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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shaw
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über die geschliffenen Bodendielen.
    »Entschuldigung«, sagte er.
    »Raus aus meinem Haus!«, schrie Mrs Ezeoke. »Sie benehmen sich wie Tiere. Raus aus meinem Haus!«
    Niemand beachtete sie, alle widmeten sich weiter ihren Aufgaben, und die kaputte Karaffe blieb auf dem Boden liegen. Ein intensiver Brandygeruch verbreitete sich im Raum. Mrs Ezeoke setzte sich aufs Sofa und weinte.
    Die Afro Art Boutique war ein kleines Geschäft in der Portobello Road zwischen einer Reinigung und einem Zeitungsladen. Die Fenster waren voller seltsamer Schmuckstücke und Schnitzereien. Ein Pappkarton enthielt kleine Metallskulpturen, jede davon sah anders aus – winzige Männer mit Stöcken oder Speeren, andere geformt wie Stühle oder Autos. Auf dem Karton stand: »Goldgewichte aus Aschanti – 3 Guineas«. Eine riesige schwarze Maske mit Kaurischnecken anstelle von Augen baumelte an zwei Schnüren, Bast stand von den Rändern ab. Schwarze, seltsame Hocker, alt und abgenutzt, waren überall im Raum scheinbar wahllos übereinandergestapelt. Ein verrostetes, aus Blechdosen gefertigtes Modell eines Kreuzfahrtschiffes lag gefährlich schräg auf einer mit komplizierten Zickzack-Schnitzereien verzierten Kiste.
    Okonkwos struppiger Bart wurde bereits grau, und seine Augen waren rot und müde. Er saß mit einer Büchse Politur und einem dunklen Lappen an einem Schreibtisch und polierte einen reich verzierten Bronzelöffel. Irgendwo lief eine Platte mit Bachs Suiten für Cello.
    »Guten Tag. Ich habe Sie früher erwartet«, sagte Mr Okonkwo und legte den Lappen beiseite. Breen nahm erstaunt zur Kenntnis, dass es doch schon Nachmittag war. Die Abwicklung am Flughafen und die Fahrt hierher hatten länger gedauert als gedacht.
    Ebenso wie das Fenster quoll auch der Laden selbst schier über vor afrikanischen Schnitzereien, Kisten, Hockern und Totems. Überall waren Masken, einige hingen an Wänden, andere lagen einfach auf dem Boden. Ein augenscheinlich schwerer, schwarzer Hocker mit U-förmigem Sitz stand auf dem Tisch. Darauf kauerte die Lehmfigur eines Jungen.
    »Wir kommen wegen Ezeoke.«
    »Ja, natürlich.«
    An der Wand hinter Okonkwo entdeckte Breen dasselbe Plakat, das er bei Ezeoke gesehen hatte. Und noch eines: »Rettet Biafra«. Das Bild des Jungen, der mit toten Augen in die Kamera blickte, die steckendürren Arme um den aufgetriebenen Bauch gelegt.
    Okonkwo nahm den Lappen wieder auf und polierte weiter. »Ezeoke hat gesagt, er werde von der Polizei gesucht.«
    »Haben Sie ihn gesehen?«
    »Nein, er hat angerufen. Vor einer Stunde.«
    »Von wo?«
    »Ich habe ihn gefragt, aber er wollte es mir nicht sagen.«
    »Sie hätten uns sofort anrufen müssen«, sagte Tozer. »Er ist auf der Flucht.«
    Der Mann zuckte mit den Schultern. »Ich wusste doch, dass Sie kommen würden.«
    »Wir könnten Sie festnehmen, weil Sie uns Informationen vorenthalten haben«, fuhr Tozer fort. »Wissen Sie, dass er zwei Menschen getötet hat?«
    »Zwei?« Okonkwo runzelte die Stirn. »Ich habe nur gehört, dass er einen Polizisten erstochen hat.«
    »Warum hat er angerufen?«, fragte Breen.
    »Weil er beichten wollte. Ach ja, um Geld gebettelt hat er auch und darum, dass ich ihn verstecke.«
    »Und?«
    »Und was?«
    »Haben Sie angeboten, ihm zu helfen?«
    »Ich habe ihm gesagt, dass er sich verpissen soll.«
    Okonkwo spuckte auf den Löffel und polierte weiter.
    »Warum?«
    »Sehen Sie, ich habe Ezeoke geliebt wie einen Bruder. Er war der erfolgreichste von uns. Und jetzt muss ich erfahren, dass er uns alle angelogen und betrogen hat. Ich habe ihm gesagt, er soll verschwinden. Mir ist jetzt klar geworden, dass er nie wirklich einer von uns war. Er hatnur so getan. Aber er hat nie auf uns gehört.« Okonkwo schien eine einzige Stelle auf dem Löffel anzustarren. »Er hat sich immer für etwas Besseres gehalten, weil er in England aufgewachsen ist.«
    Breen sah sich um. In den Bücherregalen standen gewichtige Bände: Shakespeare-Kritik 1919-1935 , Hamlet und Ödipus , Aschanti und die westafrikanische Goldküste , Traurige Tropen .
    »Aber wieso betrogen?«, fragte Tozer.
    »Er hat unser Geld genommen. Er hat angerufen, wollte sich entschuldigen. ›Ich habe die zweiundsechzigtausend Pfund verloren. Bitte, Eddie. Hilf mir. Die Polizei ist hinter mir her.‹ Geh und verpiss dich, Samuel Ezeoke.« Okonkwo schaute ein letztes Mal auf den Löffel, dann legte er ihn auf den Tisch.
    »Ach du lieber Gott«, sagte Tozer. »Zweiundsechzigtausend Pfund? Und das

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