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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shaw
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Eltern. Ich habe der Agentur bereits mitgeteilt, dass ich ihre Dienste nicht noch einmal in Anspruch nehmen werde. Sie ist nicht zu gebrauchen.«
    »Waren Sie lange hier?«, fragte Breen das Mädchen.
    »Knapp zwei Monate«, erwiderte Mrs Broughton. Sie saß auf der geblümten Couch, ein Arm lag über der Lehne. »Ich nehme an, wir werden ihr den Lohn für die gesamte Woche auszahlen müssen. Das ist sehr unangenehm.«
    Breen beobachtete das Mädchen, das langsam auf seiner Lippe kaute. Er betrachtete ihre Hände. Die Nägelwaren kurz und abgekaut. Junge Menschen konnten nur schlecht verbergen, wenn sie unglücklich waren.
    »Mein Mann ist in leitender Funktion beim auswärtigen Amt tätig«, sagte Mrs Broughton. »Es wäre ihm ein Gräuel, sollte dieser Sache auch nur der Hauch eines Skandals anhaften. Es gibt doch keinen Grund, weshalb die Angelegenheit in die Zeitung kommen sollte, Officer?«
    »Ich möchte bezweifeln, dass sich die Zeitungen für Ihr Kindermädchen interessieren.«
    »Na immerhin, ein kleiner Segen.«
    »Dürfen wir Joan alleine sprechen?«, fragte Breen.
    »Alleine? Wir vertreten ihre Eltern, zumindest vorläufig. Ich denke, wir sollten dabei sein.«
    »Ich möchte lieber mit ihr alleine sprechen. Ein weiblicher Constable wird bei dem Gespräch anwesend sein.«
    Eine Pause. Ein gezwungenes Lächeln. »Nun denn, wie Sie meinen.« Aber sie machte keinerlei Anstalten, ihren Tee auszutrinken und das Zimmer zu verlassen.
    »Vielleicht dürfen wir in Ihrem Zimmer mit Ihnen sprechen?«, fragte Breen die Nanny direkt.
    Das Mädchen nickte stumm, blickte auf ihre Füße und stand auf.
    »Sie zeigt ihnen den Weg«, sagte Mrs Broughton und beugte sich zu einer silbernen Zigarettenschachtel neben der Teekanne hinunter. »Bitte gehen Sie nicht, ohne noch einmal zu mir zu kommen, Officer.«
    Oben an der Treppe, in vergoldeten Rahmen, hingen düstere Porträts und freudlose, feucht wirkende Landschaftsgemälde – das Gegenteil von Ezeokes Bildern.
    Das Mädchen wohnte ganz oben unter dem Dach in einem Zimmer, dessen Decke so niedrig war, dass Breen nicht aufrecht darin stehen konnte. An den Wänden hingen, aus Zeitschriften ausgeschnitten und mit Klebeband befestigt, Bilder von Popstars und Models. Breen erkannte nur Twiggy und Jean Shrimpton. Im Regal danebenein tragbarer roter Plattenspieler und ein unordentlicher Stapel Singles auf dem Boden. Eine Häkelnadel und Wolle lagen auf einem Stuhl. Die Grünlilie am Fenster brauchte dringend Wasser. Eine kleine Kommode mit halb herausgezogenen Kleidern, ein halb gepackter brauner Lederkoffer.
    »Dann gehen Sie also zurück nach Hause?«
    »Sieht so aus«, sagte das Mädchen. Sie begann, vorsichtig die Bilder von der Wand abzulösen.
    »Darf ich mich setzen?«
    Das Mädchen nickte verhalten. Es gab nur einen einzigen Stuhl, und Breen nahm darauf Platz.
    »Dann nehme ich das Bett, ja?«, fragte Tozer. Das Metallbett quietschte, als sie sich draufsetzte.
    Die Augen des Mädchens waren gerötet, sie fuhr sich mit dem Ärmel ihrer Wolljacke darüber. Tozer zog ein Taschentuch aus dem Ärmel und bot es ihr an.
    »Tut mir leid. Ich wollte die Polizei rufen. Aber ich hab mir Sorgen gemacht, was sie dann sagen würde.«
    »Warum?«
    Sie antwortete nicht, kaute nur weiter auf ihrer Lippe und griff nach einem weiteren Foto. Die Popgruppe war um ein Schlagzeug herum versammelt, auf dem »The Small Faces« stand.
    »Schon okay. Wir sagen ihr nichts«, sagte Tozer.
    Das Mädchen hörte auf zu packen. »Alasdair musste unterwegs Pipi machen«, platzte es aus ihr heraus. »Wir waren fast schon zu Hause, aber er musste halt ganz dringend.«
    »Alasdair?«
    »Der Sohn. Ich passe auf ihn auf.«
    »Und Mrs Broughton hätte die Vorstellung nicht gefallen, dass ihr Sohn …?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Und jetzt behauptet sie, ich sei hinterlistig, weil ich’s ihr nicht gesagt habe. Und eine Lügnerin. Dabei ist sie doch diejenige, die behauptet hat, sie würde mir vier Pfund die Woche zahlen und jetzt bekomme ich nur drei Pfund zehn.«
    Tozer stand auf und legte einen Arm um das Mädchen. »An deiner Stelle wäre ich froh, hier wegzukommen.«
    Das Mädchen schüttelte Tozers Arm ab, machte sich erneut ans Packen.
    »Die werden das der Agentur erzählen, und dann bekomme ich nie mehr einen Job.«
    »Es gibt doch noch ganz andere Stellen«, sagte Tozer.
    Das Mädchen nickte. »Ich hasse diese Stadt sowieso. London ist ein Drecksnest. Alle sagen, es sei cool, aber das

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