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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shaw
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Rider riss die Augen auf, und die Farbe wich ihm aus dem Gesicht. »Wie bitte?«
    »Sie haben es dort hineingeworfen.«
    »Hab ich nicht«, sagte er.
    Breen spürte ein Prickeln auf der Haut. Der Mann log. Die plötzliche Veränderung seines Verhaltens bei der Erwähnung des Kleids und dass er es rundheraus abstritt, waren eindeutige Indizien. Die Schwere, die sich den ganzen Tag über verdichtet hatte, schwand, und Breens frühere Anspannung brach sich erneut Bahn.
    »Warum haben Sie es weggeworfen?«
    »Ich hab’s nicht weggeworfen«, beharrte Rider. »Das ist absurd.« Seine Stimme zitterte jetzt.
    Breen beugte sich vor. Es fiel ihm schwer, sich Rider als Mörder vorzustellen, aber sie waren hier irgendetwas auf der Spur.
    »Lassen Sie sich Zeit. Erzählen Sie’s uns, sobald Sie dazu bereit sind.«
    Tozer schien auch etwas aufgefallen zu sein. Sie stand hinter Rider und konzentrierte sich voll und ganz auf ihn, ließ seinen Hinterkopf nicht aus den Augen.
    »Ich habe nichts zu sagen.«
    Breen blickte auf die Uhr und notierte die Zeit auf einem Block vor sich.
    »Was geht hier vor?«, wollte Rider wissen. »Bitte.«
    »Es ist das Kleid eines Mädchens«, sagte Breen.
    »Eines Mädchens?«, fragte Rider.
    »Ganz recht.«
    »Eines Mädchens?«
    »Des Mädchens, das Sie überfallen haben.«
    »Ich?«
    »Möglicherweise auch vergewaltigt.«
    Eine Sekunde herrschte Stille im Raum. Niemand rührte sich, während der Mann augenscheinlich Mühe hatte, den Sinn von Breens Worten zu erfassen. »Nein«, sagte er mit gerunzelter Stirn und blickte Breen durchdringend an. »Nein. Oh Gott. Nein.«
    Er hatte vorher bereits verängstigt gewirkt, jetzt aber umso mehr. »Sie glauben, das Kleid gehörte dem toten Mädchen? Gott, gütiger.«
    »Wir haben Sperma auf dem Kleid gefunden.«
    Eine Sekunde lang sah der Mann aus, als würde er ersticken, seine eben noch kreideweiße Haut, war jetzt dunkelrot angelaufen.
    »Erzählen Sie uns, was passiert ist. Hatten Sie vor, sie zu töten, oder war es ein Unfall?«
    Rider blickte lange auf den Tisch, zitterte. Dann beugte er sich zu Breen vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Er sprach so leise, dass Breen Mühe hatte, ihn zu hören.
    »Wie bitte?«
    Rider beugte sich erneut vor. Es dauerte eine Weile, bis Breen ihn verstand: »Das ist nicht das Kleid des Mädchens.«
    Als er sich zurücklehnte, liefen ihm dicke Tränen über die Wangen. Breens kurzzeitig aufgeflackerte Zuversicht, er habe möglicherweise herausgefunden, was dem toten Mädchen widerfahren war, löste sich in Luft auf.
    »Holen Sie Mister Rider ein Glas Wasser«, sagte er zu Tozer.
    »Aber …«
    »Sofort«, sagte Breen leise. »Bitte.«
    Zu seiner Erleichterung befolgte sie die Anweisung ohne weitere Einwände. Als Tozer weg war, erfüllte Riders beschämtes Schluchzen den Raum. Er sog geräuschvoll Luft ein und stieß sie wieder aus.
    »Erzählen Sie mir von dem Kleid«, sagte Breen.
    Der Mann schüttelte vehement den Kopf.
    »Wir können alles klären, aber Sie müssen es mir sagen.«
    »Nein«, sagte er. »Ich … kann nicht.«
    »Versuchen Sie’s.«
    »Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen.«
    »Sie müssen es mir sagen.«
    Er versuchte, die Fassung wiederzuerlangen, schluchzte aber immer wieder laut auf. »Das Kleid gehörte meiner Frau«, sagte er plötzlich und schnappte erneut nach Luft.
    »Aber Ihre Frau ist doch tot?«
    Rider nickte. »Ein Tumor. Vor zwei Jahren. Ich bin in die Cora Mansions gezogen, um einen Neuanfang zu versuchen, aber es will mir nicht gelingen.«
    Breen erinnerte sich jetzt an das Schwarz-Weiß-Foto der Frau im Wohnzimmer. Es stand zwischen zwei Kerzen, eine Art Altar.
    »Manchmal stelle ich mir vor …«
    »Das tut mir leid«, sagte Breen.
    »Ist schon komisch. Als sie noch gelebt hat, haben wir ständig gestritten. Jetzt ist sie tot, und ich komme ohne sie nicht zurecht. Ich vermisse sie so.«
    Breen suchte sein Taschentuch und reichte es ihm über den kleinen Tisch.
    Immer noch auf die Tischplatte starrend flüsterte er: »Manchmal stelle ich sie mir vor. Und dann schäme ich mich.« Und dann fing er wieder an zu weinen. Breen stand auf und sah zu, wie sich Riders Schultern hoben und senkten. Das war seine Schuld. Nur weil scheinbar alles zusammenpasste, hieß das noch lange nicht, dass es auch wirklich so gewesen sein musste.
    Als Tozer in den Raum zurückkehrte und dabei die Tür gegen Breens Stuhl stieß, trocknete sich Rider mit Breens Taschentuch die Tränen.
    »Constable Tozer

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