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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shaw
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bezweifeln, dass er sie überhaupt je darum gebeten hat. Ständig hat er hinter ihrem Rücken Geschäfte gemacht. Er hatte entsetzliche Angst, sie zu enttäuschen.«
    Manville nahm seine kleine Tasse, den kleinen Finger abgespreizt.
    »Wofür wollte er das Geld haben?«
    »Oh, das war ein langer, stetiger Abstieg. Er schuldete allen möglichen Leuten Geld. Neulich habe ich ihn noch in der Stadt gesehen. Mit einem nagelneuen Wagen. Irgendein Idiot hat ihm was geliehen, vermute ich. Na ja, das Geld wird er nie wiedersehen, oder? Ich sollte nicht lachen. Arme Julia. Es stimmt mich traurig, wenn ich nur daran denke. Ist es denn wahr, dass sie ihn erschossen hat?«
    »Wir wissen es nicht.«
    »Scheußlich, wirklich. Ich kann nicht behaupten, dass ich ihr einen Vorwurf mache. Trotzdem, das wird schwer für sie werden.«
    »Warum besitzen Sie so viele Handschellen?«, fragte Tozer und zeigte an die Wand.
    Dort hing eine Vitrine aus Mahagoni mit zirka einem Dutzend Handschellen, ausgestellt in vier Dreierreihen, einige waren aus Messing, andere aus Stahl oder Chrom, alle unterschiedlich geformt und unterschiedlich groß, jedes Paar mit einem kleinen Schildchen versehen.
    »Ich bin Sammler, meine Liebe«, sagte Manville.
    »Sie sammeln Handschellen?«
    »Sullivan hat behauptet, er sei einige Tage vor dem Mord an seiner Tochter geschäftlich in London gewesen«, sagte Breen. »Haben Sie eine Ahnung, worum es sich gehandelt haben könnte?«
    »Nein, nein, keinen blassen Schimmer, fürchte ich. Interessieren Sie sich für Handschellen, meine Liebe?«
    »Rein beruflich.«
    »Ich habe mehrere aus dem frühen neunzehnten Jahrhundert. Funktionieren alle noch. Sie dürfen Sie gerne ausprobieren, wenn Sie möchten.«
    »Nein, danke, Sir«, erwiderte Tozer.
    Manville lächelte. »In der Vitrine sind sie verschwendet, und Ihnen würden sie ausgezeichnet stehen, da bin ich sicher.«
    »Nein, wirklich, danke.«
    Während des Gesprächs hatte Breen das Foto von Morwenna vor ihrem Baumhaus aus der Tasche gezogen. Er schob es Manville über den Tisch zu.
    »Ja. Das ist sie. Die arme Morwenna. Ein unglückseliges Mädchen, hat das Aussehen ihres Vaters geerbt, nicht das ihrer Mutter. Leider auch sein Temperament. Und jetzt ist sie tot.«
    »Erkennen Sie, wo das Foto aufgenommen wurde?«
    »Das muss The Last Resort gewesen sein.«
    »Was ist das?«
    »So haben sie’s immer genannt«, sagte der Notar. »The Last Resort. Eigentlich ein besseres Sommerhaus. Wunderschönes Fleckchen oben in Dartmoor. Eine Art Künstlerkommune. Wilde Partys wurden dort gefeiert. Orgien auch, soviel ich weiß. Dort hat sie sich immer mit ihren Bohemienfreunden und Beatniks verkrochen. Manchmal habe ich sie dort besucht. Sie war eine sehr erfrischende, sehr poetische Person, wenn Sie verstehen, was ich meine. Und dann kam dieser Langweiler Sullivan, hat sich breitgemacht und kurz nach der Hochzeit darauf bestanden, dass sie irgendwo in Cornwall in ein vornehmeres Haus ziehen. Ein richtiges Arschloch. Er hat sie nie verstanden.«
    »Hat sie das alte Haus verkauft?«
    »Nein, nein. Das wollte sie nicht. Zum Glück. Aber sie musste es vermieten, weil sie das Geld brauchten.«
    Später im Wagen sagte Tozer: »Was für ein kranker Typ. Die ganzen Handschellen. Was meinen Sie wohl, was er damit macht?«
    »Ich glaube, er sammelt sie einfach.«
    »Wenn Sie mich fragen, ist der pervers.«
    Im Vergleich zu Cornwall wirkte Devon fast schon absurd grün. Die unebenen Hügel und adrett geschnittenen Hecken. Hier war es so hübsch, dass er sich unwohl fühlte.
    »Hat Ihr Vater den Vormittag gut verkraftet?«, fragte Breen. Tozer nickte. »Er meinte, er wolle nach den Kühen sehen, aber ich glaube, er hat nur einen Vorwand gesucht, um nicht mit mir reden zu müssen. Ich schwöre, als wir klein waren, hat er ständig gequasselt.« Sie kaute weiter ihr Sandwich. »Manchmal frage ich mich, ob es ihn genauso tief verletzt hätte, wenn ich tot wäre. Ich bin nicht sicher. Alex war sein Liebling.«
    »Das wissen Sie doch gar nicht.«
    »So ist es aber immer, oder nicht? Man hat immer einen Liebling.«
    »Ich weiß nicht. Ich war Einzelkind.«
    »Sind wir hier richtig?«, fragte Tozer.
    Breen warf einen Blick auf den gelben Zettel, den ihm der Notar gegeben hatte. »Laut Karte schon.«
    »Sieht komisch aus.« Tozer spähte durch die Bäume.
    The Last Resort lag abseits der Straße. Ein schnuckeliges Holzhaus, grüne und weiße Farbe blätterte von der Fassade ab. Es lag oberhalb der

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