Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abbild des Todes

Abbild des Todes

Titel: Abbild des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
Vom Netzwerk:
gestylt wie bei Veronica Lake, während ihr Sexappeal aus einer Mischung zwischen Sharon Stone und Halle Berry bestand.
    Ihre Stimme selbst war nicht sonderlich bemerkenswert, aber die verruchte, schwüle Art, mit der sie sang, fesselte die Zuhörer. Sogar die Frauen konnten ihre Augen nicht von ihr wenden. Sie sang Lieder, die das Publikum wie ein warmes Licht einhüllten – “Fever”, “Embraceable You”, “Somebody Loves Me”, “I’ve Got You Under My Skin”. Ab und zu hob sie die Stimmung durch einige Swingnummern wie “Let’s Misbehave” und “Come On To My House”, wobei sie mit dem Mikrofon in der Hand durch das Publikum ging. Sie beendete die zweistündige Vorstellung mit dem Song des Clubs, in dem sie arbeitete: “Blue Moon”.
    Am Abend der Aufnahme trug Lola ein schwarzes glänzendes Abendkleid und Handschuhe, die bis zu den Ellenbogen reichten. Um ihr linkes Handgelenk war ein goldenes Armband geschlungen.
    Zoe lehnte sich vor. An dem Armband baumelte ein kleiner Anhänger. Als die Sängerin ihre linke Hand zum Mikrofon hob, schaute Zoe genauer hin. Es war ein winziger goldener Amor mit Flügeln. In seinen Händen hielt er, auf alle Liebenden der Welt zielend, einen Bogen mit Pfeil. Zoe war sich sicher, dass er in der Nacht, als sie Lola fand, nicht da gewesen war.
    Aber wo war er dann?
    Das Interview am Ende der Kassette erlaubte Zoe, eine Seite von Lola zu sehen, die sie sonst nicht kennengelernt hätte. Als die Reporterin sie nach ihrem Gesang fragte, nach ihrem Traum, Schauspielerin zu werden, und nach ihrer Hoffnung, eine Rolle in dem Broadway-Stück “Wicked” zu ergattern, peppte Lola ihre Antworten mit einer Prise Humor und Charisma auf. Als die Reporterin jedoch Lolas berühmte Tante ansprach, lenkte die Sängerin das Gespräch geschickt in eine andere Richtung.
    Zoe lächelte. Das hast du gut gemacht, Lola. Nicht viele Menschen konnten einen aufdringlichen Reporter in die Schranken weisen, doch Lola hatte es mühelos geschafft. Zoe mochte die Frau und wünschte sich, die Chance gehabt zu haben, sie zu treffen. Sie hätten vielleicht sogar Freunde werden können.
    Als das Band zu Ende war, schaute Zoe es sich noch ein zweites Mal an. Als die Kamera zum Close-up am Ende der Vorstellung kam, betrachtete Zoe das hübsche Gesicht sehr intensiv.
    “Wer hat dich umgebracht, Lola?”, murmelte sie. “Wessen Gesicht hast du als Letztes gesehen, bevor du die Augen für immer geschlossen hast?”
    Annie war ein attraktives Mädchen, das ihr blondes Haar straff zu einem klassischen Knoten zurückgekämmt hatte. Ihre intelligenten braunen Augen funkelten. Bereits für die Arbeit angezogen, trug sie das gleiche knöchellange Kleid, das auch die anderen vier Kellnerinnen anhatten. Sie ging von Tisch zu Tisch und zog dabei einen kleinen Wagen neben sich her, auf dem festliche Vasen mit roten Weihnachtssternen standen.
    “Annie?”
    Die junge Frau drehte sich herum. “Ja?” Nach einem kurzen Blick auf Zoe lächelte sie. “Du musst Zoe Foster sein. Rick hat dich hervorragend beschrieben.”
    Zoe hätte liebend gerne gehört,
wie
Rick sie beschrieben hatte, verkniff sich die Frage jedoch. “Dann weißt du, dass ich hier bin, um mit dir über Lola zu sprechen?”
    “Ja.” Sie stellte eine der Vasen auf den Tisch. “Meinst du wirklich, dass das in der Seitenstraße Lola war?”
    “Ich
weiß
es sogar.”
    “Wie kannst du dir so sicher sein?”
    “Rick hat mir ein Video mitgebracht.” Als Annie traurig nickte, fügte Zoe hinzu: “Es tut mir so leid. Ich weiß, dass du eine gute Freundin von Lola warst.”
    Annie nahm eine weitere Vase und ging zum nächsten Tisch. “Ich kann nicht glauben, dass sie tot ist. Vor ein paar Tagen habe ich noch mit ihr gesprochen.”
    Also war sie noch in der Stadt gewesen und nicht auf die Reise gegangen. “Erinnerst du dich daran, worüber ihr gesprochen habt?”
    “Hauptsächlich über die gleichen Sachen, worüber wir immer reden. Ihre Tante, deren Zustand nicht sehr hoffnungsvoll ist, die Fernsehshows, die Lola jetzt gucken konnte, wo sie nicht mehr nachts arbeitete, ihre Reise, die sie machen wollte …”
    Wieder die Reise. “Hat sie gesagt, wann oder wohin es gehen sollte?”
    “Nein, sie hat nur erzählt, dass sie sich für Tahiti entschieden habe.”
    “Wollte sie alleine fahren oder mit ihrem Freund?”
    Annie lachte auf. “Ihr Freund hätte wohl einige Schwierigkeiten, seiner Gattin die Reise in den Südpazifik zu erklären.”
    “Er war

Weitere Kostenlose Bücher