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Abbild des Todes

Abbild des Todes

Titel: Abbild des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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antust? Kannst du dir ihren Blick vorstellen, wenn sie erfährt, dass ihr Sohn, der Sohn, auf den sie so stolz ist, ein Mörder und Kidnapper ist?”
    Er senkte den Blick.
    Sie musste mit ihm reden, an sein Mitgefühl appellieren, das noch irgendwo zwischen seinen konfusen Gedanken existierte. “Ich weiß, dass du deiner Mutter nicht wehtun willst, Joe. Du fühlst dich im Moment nur gefangen, in einer Sackgasse. Du hattest keine Chance, dich zu …”
    “Halt die Klappe!” Er sprang auf, und für einen Moment hatte sie Angst, dass er sie erneut schlagen würde. “Hör auf mit dem Gerede. Das ist nicht der Moment für Doktor-Freud-Spiele, Zoe. Ich habe dich nicht hergebracht, damit du mich analysierst.”
    “Ich wollte doch nur helfen.”
    “Ich brauche dich nicht, um mir zu sagen, was mit mir los ist, okay?” Er setzte sich wieder. “Warum musstest du unbedingt zu Dick Tracy werden? Warum konntest du die Sache nicht auf sich beruhen lassen? Du hast alles ruiniert. Vielleicht sollte ich dich doch töten und dich gleich neben deiner hochgeschätzten Lola begraben.”
    “Lola ist hier begraben?”
    Er antwortete nicht. Mit der Pistole in der Hand begann er wie ein eingesperrtes Tier, das wusste, dass es keinen Ausweg gab, im Raum auf und ab zu gehen.
    “Vielleicht könntest du fliehen?”, schlug Zoe, ohne nachzudenken, vor. “Du könntest mich fesseln, den nächsten Flieger nehmen und verschwinden.”
    Der Ausdruck in seinen Augen ließ sie erkennen, dass Flucht für ihn keine Alternative war. Er war ein Held, ein Mann, der dem Tod ins Angesicht geschaut hatte. Ein Mann, der auf dem Podium neben dem Bürgermeister gestanden hatte, während ihm tausende von Menschen zugejubelt hatten. Er musste dahin zurückkehren.
    Zoe fühlte, wie sich ihr Magen zusammenzog. Wenn er seinen Job, seine Familie, sein Leben zurückhaben wollte, musste er sie töten.

46. KAPITEL
    A ls Rick mit Archie an seiner Seite die Sixth Avenue entlanglief, rief er Lenny an und bat ihn, sie am Neunten Revier zu treffen. “Ich erklär dir alles, wenn wir da sind”, sagte er, bevor er auflegte.
    Als Nächstes rief er Detective O’Bryan an. “Sie sollten sich lieber setzen”, begann er. “Ich bringe Ihnen den einzigen Augenzeugen für den Mord an Lola Malone.” Er legte auf, als O’Bryan anfing, ihm Fragen ins Ohr zu brüllen.
    Ab und zu hielt Archie, der ein wenig durcheinander wirkte, einfach an. Rick blieb immer neben ihm, redete beruhigend auf ihn ein und erklärte ihm, dass er dabei war, das Richtige zu tun. Schließlich ging der Obdachlose weiter.
    Als Rick vor dem Audi anhielt, machte Archie keine Anstalten einzusteigen. “Bist du sicher, dass sie mich nicht ins Gefängnis stecken?”
    Rick öffnete ihm die Beifahrertür und versuchte, nicht daran zu denken, dass er den Gestank für Tage nicht mehr aus dem Auto herausbekommen würde. “Absolut sicher. Sie sollten dir einen Orden verleihen für das, was du tun wirst.”
    “Was ist mit dem bösen Bullen?”
    “Mit deiner Hilfe wird die Polizei ihn schnappen und hinter Gitter bringen. Wie klingt das für dich?” Archie schien endlich überzeugt und stieg ein.
    Rick ging hinüber zur Fahrerseite. Joe Santos. Es fühlte sich seltsam an, das Wunderkind der New Yorker Polizei als “bösen Bullen” bezeichnet zu hören. Und wenn er daran dachte, dass er den Kerl sogar gemocht hatte, zumindest zeitweilig … Der Gedanke daran, dass er womöglich Zoe in seiner Gewalt hatte, jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Wo zum Teufel hatte er sie hingebracht?
    Archie beobachtete ihn. “Was hat sie getan?”, fragte er plötzlich.
    Rick warf ihm einen kurzen Blick zu, bevor er sich in den Verkehr einfädelte. “Wie bitte?”
    “Der kleine süße Rotschopf. Was hat sie getan, um in solche Schwierigkeiten zu geraten?”
    “Sie war ein wenig zu neugierig, Archie. Sie hat ein paar Dinge herausgefunden, die sie besser nicht entdeckt hätte. Nun hat der böse Bulle sie, und ich weiß nicht, wohin er sie gebracht hat.”
    Die Möglichkeit, dass er sie nicht finden würde, war für ihn undenkbar. Auch wenn die letzten sechs Jahre ohne Zoe nicht so schlecht gewesen waren, waren sie doch auch nicht besonders gut gewesen. Vor allem alleine aufzuwachen war schwierig. Das war ihm erst vor ein paar Tagen richtig bewusst geworden, als er seine Augen aufgeschlagen und Zoe in seinen Armen gelegen hatte. Während der Nacht hatte sie sich eng an ihn geschmiegt, ganz weich und warm und nach

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