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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shaw
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Fall?«
    »Nein«, sagte er. »Das ist das erste Mal. Vorher hatte ich gar keinen Platz dafür, als mein Dad noch gelebt hat.«
    Im Café war es jetzt still, abgesehen von Joes Tochter, die in der Küche mit dem Geschirr klapperte. Joe kam wieder in den Gastraum, zog sich einen Stuhl heran, setzte sich neben Breen und drehte eine Zigarette.
    »Siehst müde aus, Joe«, sagte Breen.
    »Hoffentlich nicht so schlimm wie du«, sagte Joe und leckte das Blättchen an. Er nickte Tozer zu. »Wer ist deine Freundin?«
    »Das ist Constable Tozer«, sagte Breen. »Wir arbeiten gemeinsam an einem Fall.«
    »Ach ja?«, sagte Joe und zog eine Schachtel Streichhölzer aus der Jackentasche.
    »Wir arbeiten bloß zusammen, wie er gesagt hat.«
    »Gut.« Er steckte sich die Selbstgedrehte, die so dünn war, dass kaum ein Tabakfädchen drin sein konnte, in den Mund, strich ein Streichholz an und nahm einen Zug. Er blies Rauch durch die Nase und sagte zu Tozer: »Ich hab immer gedacht, Mr Breen hier macht Scherze, wenn er behauptet hat, er würde bei der Polizei arbeiten.«
    »Na ja«, sagte Tozer, »ich kenne welche, die sind gar nicht so sicher, ob er für oder gegen sie arbeitet.«
    Joe lächelte. »Kann ich mir vorstellen.«
    »Gibt’s noch Kaffee, Joe?«
    »Eine Sekunde«, sagte er und zog erneut an seiner Selbstgedrehten.
    Sie gingen gemeinsam zurück zum Wagen.
    »Mit den Detective Constables haben Sie’s dann also aufgegeben?«
    »Größtenteils«, sagte sie.
    Ein Milchwagen brummte durch die Straße, auf dem Kopfsteinpflaster klirrten die Flaschen in den Kästen. Als sie sich Breens Wohnung näherten, redeten sie nicht mehr viel.
    »Sie können gerne über Nacht bleiben«, sagte Breen.
    Sie erstarrte. »So eine bin ich nicht. Egal, was die anderen sagen.«
    »Nein. Das hab ich nicht gemeint. Nur falls Sie nicht mehr fahren können.«
    »Geht schon.«
    »Bei mir ist ein Zimmer frei, mehr nicht«, sagte er. »Wenn Sie wollen.« Aber das war ganz und gar nicht, was er meinte, und er war sicher, dass sie das wusste. Ob es am Bier lag oder nicht, er hatte sie sich den Abend über mehrfach nackt vorgestellt, die schlanken Arme um ihn geschlungen. Es würde sich gut anfühlen, neben einer Frau aufzuwachen. Das letzte Mal schien ihm eine Ewigkeit her zu sein.
    »Bis Montag, Sir.«
    »Na gut.« Er hielt inne. »Dann gute Nacht.«
    »Nacht.«
    Sie wandte sich zum Gehen.
    »Tozer?«
    Sie blieb stehen. »Ich fahre nach Hause, Sir.«
    »Nein, das wollte ich gar nicht … Ich wollte nur noch mal sagen: Gute Arbeit.«
    Sie sah ihn an und lächelte. »Danke«, sagte sie und ging weiter.
    Nachts im Bett wurde Breen bewusst, dass ihm sein Leben seit dem Tod seines Vaters wie eine Aneinanderreihung unverknüpfter Episoden vorkam. Das erschütterte das einfache Kausalgesetz, auf dem seine Arbeit beruhte – dass zu jedem Verbrechen auch ein Verbrecher gehört. Tozers Schwester wurde ermordet und kein Täter gefasst. Was, wenn Leichen einfach so auf Müllhaufen in Seitenstraßen auftauchten, einfach so, ohne Grund?
    Er wünschte, er hätte es lieber gar nicht erst bei Tozer versucht. Jetzt hatte sie ihn abblitzen lassen. Ständig suchte er nach Zusammenhängen, bedeckte die Wände und den Fußboden mit Zetteln, aber wenn er nicht mal in der Lage war, zarte Bande zu knüpfen, wie sollte er dann andere Menschen und deren Leben begreifen?
    Der Samstagmorgen war immer hektisch. Wäsche waschen, einkaufen.
    Männer in Waschsalons waren ausnahmslos unverheiratet, geschieden oder verwitwet. Sie ignorierten einander, widmeten sich ihrer Aufgabe und verschwanden so schnell wie möglich wieder. Jeden Samstag ging Breen mit seiner Tasche voll Wäsche in den Waschsalon neben dem Fine-Fare-Supermarkt. An diesem Morgen musste er über eine Stunde warten, bis eine Maschine frei wurde. Joes Tochter kam mit einem Plastikkorb voller Bettwäsche hereingewatschelt. Sie machte eine Menge Aufhebens um Breen, half ihm, die Wäsche in die Maschine zu stopfen, trotz ihres riesigen Babybauchs.
    »Wann ist es denn so weit?«
    »In zwei Wochen.«
    »Joe ist bestimmt schon aufgeregt«, sagte Breen. »Immerhin wird er Opa.«
    »Du kennst ihn doch. Der stirbt lieber, als zuzugeben, dass er sich freut.«
    »Aber er freut sich, das weiß ich.«
    Sie lächelte ihn an. Joes Familie war in den Konzentrationslagern umgekommen. Er glaubte, kein Recht zu haben, glücklich zu sein, hatte er Breen einmal erzählt.
    »Er wird dich vermissen, wenn das Baby da ist.«
    »Ich werde den Imbiss

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