Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shaw
Vom Netzwerk:
mich verliebt.«
    Breen beobachtete, wie sie an einem Stecker in ihrem Ohrläppchen herumfingerte. Ein kleiner goldener Punkt auf ihrer rosa Haut.
    »Eigentlich nicht mal das. Blöd. Da gab’s einen Polizisten, der auf mich stand, einen Detective Sergeant. Er hat an dem Fall gearbeitet.«
    »Oh.«
    »In jenem Sommer war unser Haus voller Polizisten, sie waren ständig da. Wir dachten, sie würden Alex’ Mörder finden. Wir haben sie geliebt, meine Eltern und ich, und uns ein Bein für sie ausgerissen. Unser Haus war so was wie deren Country Club. Wir waren das Beste, was denen passieren konnte.«
    Im Pub war es jetzt still. Die Leute unterhielten sich mit gesenkten Stimmen. Nur der Lärm des Verkehrs auf der High Street und hin und wieder das Klackern der Snookerkugeln nebenan waren zu hören.
    »Wir haben ihnen Tee und Toast mit Sahne serviert. Ich könnte schwören, als der Winter vorbei war, hatten die alle gute fünf Kilo mehr auf den Rippen. Ich fand’s toll. Das ganze Gerede über Beweise und so. Mein Dad sagt, ich war immer schon ein echter Wildfang, und ich war gerne mit den Polizisten zusammen.«
    Drüben in der Bar ging ein Glas zu Bruch, darauf folgte spöttisches Gejohle.
    »Ich würde nicht mal sagen, dass er gut aussah, aber er war wichtig. Und er fand mich toll. Ich war achtzehn. Wenn so ein Mann zu einem sagt, dass er einen liebt, dann mag man ihn auch, schon weil man denkt, dass es von einem erwartet wird. Wollen Sie auch noch ein paar Chips?«
    Als Breen mit zwei weiteren Tüten vom Tresen zurückkehrte, sagte sie: »Aber ich habe festgestellt, dass es mir bei der Polizei gefällt. Was meiner Familie zugestoßen war, war schlimm, und die Polizei kam und hat versucht, es wiedergutzumachen. Also wollte ich auch da hin.«
    »Was hat Ihr Vater dazu gesagt?«
    »Er war einverstanden. Inzwischen hatte er den Landwirtschaftsbetrieb stark zurückgefahren, seit dem Mord an Alex. Sie wurde auf unserem Grund und Boden gefunden, verstehen Sie? Im Dornengestrüpp neben den Gleisen. Zwei Tage hat sie dort gelegen. Ich glaube, das hat ihm die Freude an seiner Arbeit für immer verdorben.« Sie blickte unter sich.
    »Und Ihr Freund? Fand er das gut, dass Sie zur Polizei wollten?«
    »Anfangs schon, hab ich zumindest gedacht. Aber dann, als ich das erste Mal in Uniform aus dem Ausbildungslager in Bristol kam, hat er mich vom Bahnhof abgeholt und um meine Hand angehalten. Er hat erwartet, dass ich alles hinschmeiße und mit ihm in eine Dienstwohnung in Torquay ziehe. Und viele kleine Polizeibabys bekomme. Ich glaube, er dachte, das sei bloß eine Phase.«
    »Und?«
    »Ich war erst neunzehn und sollte freitagsabends mit den anderen Polizeifrauen darauf warten, dass die Männer vom Dienst kamen? Er hat es nie ernst genommen, dass ich selbst zur Polizei wollte. Deshalb habe ich ihn auch abgesägt.«
    »Wie hat er’s aufgenommen?«
    Sie steckte sich eine Hand voll Chips in den Mund und wirkte nachdenklich. »Nicht so gut. Er hatte schon einen Ring gekauft und alles.«
    »Wie liefen die Ermittlungen?«
    Sie spitzte die Lippen. »Einmal dachten sie, sie hätten ihn gefunden. Seltsam. Man kann seinen ganzen Hass auf eine konkrete Person konzentrieren. Man glaubt, dadurch wird es leichter, aber tatsächlich wird es nur noch komplizierter. Wie sich herausstellte, war der Kerl ein bisschen weich in der Birne. Hätte man ihn gefragt, ob er John F. Kennedy erschossen hat, hätte er auch ja gesagt. Nach einer Woche mussten sie ihn wieder laufen lassen. Danach kam nichts mehr.«
    »Hey, Polizist«, rief eine Stimme. Ein älterer Mann mit traurigem Gesicht sah vom Tresen zu ihnen rüber. »Bleibst du noch lange? Val hier meint nämlich«, und er nickte Richtung Barfrau, »wir müssen uns benehmen, bis du weg bist.«
    Jemand lachte. »Lassen Sie sich ruhig Zeit«, sagte die Barfrau. »Ist zur Abwechslung mal ganz schön so.«
    »Na toll.«
    Tozer nahm ihr Portemonnaie und wollte Getränke holen. Breen schüttelte den Kopf und zog einen Zehn-Shilling-Schein aus der Tasche. Als er mit der dritten Runde zurückkehrte, fragte er: »Hatten Sie eine Idee, wer Ihre Schwester umgebracht haben könnte?«
    »Sie haben doch ständig mit Menschen wie mir zu tun. Sie müssen doch wissen, was in unseren Köpfen vor sich geht.«
    »Stimmt.«
    »Man kann nie sicher sein, weshalb jemand getötet wurde. So was erschließt sich einem nicht. Wir gucken plötzlich jeden komisch an. Alle, auch gute Bekannte. Man betrachtet den Fahrer des Milchlasters

Weitere Kostenlose Bücher