191| Rolle spielen. Ostdeutsche sind weit stärker als im Westen der Republik lebende Menschen auf Arbeit als oft einziger Einnahmequelle
angewiesen.
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Das Sozio-oekonomische Panel
Es ist nicht die absolute Höhe des nationalen Wohlstandes, sondern
seine kontinuierliche Zunahme, von welcher ein Anstieg der Arbeitslöhne
abhängt. Und es sind folglich nicht die wohlhabenden
Länder, in denen der Arbeitslohn am höchsten ist, sondern jene, die
sich am schnellsten entwickeln oder am raschesten reich werden.
Adam Smith, ›Der Wohlstand der Nationen‹, London 1776
Kurz nach der Veröffentlichung des Europäischen Instituts für Wirtschaftsforschung trat das in Berlin ansässige Deutsche Institut
für Wirtschaftsforschung (DIW) auf den Plan und stellte eine eigene, auf völlig anderen Daten fußende Studie zur Einkommenssituation
in Deutschland vor. Diese Untersuchungen machen deutlich, dass der größte Teil ostdeutscher Haushalte neben Sparrücklagen
von wenigen tausend Euro allenfalls über Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung verfügt. Vermögenszuwächse bei
ostdeutschen Haushalten setzen demzufolge Erwerbseinkünfte voraus, die zumindest etwas über dem liegen, was zur täglichen
Existenzsicherung aufgewendet werden muss. Gemeinsam mit dem in München ansässigen Marktforschungsunternehmen TNS Infratest
aktualisieren die Berliner Wirtschaftsforscher jährlich das sogenannte Sozio-oekonomische Panel (SOEP), eine seit 1984 durchgeführte
Wiederholungsbefragung der Wohnbevölkerung in Deutschland. Im Gegensatz zu den Befragungen des Statistischen Bundesamtes wird
nicht die Führung eines Haushaltsbuches verlangt, auch soll das Sozio-oekonomische Panel nicht nur einen Ausschnitt, sondern
den gesamten Bevölkerungsbereich erfassen und auch extrem reiche, sehr arme und ausländische Haushalte mit einbeziehen. Die
Befragungen zielen auf zwei aussagekräftige, gut vergleichbare Werte, das sogenannte |192| äquivalenzgewichtete Markteinkommen und das tatsächlich verfügbare Markteinkommen. Das Äquivalenzeinkommen berücksichtigt
Einnahmen aus der Erwerbstätigkeit, aus Vermietung und Verpachtung, den Mietwert selbst genutzten Wohneigentums, Kapitaleinkünfte,
private Renten und innerfamiliäre Transfers – laufende finanzielle Unterstützung, wie sie beispielsweise Eltern und Großeltern
Familienangehörigen gewähren. Das tatsächlich verfügbare Markteinkommen rechnet schließlich noch staatliche Transferleistungen
und Steuerabzüge mit ein.
Wer dieses theoretische Rüstzeug verinnerlicht und damit die am 13. Juli 2005 in Berlin veröffentlichte Studie ›Zur Entwicklung
der Einkommen privater Haushalte in Deutschland bis 2004‹ liest, dem fährt der Schreck in die Glieder. »Die zunehmende Arbeitslosigkeit
in den neuen Ländern«, hieß es da, »führt fast zwangsläufig auch zu einem Rückgang der mittleren Markteinkommen (gemessen
am Median). Seit dem 1995 erreichten Höchststand der Markteinkommen in Ostdeutschland – damals betrug der Median mehr als
13 900 Euro – ist dieses Einkommen fast durchgängig
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