Abbild des Todes
Schulter trug und deren Augen herausfordernd blitzten.
“Verbreitest du wieder Lügen über mich, Annie?”
“Ich habe weder von dir noch mit dir gesprochen, Jenny.”
Der auffordernde Blick der Frau ruhte nun auf Zoe. “Wer sind Sie?”
“Zoe Foster.”
Die Frau schürzte ihre Lippen und warf Zoe einen abschätzenden Blick zu. “Oh ja, Ricks Ex. Sie sind hier, um mehr über Lola zu erfahren.”
“Wenn Sie irgendetwas wissen …”
Sie hob abwehrend ihre Hände. “Halten Sie mich da raus. Im Gegensatz zu bestimmten anderen Personen hier bin ich nicht an Klatsch interessiert. Außerdem wird unsere Blondie Ihnen sicher bereits gesagt haben, dass Lola und ich nicht eben Busenfreundinnen waren.”
“Heißt das, dass Sie sich nicht mochten?”
“Das heißt”, sagte sie und schwang ihre Tasche auf die andere Schulter, “dass sie mich in Ruhe ließ und ich sie ebenfalls. Beantwortet das Ihre Frage?”
“Nicht direkt, aber trotzdem danke.”
Jenny blieb noch einen Moment stehen und betrachtete Zoe, als ob sie nicht recht schlau aus ihr würde. Dann zuckte sie mit den Schultern, drehte eine perfekte Pirouette und stolzierte davon.
“Wow”, sagte Zoe. “Ist die immer so freundlich?”
“Meistens. Sie hat es noch nicht überwunden, dass Lola bei dem Vorsingen damals den Job bekommen hat.”
“Ist sie eine Kellnerin?”
“Meine Güte, nein. Sie würde aus dem Club einen Boxring machen. Sie arbeitet an der Garderobe.”
“Wieso behält Rick sie, wenn sie sich so unmöglich benimmt?”
“Weil er ein gutes Herz hat. Er wusste, dass sie das Geld brauchte, und sie tat ihm leid, also hat er ihr den Job als Garderobiere angeboten und ihr versprochen, dass sie, wenn Lola mal nicht auftreten könne, weil sie im Urlaub oder krank sei, für sie einspringen dürfe.”
“Hat Jenny irgendwelche Freunde?”
“Nicht dass ich wüsste. Wir trauen ihr nicht über den Weg. Sie ist unfreundlich, arrogant und egoistisch.”
“Hat sie sich denn Lola gegenüber jemals feindselig benommen?”
“Nicht wirklich. Sie weiß, dass Rick so ein Verhalten zwischen seinen Angestellten nicht dulden würde. Aber sie hat diesen faulen, nichtsnutzigen Freund, der sie ständig drängt, aggressiver aufzutreten und für ‘ihre Rechte einzutreten’, wie er es nennt.” Annie schüttelte den Kopf. “Er hat einen furchtbaren Einfluss auf sie. Im Moment ist er sauer, weil Rick erst sehen will, wie das Publikum auf Jenny reagiert, bevor er sie als offiziellen Ersatz für Lola einstellt. Mike Brenner – so heißt der Typ – kam sogar vor Kurzem hier vorbei, um Rick zu sagen, dass er ein Idiot sei, wenn er sich Jenny durch die Lappen gehen ließe. Auch wenn er es nicht ganz so ausgedrückt hat, wenn du verstehst, was ich meine.”
Zoe unterdrückte ein Lachen. Rick war kein Mann, der sich herumschubsen ließ. “Wie ging es aus?”
Annie lächelte. “Nicht so gut für Mike.”
Zoe sah, dass Annie auf ihre Uhr blickte. Plötzlich fiel ihr auf, dass sie bereits seit fast einer Stunde miteinander sprachen. “Danke, dass du dir die Zeit genommen hast”, sagte sie und nahm ihre Tasche vom Stuhl. “Du hast mir sehr geholfen.” Sie ließ ein paar Sekunden verstreichen, bevor sie wie nebenbei fragte: “Ach ja, was hattest du noch gesagt, wo das Pflegeheim von Frieda ist?”
“Nyack im Hudson Valley.”
11. KAPITEL
K urz nach Mittag am Montag stieg Zoe im malerischen schneebedeckten Nyack vor dem Pflegeheim Sagemore aus dem Taxi. Der Komplex bestand aus mehreren kleinen Gebäuden im viktorianischen Stil, die harmonisch in die weitläufige Parklandschaft eingebettet lagen. Lichterketten glitzerten in den Bäumen und verliehen dem Anwesen ein festliches Aussehen.
Zoe folgte den Schildern zur Rezeption, wo ein riesiger Weihnachtsbaum die Gäste begrüßte. Eine Schwester in gestärkter weißer Tracht saß hinter dem Empfang. Auf dem kleinen blauen Schild an ihrem Revers stand in großen Lettern ihr Name: Mendoza.
“Guten Morgen”, begrüßte Zoe sie lächelnd. “Mein Name ist Zoe Foster, und ich bin hier, um Frieda North zu besuchen. Meine Freundin Lola Malone ist für ein paar Tage unterwegs, und sie wollte nicht, dass ihre Tante in dieser Woche gar keinen Besuch bekommt.”
“Das ist nett.” Die Schwester nahm einen Besucherausweis aus dem Karteikasten und reichte ihn über den Tresen. “Den benötigen Sie.” Sie deutete den Flur auf der linken Seite entlang. “Frieda liegt in Raum 111. Hat Ihre Freundin Lola
Weitere Kostenlose Bücher