Abbey Road Murder Song
seiner Tochter je begegnet?«
»Meine Tochter hat darauf geachtet, sie von uns fernzuhalten. Sie wusste, ihr Vater würde ihr das nicht verzeihen. Aber ich weiß, dass er den Vater des Mädchens einmal getroffen hat.«
»Wann?«
»Nach Ijeomas Abreise nach Afrika. Er ist in ihre Wohnung gegangen und hat ihre Sachen geholt. Der Vater des anderen Mädchens war dort und hat ebenfalls die Sachen seiner Tochter gepackt.«
»Hat Ihr Mann Ihnen von der Begegnung erzählt?«
»Warum wollen Sie das wissen?«
»Bitte.«
»Ja. Sie hatten vieles gemeinsam. Beide wollten ihre Töchter retten. Der andere Mann war beim Militär. Sam mochte ihn, meinte, er sei auf unserer Seite, er unterstütze Biafra und wolle helfen. Echte Männer, alle beide.«
Breen und Tozer sahen einander an.
»Wann erwarten Sie Ihren Mann zurück?«
»Morgen.« Sie sah sich um. »Darf ich Ihnen noch eine Cola bringen? Oder vielleicht ein Stück Kuchen?«
Breen schüttelte den Kopf.
Plötzlich stand Mrs Ezeoke auf. »Entschuldigen Sie«,sagte sie und ging hinaus. Sie hörten sie draußen im Flur herumkramen, dann kehrte sie mit einem hellblauen Umschlag zurück, den sie Breen übergab.
Es war ein Luftpostbrief, adressiert an Ijeoma Ezeoke. Er war abgestempelt, aber es war keine Adresse eingetragen. Auf der Rückseite stand: »Morwenna Sullivan, 118c Edgware Road, London«. Und mit großen unterstrichenen Buchstaben: »Streng privat!!!!«
»War sie hier?«, fragte Breen.
»Ich habe sie nicht gesehen«, sagte Mrs Ezeoke. »Sie hat den Brief in den Briefkasten gesteckt, mit der Bitte, ihn an unsere Tochter weiterzuleiten. Ich habe ihn nicht abgeschickt. Ich dachte, es wäre am besten, wenn Ijeoma sie vergisst.«
Sie saßen eine Minute lang schweigend da, während die Dunkelheit von draußen in den Raum drang.
Im Wagen meinte Tozer: »Elfenbeinküste. Klingt wunderschön, oder?«
»Ja, das tut es«, sagte Breen.
Er öffnete den Brief. Er war auf den 17. August 1968 datiert.
Darling, darling Izzie,
ich vermisse Dich so sehr. Ich weine jede Nacht und jeden Tag. Ich hasse Deinen Vater, weil er uns das antut. Unsere Väter sind beide BÖSE. Ich hasse alle. Ich liebe nur Dich.
Bitte mach dir keine Sorgen. Ich kenne Dich doch. Alles wird wunderbar. Ich ziehe aus der Wohnung in ein besetztes Haus, um £££ zu sparen, und dann suche ich mir einen Job als Verkäuferin oder Sekretärin oder vielleicht sogar als Tänzerin, damit kann ich noch mehr £££ verdienen. (Ich hab Dir doch gesagt, dassmeine Mum Model war, und was die kann, kann ich schon lange!!!)
Ich hab meinen Vater um Geld gebeten, aber natürlich ist er zu nichts zu gebrauchen, WIE ALLE VÄTER. (Wenn Sie das hier lesen, Mr Samuel Ezeoke, dann dürfen Sie ruhig wissen, dass ICH SIE HASSE. (Tut mir leid, liebe Izzie, aber so ist es.))
Mach Dir keine Sorgen. Ich komme und rette dich. Versprochen. Dann leben wir zusammen in einer Lehmhütte. Ich habe mir alles genau überlegt. Es gibt Frachtschiffe von Liverpool aus, die Passagiere für nur 45 Pfund bis Abidjan mitnehmen (ich habe bei der Botschaft angerufen und eine nette Frau hat mir das gesagt). Meine Liebe zu Dir ist größer als der ganze Planet. Das schwöre ich. All we need is ♥ ! Du wirst immer mein SUPER FAB GIRL 4 ever bleiben.
Hunderte von kleinen Kreuzchen bedeckten den gesamten unteren Rand des hauchdünnen blauen Luftpostpapiers.
»Glauben Sie, er war’s? Ich schon.«
»Ich weiß nicht, ob er das Mädchen umgebracht hat. Aber das Mordopfer wurde direkt neben seinem Haus gefunden. Und er kannte den Major.«
»Und wir wissen jetzt, dass Morwenna wusste, wo die Ezeokes wohnen.«
»Was er uns verheimlicht hat.«
»Ich glaube, er war’s.«
»Keine vorschnellen Schlüsse, Helen.«
»Aber ich glaube trotzdem, dass er’s war.«
neunundzwanzig
Breen fiel erschöpft ins Bett und in einen tiefen, traumlosen Schlaf, aus dem er, als es Zeit wurde, nur schwer wieder erwachte.
Tozers Klopfen ließ ihn schließlich hochschrecken. Im Dunkeln tastete er nach dem Kabel seiner Nachttischlampe. Das grelle Licht schmerzte in seinen Augen.
»Sie wollten doch längst fertig sein«, schrie sie durch den Briefschlitz. »Wir kommen zu spät.«
Völlig verschlafen, hatte er Mühe, sich zu erinnern, warum es so wichtig war, unbedingt früh aufzustehen. Dem Reisewecker neben seinem Bett zufolge war es erst kurz nach vier. Allmählich fiel ihm wieder ein, dass er Bailey zu Hause angerufen und ihm von Ezeoke erzählt hatte; dass er ihn zur
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