Abbey Road Murder Song
sich um ihn hätte kümmern können.«
»Ich sag ja nur, wenn du dazugehören würdest, hätte es geheißen: ›Oh, Paddy ging die Flatter, kann jedem mal passieren.‹ Die würden dir eine zweite Chance geben.« Die Getränke kamen, und Carmichael trank vier Finger breit von seinem Pint, dann wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund. »Ich mein ja nur. Dein Dad ist tot. Es wird Zeit, reinen Tisch zu machen. Vergiss nicht, ich kann jederzeit mit Pilcher über dich sprechen.«Carmichael zog ein Päckchen Pall Mall aus der Tasche, nahm eine Zigarette heraus, klopfte damit ein paar Mal auf den Tisch, bevor er sie sich in den Mund steckte und anzündete. »Also. Arm in Ordnung?«
Breen nickte.
»Wie ist das Mädchen?«
»Redet ununterbrochen.«
»Du liebe Zeit, eine Schnalle beim CID. Wie sollst du denn da arbeiten?«
»So übel ist sie gar nicht.«
Carmichael hob die Augenbrauen.
»Nein, im Ernst. Die ist schon okay. Gibt sich Mühe.« Zu seiner eigenen Verwunderung wurde Breen bewusst, dass er sich für Constable Tozer einsetzte. Er war kurz davor, Carmichael zu erzählen, was sie auf dem schwarzen Kleid entdeckt hatte, aber Carmichael fiel ihm ins Wort.
»Frauen beim CID, das geht doch nicht. Das wird nicht funktionieren. Was ist, wenn’s ernst wird?«
»Du meinst, sie könnte Angst bekommen und wegrennen?«
Carmichael brauchte eine Sekunde, dann sagte er: »Ha ha, sehr witzig. Warum stellst du dich bloß immer so verflucht stur? Ich biete dir eine Chance, und du schmeißt sie mir vor die Füße.«
Sie sahen einander an. Er hatte Carmichael absichtlich verärgert. »Tut mir leid, John«, sagte er. »Bin ein bisschen müde.«
»Die Welt verändert sich, Paddy. Versprich mir, dass du mal darüber nachdenkst, okay? Über das Drogendezernat.«
Am Nachbartisch saß ein schlanker junger Mann mit schulterlangem Haar, Blumenhemd und einem knallbunten Damenschal um den Hals. Er unterhielt sich mit einem Mann mittleren Alters in einem hellen Anzug. Die Kellnerin scharwenzelte um den Hippietypen herum,weshalb Breen vermutete, dass er Schauspieler oder Musiker war. Er sah nicht älter aus als zwanzig.
Carmichael merkte, dass Breen die beiden beobachtete. »Das ist das beschissene Swinging London«, sagte er.
Als hätte eine Art Umsturz stattgefunden. Die Jungen und Schönen hatten die Macht ergriffen. Sie hatten ihre eigenen Fernsehprogramme, ihre eigenen Radiosender, ihre eigenen Boutiquen, ihre eigene Sprache. Breen fühlte sich mit Anfang dreißig betrogen. Er war neidisch.
Der Mann im Anzug nickte heftig und lachte über etwas, das der junge Mann gesagt hatte.
Das Essen kam. Breen blickte auf seinen Teller, ein Berg Pasta mit Fleischsauce, er bereute, überhaupt etwas bestellt zu haben. Er nahm die Gabel und stocherte darin herum, versuchte, ein paar Spaghetti herauszuangeln. Die Nudeln rutschten ihm sofort wieder von der Gabel.
»Los, iss«, sagte Carmichael. »Wir müssen dich ein bisschen aufpäppeln.«
Danach ging Breen zur Tottenham Court Road. Gerade als er den Soho Square erreichte, kam die Sonne heraus, und das heruntergefallene Laub in dem kleinen Park leuchtete in bunten Braun- und Grüntönen. Angesichts der unverhofften Farbenpracht fühlte er sich ganz erschöpft. Auf dem Weg quer durch den Park gelangte er an eine feuchte Parkbank und setzte sich. Er legte den Kopf zwischen die Knie und schloss die Augen. Nach dem Essen mit Carmichael fühlte er sich aufgedunsen. Nachdem er ein paar Mal tief durchgeatmet hatte, lehnte er sich zurück und öffnete die Augen. Eine Taube flatterte vor ihm herum, neigte erwartungsvoll den Kopf, plusterte ihre rosa schimmernden Nackenfedern auf. Die Welt schien ein Maß willkürlicher Bedeutsamkeit zu enthalten, das er nie zuvor wahrgenommen hatte.
Als Polizist war Breen darin geschult, auf Ungewöhnliches zu achten – auf Männer, die vor Banken herumlungern, kaputte Fensterscheiben, Fahrzeuge mit seltsamen Kennzeichen. Gerade aber schien ihm alles ungewöhnlich.
Die kleine Gruppe von Studenten verteilte immer noch Flugblätter. Einer schrammelte auf einer Gitarre, die er sich umgehängt hatte.
Breen wartete noch eine Minute, und die plötzliche Helligkeit verzog sich wieder. Erneut schoben sich Wolken vor die Sonne, wobei das Unbehagen blieb und weiterhin seine Brust erfüllte.
»Alles klar, Sir?«
Er blickte auf. Constable Tozer stand vor der Bank. »Hab ein Käsesandwich gegessen. War scheußlich. Und Sie?«
Er stand wortlos auf.
»Egal, ich
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