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Abbild des Todes

Abbild des Todes

Titel: Abbild des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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braune Haare hatte, die mit einer Spur von Grau durchzogen waren. Keine besonderen Kennzeichen. Die Beschreibung passte auf eine Million Amerikaner, und das kam Lou gerade recht.
    Die beiden Männer waren so unterschiedlich, dass sie in einer Neufassung von “Ein verrücktes Paar” hätten auftreten können. Ray war es nicht so wichtig, ob sein Haus geputzt war, was in seinen Magen kam und wie oft er den Arzt sah, nämlich nie. Lou hingegen war pedantisch, ein Gesundheitsapostel und ein Hypochonder. Aber trotz all ihrer Unterschiede wurde das Band zwischen ihnen beiden von Jahr zu Jahr stärker.
    “Du bist heute früh dran”, sagte Ray und ließ seinen Freund hinein.
    Lou stellte seine Bowlingtasche in den Flur und folgte Ray in die Küche. “Ich habe Neuigkeiten, von denen ich dachte, dass sie dich interessieren.”
    “Ich hör dir zu.” Ray trat an den Schrank. “Wie wär’s mit einer Tasse Kaffee?”
    “Vergiss den Kaffee und setz dich, Ray.”
    Der strenge Ton und die grimmige Miene von Lou sagten ihm, dass er etwas Ernsthaftes zu berichten hatte. “Ist was mit Angie? Bitte sag, was los ist!”
    “Bevor ich es dir erzähle, musst du mir dein Wort geben, dass du nicht durchdrehst.”
    “Du weißt, dass ich es hasse, wenn deine Sätze so anfangen.”
    “Versprich’s mir.”
    “Na gut, ich versprech’s.”
    “Du weißt, dass ich gerade erst aus New York zurückgekehrt bin.”
    “Du warst da, um den Juwelenraub zu untersuchen, in den dein Schwager verwickelt war. Ja, das weiß ich.”
    “Er war nicht verwickelt, Ray, er war nur …” Ungeduldig winkte er ab. “Egal. Was ich dir sagen wollte, ist, dass vor zwei Tagen, mitten auf einer Straße in Manhattan, jemand von dem Dach eines Gebäudes auf Angie geschossen hat.”
    “
Was?”
    “Es geht ihr gut, sie ist nicht verletzt worden. Und sie befindet sich in guten Händen.”
    “Wessen?”, fragte Ray zweifelnd.
    “Ihr Freund, Joe Santos.”
    “Der Bulle?”
    Lou nickte. “Er behütet sie wie seinen Augapfel. Ihr Exmann ist übrigens auch für sie da.”
    Rays Angst schwand ein bisschen. “Woher weißt du das?”
    “Ich habe es in der Zeitung gelesen. Zoe beherrschte die Schlagzeilen.”
    “Warum hast du mich nicht gleich angerufen?”
    “Ich wollte nicht, dass du etwas Unüberlegtes tust, wie in das nächste Flugzeug springen und nach New York fliegen.”
    Ray setzte sich. “Mein Gott, Lou. Wer könnte Interesse daran haben, Angie zu töten?” Auch wenn er für sich selbst inzwischen den Namen Ray akzeptiert hatte, hatte er sich an den Namen Zoe nie gewöhnt.
    “Das weiß keiner.” Lou zuckte mit den Schultern. “Vielleicht geriet sie einfach in einen Schusswechsel rivalisierender Banden, von denen man in letzter Zeit so viel hört.”
    Mit zusammengekniffenen Augen sah Ray Lou an. Er kannte ihn viel zu gut, um auf den unschuldigen Gesichtsausdruck hereinzufallen. “Und was erzählst du mir nicht, Lou?”
    “Gar nichts, das ist wirklich alles.”
    “Du bist ein lausiger Lügner. Raus mit der Sprache, oder ich hole die Wahrheit auf Wegen aus dir raus, über die du noch nicht einmal nachdenken möchtest.”
    Lou fluchte leise vor sich hin und stieß dann einen langen Seufzer aus. “Letzte Woche wurde Angie, ich meine Zoe, in einen Vorfall verwickelt. Die Schüsse vor zwei Tagen könnten etwas mit diesem Vorfall zu tun haben.”
    Ray hörte schweigend zu, als Lou ihm erzählte, wie Angie die tote Sängerin in der Seitenstraße neben dem Gebäude des
Herald
gefunden hatte. Während Angie Hilfe holte, hatte jemand die Leiche verschwinden lassen. Ohne Leiche und ohne Beweise konnte die Polizei nicht mehr tun, als die Anwohner zu befragen. Also hatte Angie eigene Nachforschungen angestellt.
    Ruhelos begann Ray, im Wohnzimmer auf und ab zu laufen. “Und plötzlich sieht es für deine Theorie mit der Schießerei zwischen verfeindeten Gangs gar nicht mehr so gut aus. Ist es das, was du mir eigentlich sagen willst, Lou?”
    “Die Polizei geht jeder Möglichkeit nach.”
    “Die Cops.” Ray schnaubte verächtlich. “Die finden nichts. Und in der Zwischenzeit läuft mein kleines Mädchen als Zielscheibe durch die Gegend.”
    Er blieb vor dem Kamin stehen und nahm ein Foto in die Hand, das Lou vor acht Monaten aus New York mitgebracht hatte. Sein Freund hatte ihn damit immer gut versorgt. Ob sie nun ein Klaviervorspiel hatte, einen Schwimmwettbewerb, ein Basketballspiel oder ihre Abschlussfeier, durch die Fotos konnte Ray das Leben seiner

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