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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shaw
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unrasiert und trug eine Strickjacke über einem Netzhemd, das ihm über die schmalen Schultern hing. »Dann komm mal besser rein«, sagte er.
    Die Wohnung war in einem schlimmen Zustand. Schmutzige Teller und Becher auf dem Boden im Wohnzimmer und Klamottenhaufen in den Ecken. Der Aschenbecher war schon eine ganze Weile nicht mehr geleert worden, und graue Asche und Stummel quollen auf den kleinen gläsernen Wohnzimmertisch über. Leere Flaschen Pale Ale standen aufgereiht auf dem Fensterbrett.
    Breen blieb zögernd an der Wohnungstür stehen.
    »Alles klar, Paddy?«
    Prosser sah ihn neugierig an, rieb sich das unrasierte Kinn mit den Fingerspitzen.
    »Jones hat den Kerl erwischt, der im Laden auf dich eingestochen hat.«
    Prosser nickte. »Hab’s gehört«, sagte er. »Hab auch gehört, dass du ihn hast laufen lassen.«
    »Genau.«
    »Ich nehme an, dafür muss ich dir dankbar sein.«
    »Solltest du«, sagte Breen. Die Wände des Zimmers waren kahl, abgesehen von einem Malen-nach-Zahlen-Bild von einer Galeone und dem Foto eines ungefähr vierjährigen Jungen auf dem Kaminsims.
    »Alle haben mich für ein Arschloch gehalten, weil ich nichts dagegen getan habe, dass dich der Typ mit dem Messer bedroht hat, und jetzt halten sie mich für was noch Schlimmeres, weil ich den Chinesen hab laufen lassen.«
    Prosser nickte. »Und du hast mich nicht verpfiffen?«
    »Nein.«
    »Niemandem gegenüber?« Breen schüttelte den Kopf.
    »Danke«, sagte Prosser. »Ich weiß das zu schätzen. Bei der Polizei müssen wir alle zusammenhalten.«
    »Ja. Schön, dass du das sagst.«
    »Dann schulde ich dir wohl eine Enschuldigung. Tut mir leid, okay? Das ist mir einfach irgendwie entglitten.«
    Breens Arm schmerzte. Er rieb sich das Schlüsselbein und sagte: »Wochenlang habe ich gedacht, es wäre meine Schuld gewesen, dass du verletzt wurdest. Hast du eine Ahnung, wie ich mich dabei gefühlt habe?«
    Prosser sagte nichts.
    »Die Tür stand offen. Aber es gab keinerlei Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen. Bis vor wenigen Wochen hab ich gar nicht mehr daran gedacht. Ich dachte, ich sei an allem schuld.«
    Prosser lächelte. »Er sollte es nach Einbruch aussehen lassen. Was für ein Idiot.«
    Das Grinsen eines Mannes, der weiß, dass er Scheiße gebaut hat. Fast als wollte er sagen: Heutzutage bekommt man einfach kein gutes Personal mehr …
    »Hat er dich verletzt, oder hast du’s selbst gemacht?«
    Prosser setzte sich aufs Sofa, stützte den Kopf in die Hände und sagte: »Ich hab’s selbst gemacht. Ich dachte, dann sieht’s nach was aus. Und plötzlich war ich ein verfluchter Held. Sogar Bailey hat mich einen Helden genannt. Die haben mich für einen Orden vorgeschlagen. Lustig, oder?« Breen folgte ihm ins Zimmer. Prosser nahm ein Päckchen Zigaretten und schüttelte es. Es war leer. »Hast du eine Zigarette?«
    »Nein«, sagte Breen, obwohl er wusste, dass er noch vier hatte.
    Prosser seufzte.
    »Das war eine abgekartete Sache. Du hast dem Chinesen die Schlüssel verkauft. Er ist rein, hat die Klamotten eingepackt, und du hast ihm dann die Kohle abgeknöpft.«
    Prosser nickte. »Hab ihn Ostern beim Autoklauen erwischt. Da hat er mir Geld angeboten, wenn ich ihn gehen lasse. Sonst hab ich das nie gemacht, das schwöre ich. So einer bin ich nicht. Ich weiß, es sieht ganz danachaus, aber der Eindruck täuscht. Und dann hab ich die Typen vom CID in Peckham getroffen, die haben ein ganzes Team laufen, verkaufen Schlüssel an Banden und stecken dafür ihren Anteil ein. Die machen eine schöne Stange Geld. Die Ladenbetreiber sind ja alle versichert, also wem schadet das schon? Schließlich sind wir diejenigen, die der Versicherung klarmachen müssen, ob eine Straftat vorliegt oder nicht. Und die haben mir gezeigt, wie einfach das geht. Ich meine, wir haben doch sowieso die Schlüssel von der Hälfte aller Geschäfte in Marylebone. Ich hab’s nur das eine Mal gemacht, ich schwör’s. Höchstens zweimal. Und niemals bei Leuten, die sich’s nicht hätten leisten können. Dieser Martin Dawes, der schwimmt im Geld. Und weißt du, was Versicherungen für ein Geld machen? Ich brauch die Kohle. Allerdings war das Schlitzauge so blöd, dass er gesehen wurde. Typisch für mich, so ein Pech.« Er lächelte. »Was wirst du tun, Paddy? Ist deine Entscheidung.«
    Während seiner ganzen Zeit beim CID hatte Prosser ihn nie wie einen von der Truppe behandelt. Er war immer der blöde Ire geblieben. Jetzt, wo er ihn in der Hand hatte, sollten sie

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