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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shaw
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gut«, sagte sie. »Hab gar nicht gewusst, dass Sie ein Künstler sind.«
    »Ich wollte sogar auf die Kunsthochschule, aber mein Dad hat nicht viel davon gehalten. Also bin ich stattdessen zur Polizei – davon hat er allerdings auch nicht viel gehalten.«
    »Und?« Sie zeigte auf den Lageplan. »Glauben Sie immer noch, dass der Täter aus der Gegend stammt? Trotz Mr Rider?«
    »Ja«, sagte er und stellte seinen Fuß auf einen der Zettel, hoffte, dass sie ihn noch nicht gesehen hatte.
    Ohne zu fragen, setzte sie sich auf den Stuhl und sah sich um. In dem Raum mussten um die hundert Zettel verteilt sein, einige mit Bleistift, andere mit blauem, grünem oder rotem Kugelschreiber beschrieben. Ihm wurdeklar, wie irre das wirken musste. Was hatte er sich nur dabei gedacht, sie hereinzubitten?
    »Warum gehen wir nicht raus was trinken?«, fragte er. »Das Zeug lassen wir einfach liegen?«
    »Super Idee. Nach dem Tag heute kann ich einen Drink vertragen.«
    »In den Pubs hier in der Gegend geht’s ein bisschen derber zu.«
    »Dann werde ich mich wie zu Hause fühlen«, sagte sie und stand auf.
    Als sie ihm den Rücken zugekehrt hatte, bückte er sich und ließ den Zettel mit dem Namen ihrer Schwester in der Tasche verschwinden.
    Als sie die Stoke Newington High Street entlanggingen, sagte sie: »Sie haben mich gefragt, ob ich schon mal eine Leiche gesehen habe.«
    »Ja.«
    »Sie glauben, ich hab Sie angelogen.«
    »Haben Sie?«
    »Ich hab nicht gelogen. Als meine Schwester gefunden wurde, durfte ich sie nicht sehen. Man war der Meinung, das würde mich zu sehr mitnehmen.«
    »Tut mir leid«, sagte Breen.
    »Schon okay.«
    Ein Auto fuhr in hohem Tempo an ihnen vorbei. Im Rinnstein hatte sich eine Pfütze gebildet. Breen packte Tozer am Arm und zog sie von der Kante weg, kurz bevor der Reifen ins Wasser platschte und es in hohem Bogen über die Gehwegplatten schwappte.
    »Danke«, sagte sie. »Sie dürfen jetzt loslassen.«
    Er ließ ihren Arm los.
    Sie waren vor einem kleinen Laden stehen geblieben, in dem einzelne Puppenteile verkauft wurden. ZahlloseAugenpaare starrten ihnen von einem grünen Filzbrett entgegen, einige groß, andere klein, manche blau, andere grau. Es gab dralle Porzellanärmchen und seltsame, schmerbäuchige Körper, an denen sie befestigt werden sollten. Eine Reihe schmollmündiger, aber augenloser Köpfe hing ganz oben an einem kleinen Regal. »Sie ist einfach eines Tages nicht mehr aus der Schule nach Hause gekommen und das war’s.«
    Breen nickte. Dort, wo die Straße einen Bogen machte, öffneten sie die Tür zur Lounge Bar des Red Lion. Ein paar alte Knacker starrten Tozer an und rutschten auf ihren Barhockern hin und her. Die Gespräche stockten. In diesem Pub sah man nur sehr selten Frauen, selbst in der Lounge Bar. Der Raum war dunkel, eine Qualmschicht waberte auf Augenhöhe. Das Klackern der Snookerkugeln drang aus der Kneipe hinter der Milchglasscheibe herüber.
    Er kehrte mit einem doppelten Rum & Black, Rum mit schwarzem Johannisbeersaft, für sie und einem Pint für sich selbst vom Tresen zurück. Obwohl die anderen Gäste ihre Gespräche inzwischen wieder aufgenommen hatten, reckten sie immer noch die Hälse nach ihnen.
    »Mögen Sie London, Sir?«, fragte sie, den Kopf leicht zur Seite geneigt.
    »Sie müssen nicht immer Sir sagen«, erwiderte er. »Ich meine, wir sind ja nicht im Dienst.«
    »Okay. Mögen Sie London …?« Sie lächelte und hielt inne. »Cathal gefällt mir nicht. Darf ich Paddy sagen?«
    »Da sind Sie nicht die Erste. Außer meinem Dad hat mich nie jemand Cathal genannt.« Seine Mutter habe ihm den Namen gegeben, hatte sein Vater erzählt.
    »Ist ein komischer Name.«
    »Fand mein Vater nicht.«
    »Entschuldigung. Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.«
    Er zog eine Zigarette aus der Schachtel und bot ihr ebenfalls eine an. »Egal.« Jetzt kam er sich blöd vor, weil er sich wegen seines Namens so anstellte, dabei hatte er ihn seine gesamte Kindheit und Jugend über gehasst. Sie nahm eine Zigarette, und er zündete beide an.
    »Na gut, Cathal«, sagte sie. »Leben Sie gerne in London?«
    »Ich hab nie woanders gelebt. Und Sie? Vermissen Sie das Landleben?«
    Sie lächelte. »Sie sollten es selbst mal versuchen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich wüsste nicht, was ich da soll.«
    »Nein, wahrscheinlich wüssten Sie es wirklich nicht.« Sie hob ihren Rum & Black und der Untersetzer blieb dran kleben. »A Double Diamond Works Wonders« stand drauf. Sie zog ihn ab, legte

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