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Abbild des Todes

Abbild des Todes

Titel: Abbild des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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berüchtigtsten Mafiabossen, und Gerüchte besagten, wenn er einen Gefallen brauchte, musste er nur fragen.
    Wegen angeblicher Lieferungen von gestohlenen Waffen an die Pantano-Familie, eine Organisation, der man verschiedene Verbrechen nachsagte, war er zweimal verhaftet worden. Und zweimal war er freigesprochen worden. Ob er tatsächlich so unschuldig war, wie er immer behauptete, wagte Ray zu bezweifeln, denn immerhin war es Peppe, der ihn damals mit Frank Scolini bekannt gemacht hatte.
    Sie waren immer in Verbindung geblieben, auch nachdem Tony nach Philadelphia gezogen war. Dann war Tony “gestorben” und der Kontakt abgebrochen.
    Es gab noch eine Reihe anderer alter Kumpel – Jojo, der einen Friseurladen betrieb, Manny, der Buchhalter geworden war, und Deano, der Leiter des Zoos in der Bronx. Ray würde sie ausfindig machen, wenn sie noch in der Gegend wohnten.
    Und wenn er ihnen noch vertrauen konnte.
    Aber bevor er alte Weggefährten aufsuchte, musste er seine Tochter sehen. Und sei es nur aus der Ferne. Er hatte sich oft vorgestellt, nach New York zu fliegen und sich vor ihr Haus zu stellen, bis sie herauskäme. Doch jedes Mal hatte die Angst, dass Franks Kumpane sie beobachteten, sein Gedankenspiel schnell zu einem Ende gebracht.
    Diese Angst hatte er jetzt nicht mehr. Vielleicht hatte der Anschlag auf Angies Leben ihm deutlich gemacht, wie schnell sich Dinge ändern konnten. Was wäre, wenn sie getötet worden wäre? Wenn seine kostbare Tochter gestorben wäre, bevor er sie noch einmal gesehen hätte? Das durfte nicht passieren. Als Erstes würde er den Hurensohn finden, der die beiden Schüsse abgegeben hatte, und wenn er dann seine Tochter treffen wollte, würde er es auch tun. Er musste sich nur einen Plan überlegen, der für sie beide sicher war.
    Er ging ins Badezimmer, um seine Kulturtasche auszuräumen, nur um zu entdecken, dass es keine Handtücher gab. Grummelnd ging er zurück zum Telefon und rief an der Rezeption an.
    “Wir schicken sofort jemanden hoch, Sir”, versicherte ihm der Rezeptionist.
    Ray legte auf und blätterte in seinem Notizbuch. Lou hatte ihm ein paar Plätze genannt, an denen er Angie möglicherweise finden konnte. Als Erstes war da das
Lotus
, das Restaurant in China Town, das ihrer besten Freundin Lizzy Min gehörte. Und dann die Pizzeria am Broadway, wohin sie ab und zu mit Joe Santos zum Essen ging. Ray wusste auch, dass sie ihre Lebensmittel bei Ellis’ Market in der Canal Street kaufte, sich die Haare bei Tresses schneiden ließ und ihre Wäsche zu Speedy Cleaners in ihrer Straße brachte. Der
Herald
war im East Village, nur fünfzehn Minuten zu Fuß von ihrer Wohnung, und das Gym, in dem sie ein paarmal die Woche Körbe warf, lag in der entgegengesetzten Richtung ungefähr genauso weit entfernt.
    Er würde ausreichend Gelegenheit haben, sie zu sehen. Und auch wenn es ihn schon erfreuen würde, nur einen kurzen Blick auf sie werfen zu können – was er wirklich wollte, war, sie in die Arme zu nehmen und ihr zu sagen, wie sehr er sie liebte. Er wollte mit ihr reden, bis die Sonne aufging. Er wollte sehen, wo sie lebte, die Erinnerungsstücke, mit denen sie sich umgab, was sie aß, welche Bücher sie las. Und er wollte ihre Arbeiten betrachten.
    Es hatte ihn nicht überrascht, als er erfuhr, dass sie Karriere als Zeichnerin gemacht hatte. Ihr gutes Aussehen hatte sie von Stephanie geerbt, aber ihr Talent zum Malen kam von ihm. Er würde sich nicht als Künstler bezeichnen, doch immerhin hatte er sich sein Geld während der Collegezeit damit verdient, in Restaurants zu bedienen und Karikaturen von den Kunden zu zeichnen.
    Das Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Tagträumen. Er ging hinüber, um zu öffnen, und blieb wie erstarrt stehen.
    Anstatt eines Zimmermädchens mit einem Arm voller Handtücher stand Lou vor ihm – in der einen Hand eine Reisetasche, in der anderen einen Koffer. Er trug seine liebste sauertöpfische Miene.
    “Was ist, lässt du mich rein oder willst du den Rest des Tages damit verbringen, hier wie der letzte Idiot zu stehen?”
    Ray machte einen Schritt zur Seite. “Was zum Teufel tust du hier?”
    “Wonach sieht es denn aus?”
    “Was ist mit ‘Ich will nicht, dass dein Blut an meinen Händen klebt’ passiert?”
    Lou stellte sein Gepäck auf den Boden und sah sich um. “Ich habe meine Meinung geändert.”
    “Du willst mein Blut also doch an deinen Händen?”
    “Oh … Schluss mit deinen blöden Fragen. Du weißt verdammt gut,

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