Abbey Road Murder Song
mehr an sie erinnern, oder?«
»Manchmal denke ich, ich erinnere mich. Aber ich bin nicht sicher.«
»Ich glaube, Sie waren erst um die ein oder zwei Jahre alt. Höchstens drei. Die Kirche hat natürlich angeboten, Sie wieder aufzunehmen. Aber Ihr Vater wollte nichts davon wissen. Er hielt die Kirchenleute für einen Haufen gemeiner Heuchler wegen des Theaters, das sie gemacht hatten. Also zog er Sie alleine groß. Und wenn ich Sie mir so ansehe, würde ich sagen, er hat’s sehr gut gemacht.«
»Davon hat er mir nie etwas erzählt.«
»Ich glaube nicht, dass er stolz drauf war, einem anderen die Frau weggenommen zu haben. Auch nicht darauf, dass sein Sohn unehelich geboren wurde. Und Tomas Breen war ein sehr stolzer Mann. Er war zum Beispiel sehr stolz auf Sie. Hat ständig von Ihnen erzählt. Cathal dieses, Cathal jenes.«
»Wirklich?«
»Natürlich, wo Sie doch immer so ein guter Junge waren.«
Breen sah dem älteren Mann in die Augen. Unter den Pupillen lagen helle Halbmonde, Venen durchzogen das gelbliche Weiß seiner Augen. Breen wollte glauben, dass er ihm all das nicht nur aus Freundlichkeit sagte.
Ein Arbeiter klopfte an die Tür und riss sie auf. »Jemand hat Diesel in den großen Betonmischer gekippt. Jetzt ist der Motor im Arsch.«
»Herrgottnochmal. Ich bin in einer Minute da«, rief Nolan. »Lass uns noch einen Augenblick allein.«
Breen stand auf, um zu gehen. Der alte Vorarbeiter schüttelte ihm herzlich die Hand. »Und jetzt ist der Sohn eines anderen tot. Ich hoffe, Sie finden heraus, was passiert ist. Verzeihen Sie mir, wenn ich sage, dass die meisten englischen Polizisten einen Scheiß drauf geben, ob hier ein Ire mehr oder weniger rumläuft.«
»Nein«, sagte Bailey.
»Das sind Mädchen, Sir. Sechzehn, siebzehn Jahre alt. Die reden nicht mit mir. Wenn ich Constable Tozer dabei hätte …«
»Erstens ist das nicht nötig«, sagte Bailey. »Wir wissen, wer Morwenna Sullivan getötet hat.«
Breen sagte: »Ich habe hin und her überlegt, Sir. Ich sehe nicht, wie Major Sullivan das getan haben soll.«
»Zweitens gibt es mehr als genug andere weibliche Constables. Der CID ist keine Partnervermittlung, Sergeant.«
Breen stand vor Baileys Schreibtisch und blinzelte. »Wie bitte, Sir?«
»Sie haben mich sehr wohl verstanden. Jeder andere Constable kann das ebenso übernehmen.«
»Tozer kennt sich aber in der Szene wirklich gut aus, Sir.«
Bailey bebte, als er sprach. Wie ein alter Ast an einemalten Baum, kurz bevor er herunterkracht. »Es ist nicht unsere Aufgabe, uns ›in der Szene auszukennen‹. Genau deshalb kommt es überhaupt nicht Frage, dass Sie Tozer mitnehmen.« Der ältere Mann sah ihm direkt in die Augen. Breen starrte zurück.
»Ich war schon immer dagegen, dass weibliche Beamte die Aufgaben von Männern übernehmen. Sonst noch Fragen?«
»Scheiße, ich geb’s auf«, sagte Tozer, als Breen ihr erzählte, wie das Gespräch verlaufen war. »Ich hab die einmalige Chance verpasst, mich in Erfüllung meiner Dienstpflicht bei George Harrison vor die Tür zu pflanzen.«
»Warum fahren wir nicht am Wochenende hin? Dann wären wir ja nicht im Dienst.«
»Sie verstoßen wirklich ungerne gegen die Vorschriften, oder?«
»Am Samstag?«
»Morgen kann ich nicht. Eine Kollegin aus meiner alten Einheit heiratet und wir haben versprochen, mit ihr einkaufen zu gehen. Ich kann mir kaum was Schlimmeres vorstellen.«
»Dann am Sonntag?«
»Ich hab Sonntag und Montag Dienst. Wie sieht es Dienstag aus?«
»Okay, also Dienstag.«
»Was ist mit der Party?«, fragte sie.
Breen sah sie an. »Kommen Sie mit? Ich dachte …«
»Wenn ich hilfreich sein kann – wie soll ich da nein sagen?«
Breen fragte sich, ob er vor der Party am Samstag noch Zeit für einen Friseurbesuch finden würde. Andererseits, wenn er sich’s genau überlegte, sollte er die Haare ruhig ein bisschen wachsen lassen.
Er sah sich gerade nach einem Constable um, der ihn zur Baustelle in Paddington fahren konnte, als ein Wagen auf den Parkplatz hinter der Wache einbog, viel zu schnell und mit heulender Sirene bremste er vor der Hintertür. Carmichael lehnte sich aus dem Fenster des Escort. »Da bist du ja. Spring rein.«
»Was ist los?«
»Hast du Prosser gesehen?«
Breen stand auf den Stufen, die zum Hauptgebäude führten. »Er musste irgendwohin. Hat nicht gesagt wo.«
»Egal. Steig ein.« Carmichael griff nach hinten und öffnete die Tür.
»Warum?«
»Steig einfach ein.«
Breen setzte sich auf die
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