Abbild des Todes
Ihnen sein. Eine Frau, die ich sehr mag, steckt in Schwierigkeiten.”
“Du hast sie geschwängert?”
Rick lächelte. “Nein, nicht solche Schwierigkeiten.”
“Was dann?”
“Das ist kompliziert. Vielleicht hast du sie mal gesehen. Sie war in letzter Zeit oft im Fernsehen.”
“Ich guck manchmal fern. Im Obdachlosenasyl. Wie sieht sie aus, deine Freundin?”
“Sie ist nicht …” Rick beendete den Satz nicht. Wieso sollte er den armen Mann noch mehr verwirren, wenn dazu kein Grund bestand. “Sie ist sehr hübsch, mit langen, lockigen roten Haaren.”
Ängstlich schüttelte Archie den Kopf. “Ich habe nichts zu sagen.”
“Ich denke doch, Archie. Ich weiß, dass du derjenige warst, der Rudy Goldberg das Armband verkauft hat.”
“Ich hab’s nicht gestohlen!”
“Das weiß ich. Aber es würde mir und meiner Freundin sehr helfen, wenn du mir genau sagen könntest, wie es in deinen Besitz gekommen ist.”
“Ich hab’s gefunden.”
“Wo?”
Archie zog einen großen Plastikbeutel hinter sich hervor, schlang beide Arme darum und drückte ihn fest gegen seine Brust. Wie ein verängstigter Hase blickte er die Straße hinauf und hinunter. “Ich hab’s nicht mehr.”
“Ich weiß. Du hast es Rudy verkauft.”
“Und Rudy ist tot.”
Was sollte er dazu sagen? Wie konnte er diesem verängstigten, hilflosen Mann versprechen, dass ihm nicht das gleiche Schicksal drohte, wenn rechts und links von ihm die Leute starben wie die Fliegen? “Ich weiß, dass du Angst hast, Archie, aber was wäre, wenn ich dir verspreche, dich in Sicherheit zu bringen?”
“Wie?”
Wenn diese elendige Geschichte vorüber ist, dachte Rick, schulde ich meinen beiden besten Freunden eine Menge. “Ich habe einen Freund, einen Exmarine, der dich so lange bei sich aufnimmt, bis die Gefahr vorüber ist.”
“Ein Marine?”
“Ein guter Kerl, Archie. Er ist seit über fünfzehn Jahren mein bester Freund.”
Er schien einen Moment über das Angebot nachzudenken. “Okay.”
Rick stieß einen kleinen erleichterten Seufzer aus. “Wo hast du das Armband gefunden?”
Ein knochiger Finger zeigte in Richtung Süden. “Da drüben, in einer Seitenstraße, direkt neben …”
“Neben was?” Rick versuchte, die Ungeduld in seiner Stimme zu unterdrücken.
“Neben ihr. Der Blonden. Der toten Blonden.”
Rick atmete tief ein. Die ganze Zeit hatte er sich an die Hoffnung geklammert, dass Lola noch lebte. Doch diese Hoffnung war durch Archies letzte drei Worte endgültig zerstört worden. “Hast du gesehen, was passiert ist, Archie? Hast du gesehen, wer sie umgebracht hat?”
Archie nickte langsam.
“Willst du mir erzählen, was du gesehen hast?”
“Sie rannte. Und sie hatte Angst. Ich konnte das sehen.”
“Wo warst du?”
“In einem Müllcontainer, hab nach Sachen gesucht.”
“Und wo war sie? Die Blonde?”
“Die rannte. Er rannte auch, versuchte, sie zu fangen.”
“Und, hat er es geschafft?”
Wieder ein Nicken. “Ich guckte aus dem Container raus, und da war er, hielt sie fest. Sie konnte sich nicht bewegen.”
“Und was passierte dann?”
“Sie redeten. Ich konnte nicht hören, was er sagte. Mit einem Mal fing sie an zu weinen. Ich wollte helfen, aber ich hatte Angst.” Seine Stimme war nur noch ein Flüstern. “Er würgte sie, mit den bloßen Händen. Als sie nicht mehr stehen konnte, fiel sie hin, wie eine Puppe. Sie war tot. Es war zu spät. Ich konnte nichts mehr tun.”
“Was passierte anschließend?”
“Die süße Rothaarige kam humpelnd angerannt.”
“Humpelnd?” Das klang zwar nicht nach Zoe, doch wie viele süße Rothaarige waren in der Nacht wohl in der Gegend gewesen?
Archie nickte. “Sie kniete sich hin und versuchte, der Blonden zu helfen, aber sie konnte es nicht, also rannte sie wieder weg, um Hilfe zu holen.”
“Wo war der Mörder, als das passierte?”
“Hatte sich in einer Türöffnung versteckt und beobachtete sie.”
“Was tat er, als die Rothaarige verschwunden war?”
“Er lief zu der toten Frau, hob sie hoch und trug sie weg wie ’nen Sack Kartoffeln.”
“Hast du ein Auto gesehen? Ein Nummernschild, das du dir vielleicht merken konntest?”
Archie schüttelte den Kopf. “Ich war zu sehr damit beschäftigt, aus dem Müllcontainer zu klettern. Dabei habe ich das Armband gefunden.”
Es musste ihr während des Kampfes abgefallen sein. “Du hast nicht gewartet, bis die Polizei kam?”
Mit weit aufgerissenen Augen schüttelte Archie erneut den
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