Abbey Road Murder Song
mit einem Waffenhändler zu treffen. Einem vermeintlichen Waffenhändler.«
»Major Sullivan«, sagte Breen.
»Heißt er so? Das wusste ich nicht. Irgendwo findet sich immer ein bestechlicher Engländer.«
»Major Sullivan?«, fragte Tozer. »Oh Gott.«
»Man könnte glauben, dass ich diesen Engländer hasse, weil er unser Geld gestohlen hat«, sagte Okonkwo. »Aber, nein. Engländer sind immer nur Engländer. Ezeoke hasse ich. Ich hasse ihn, weil er so dumm war und seinen afrikanischen Brüdern nicht vertraut hat. Es ist immer wieder dasselbe mit diesen Leuten, diesen ganzen Panafrikanisten. Nkrumah. Nyerere. Und jetzt seht euch an, was passiert ist.«
»Wahrscheinlich ist Ezeoke durch seine Tochter an Sullivan geraten«, sagte Breen. »Der Major steckte bis zum Hals in Schulden. Vielleicht hat er Ezeoke weisgemacht, er könne ihm Waffen besorgen.«
»Ich weiß nicht, wem er unser Geld gegeben hat. Ist mir auch egal. Ich weiß nur, dass Sam unser Geld hatte und jetzt alles weg ist. Alles.«
»Haben Sie viel verloren?«
»Ich? Ich hatte nicht viel. Zweitausend Pfund. Ich bin egal. Ich hab’s gerne gegeben. Es war wie ein Fieber. Nimm unser Geld. Nimm alles. Ezeoke hat natürlich selbst das meiste beigesteuert.«
»Wie viele waren beteiligt?«
»Wir sind fünfundsechzig. Einige davon reich. Andere nicht, so wie ich. Aber wir haben alle gegeben, so viel wir konnten. Und jetzt ist alles weg. Hunde fressen Scheiße, aber die Ziege bekommt schlechte Zähne.«
»Was?«
»Ein Sprichwort der Ibo. Lässt sich eigentlich nicht übersetzen.«
»Und was hat das jetzt mit dem Mädchen zu tun?«, fragte Tozer an Breen gewandt.
»Mit welchem Mädchen?«, fragte Okonkwo.
Breen ignorierte die Frage. »Sie haben gesagt, er wollte, dass Sie ihn verstecken«, sagte er.
»Ja.«
»Und …?«
»Wie gesagt, habe ich mich geweigert. Ich achte die Gesetze, Mr Breen.«
Breen ging langsam im Laden auf und ab. Auf einem Regal rechts von Okonkwos Schreibtisch stand ein abgenutztes Holzbrett mit kleinen Tassen in zwei Reihen. In einigen befanden sich Bohnen, andere waren leer. Breen griff hinein, nahm eine Hand voll Bohnen und ließ diese eine nach der anderen wieder in die Tasse fallen. »Wenn Sie Ezeoke wären, wohin würden Sie jetzt gehen.«
»Ich bin nicht Ezeoke.«
»Aber wenn Sie er wären.«
»Wenn ich Ezoeke wäre, würde ich nach Biafra fahren.«
»Wie?«
»Ich würde nach Biafra fahren und mir von einem feindlichen Soldaten eine Kugel in den Kopf jagen lassen.«
Eine Frau, die sich zum Schutz gegen die Kälte ein Kopftuch umgebunden hatte, versuchte, die Tür zu öffnen, sie rüttelte am Knauf.
»Gehen Sie«, rief Okonkwo und winkte aufgebracht. »Ich habe geschlossen. Sehen Sie denn nicht das Schild?«
Die Frau verschwand wieder.
»Ezeoke hat mir gesagt, es sei nur eine Frage der Zeit, bis die gegnerischen Truppen einbrechen.«
Okonkwo lachte laut. »Wir haben Port Harcourt verloren. Wir haben Nsukka und Enugu, unsere Hauptstadt, verloren. Wir haben uns ins Buschland zurückgezogen. Was glaubt er wohl? Hält er das für einen strategischen Rückzug zur Schwächung des Feindes? Wir haben nur eine einzige Strategie, nämlich so lange weiterzukämpfen, bis die öffentliche Meinung zu unseren Gunsten umschlägt.«
»Und in der Zwischenzeit sterben Kinder«, sagte Tozer.
»Wir sind es nicht, die sie töten. Dafür sind die Föderierten verantwortlich«, sagte Okonkwo.
»Wenn Sie Ezeoke wären, auf welchem Weg würden Sie nach Biafra reisen?«
Okonkwo nahm seinen Lappen, tränkte ihn mit Politur und polierte weiter den Löffel. »Das Land ist umstellt. Der Zugang zur Küste abgeschnitten. Es gibt nur noch eine Möglichkeit, dorthin zu gelangen.«
»Auf dem Luftweg?«
»Genau.«
»Wer fliegt dorthin?«
»Welche Fluggesellschaften?«, lachte Okonkwo. »Nach Biafra fliegt überhaupt keine Fluggesellschaft, nur Hilfslieferungen. Und auch nur von Portugal aus. Er müsste nach Bissau fliegen und von dort auf die Insel Sao Tome. Dort starten die Hilfsmaschinen der Franzosen.«
»Dann wird er wahrscheinlich versuchen, nach Portugal zu gelangen?«
»Wie sollte er dorthin kommen? Observieren Sie nicht sein Haus?«
»Er würde sich nicht mal in die Nähe trauen. Die halbe Met ist da«, sagte Tozer.
»Was ist mit dem Komitee?«, fragte Breen. »Dort muss er doch Freunde haben.«
»Er hat keine Freunde«, sagte Okonkwo ärgerlich. »Schon bevor er unser Geld gestohlen hat, gab es Streit. Er war mit unserer
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