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Abbild des Todes

Abbild des Todes

Titel: Abbild des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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dabei, die Manhattan Bridge vor Kittys Bürofenster zu zeichnen, als es an ihrer Tür klingelte. Sie ignorierte es. Nur Joe und Lizzy würden unangekündigt vorbeischauen, und da sie wusste, dass es keiner der beiden sein konnte, sollte derjenige doch ein andermal wiederkommen. Im Moment musste sie diese Zeichnungen beenden.
    Aber scheinbar hatte ihr Besucher nicht vor, wieder zu gehen, denn er oder sie klingelte noch einmal, und dieses Mal wesentlich länger. Zoe atmete tief aus, stellte ihren CD-Player ab, der sie mit Josh Grobans Liebesballaden inspirierte, und rutschte von ihrem Hocker.
    “Ist ja gut”, rief sie, als sie den Raum durchquerte. “Ich komm ja schon.” Sie öffnete die Tür und stand einfach da, unfähig, ihre Überraschung zu verbergen. “Rick …” Nach der Art, wie sie sich gestern Nachmittag getrennt hatten, war ihr Exmann der Letzte, den sie hier vor ihrer Tür erwartet hätte.
    Amüsiert musterte er sie von ihren Haaren, die sie immer noch offen trug, über ihre ausgewaschenen Jeans bis hin zu ihren nackten Füßen. “Störe ich?”
    “Ich habe gearbeitet.” Ihre Zurückhaltung schwand, und sie ließ ihn herein. “Das kann warten.”
    Er sah gut aus in seinem legeren Tweed-Jackett, dem beigefarbenen Rollkragenpullover und der Cordhose. Und er roch auch gut. Sie erkannte den Duft sofort – Hermès Aftershave. Das war ihr gestern gar nicht aufgefallen. Trug er es nur heute, um Erinnerungen wachzurufen? Wenn ja, dann hatte er damit zweifellos Erfolg.
    “Meinst du wirklich, dass es sicher für mich ist reinzukommen? Du hast doch keine Machete hinter deinem Rücken versteckt, oder?”
    Sie lächelte. “Ich denke, dass du es darauf ankommen lassen musst.”
    “Dann riskiere ich es.”
    Als er vor ihr herlief, warf sie einen kurzen Blick in den kleinen Spiegel am Eingang. In der Eile, E.J. im Fitnessclub abzupassen, hatte sie keine Zeit gehabt, Make-up aufzulegen, noch nicht einmal Lippenstift. Nun ja, jetzt war es zu spät, irgendetwas daran zu ändern.
    “Wow.”
    Zoe schob die Sorge um ihr Aussehen beiseite und stellte sich neben Rick. Er stand in der Mitte des Raumes und ließ staunend seinen Blick umherschweifen, wobei er jedes Detail bemerkte.
    “Eine großartige Wohnung!”, sagte er und ging weiter hinein. “Wie um alles in der Welt hast du sie gefunden?”
    “Der Vorbesitzer, ein Bonbonhersteller, war einer von Lizzys Kunden. Als er ihr erzählte, dass er vorhabe, nach Brooklyn umzuziehen und die Fabrik zu verkaufen, hat sie uns zusammengebracht. Ich wollte eigentlich keine Wohnung kaufen, schon gar kein Objekt, in das noch so viel Arbeit hineingesteckt werden musste, aber der Preis war in Ordnung, und Lizzy bot an, mir beim Renovieren zu helfen. Also habe ich einfach zugeschlagen.”
    Er erwähnte das Studio-Apartment nicht, das er ihr bei der Scheidung überschrieben hatte. Sie konnte sich damals die Hypothekenraten nicht mehr leisten und verkaufte es daher sechs Monate später.
    “Das hast du fantastisch hinbekommen”, erklärte er beeindruckt. “Das ist wirklich spektakulär.” Er schaute zu der überlebensgroßen Zeichnung von Kitty hinüber. “Und was noch besser ist: Es ist alles genau wie du.”
    “Danke. Meine Mutter hat mir beim Möbelkauf und Dekorieren geholfen.”
    “Wie geht es Catherine?”
    “Sehr gut. Sie ist nach Cape May gezogen und hat ein Bed-and-Breakfast eröffnet.” Zoe deutete auf die Küche. “Ich habe gerade Kaffee gemacht. Möchtest du welchen?”
    Sie bemerkte, dass er zögerte, und erinnerte sich an das fürchterliche Zeug, das sie früher zusammengebraut hatte. “Ich bin besser geworden”, versicherte sie und nahm Tassen aus dem Regal.
    Sie konnte seinen Blick auf sich spüren, als sie den Kaffee eingoss.
    “Es tut mir leid wegen gestern”, murmelte er plötzlich.
    Rick entschuldigte sich? Das war neu. “Weshalb?” Sie konnte ihn ja ruhig noch ein bisschen schmoren lassen.
    “Du willst, dass ich es sage?”
    Sie schaute ihn unschuldig an. “Was sagst?”
    Er lachte. “Okay, ich tu’s. Ich war ein Trottel. Ein Blödmann. Ein totaler Idiot.”
    Sie reichte ihm eine der Tassen. “Ich will dich nicht unterbrechen, du hast gerade ’nen Lauf …”
    “Ich wusste nicht, wie viel es dir bedeutet, Lola Malone zu finden.”
    “Und das ist dir über Nacht klar geworden?”
    “Nicht wirklich.” Er gab ein wenig Milch in seinen Kaffee und rührte um. “Ein Freund von dir kam heute bei mir vorbei.”
    Zoe hob die Augenbrauen.

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