Abbild des Todes
warum ich hier bin.”
“Ja, tu ich. Eigentlich hatte ich sogar damit gerechnet, dass du noch in meinem Flieger auftauchst.”
“Hab ich versucht. War schon ausgebucht.”
Ray grinste. “Du bist ein guter Freund, Lou. Ich glaube, das sage ich dir nicht oft genug.” Er warf einen Blick auf den Koffer. “Eine Sache nur – du planst ja wohl nicht, dir mit mir ein Zimmer zu teilen, oder?”
“Meine Güte, bloß nicht! Du bist viel zu unordentlich. Mein Zimmer ist noch nicht fertig, also habe ich an der Rezeption Bescheid gesagt, dass ich meinen Kram vorerst bei dir lasse. Mein Zimmer ist eine Etage weiter oben – Nummer 203.”
Er schaute in den Spiegel und rückte seine Krawatte zurecht. Immer adrett, hatte er sich für den Trip richtig in Schale geworfen – mit Hemd und Krawatte, einem grünbraun gestreiften Pullover und einem beigefarbenen Trenchcoat. “Was hältst du davon, wenn wir uns jetzt erst einmal um was zu essen kümmern? Bevor all die Abgase meinen Appetit ruinieren.”
Auf der obersten Sprosse der Leiter streckte Zoe sich, so weit sie konnte, um den viktorianischen Engel auf der Baumspitze zu befestigen. Nachdem sie wieder heruntergeklettert war, trat sie einen Schritt zurück.
“Wundervoll”, erklärte sie. “Sehr gute Arbeit, Zoe.”
Sie trug die Leiter zurück in die Küche, als ihr Telefon klingelte. Sie war erstaunt, einen recht kleinlauten Detective O’Bryan in der Leitung zu haben.
“Dieser Anhänger, von dem Sie mir erzählt haben”, sagte er. “Er war an der Kette.”
“Ich wusste es.” Sie versuchte, nicht schadenfroh zu klingen. “Und jetzt?”
“Es könnte sich bei dem Diebstahl um einen Zufall handeln. Der Einbrecher nahm neben den anderen Dingen eben auch die Kette mit dem Anhänger daran.”
“Oder es war Absicht. Egal wie, es klingt so, als sollte man da etwas näher nachforschen, oder?”
Er lachte. Nicht spöttisch, sondern zustimmend. “Ja, ich werde der Sache definitiv nachgehen.”
“Ich danke Ihnen, Detective.”
“Sie können Ihre Dankbarkeit zeigen, indem Sie ein eingepacktes Geschenk für unsere Geschenketour spenden. Wir haben hier im Eingang eine große Kiste stehen, da können Sie es einfach hineinlegen.”
“Das werde ich bestimmt machen.”
Auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer waren ihre Gedanken bei dem kleinen Anhänger, der eine immer größere Rolle zu spielen schien, je weiter die Untersuchung fortschritt. Aber ohne den Obdachlosen würde es schwer, den Weg des Anhängers zum Mörder zurückzuverfolgen.
Außer man könnte ihn irgendwie dazu bringen, aus der Deckung zu kommen.
Von diesem Gedanken angetrieben, griff Zoe zum Telefon und wählte E.J.s Nummer.
“E.J.”, sagte sie, als er abhob. “Würde es dir etwas ausmachen, die Zeichnung von dem Anhänger noch ein paar Tage drin zu lassen? Dieses Mal möchte ich gerne eine Belohnung aussetzen.”
“Warte mal”, protestierte er. “Hattest du nicht gesagt, dass du dich aus den Angelegenheiten der Polizei raushalten willst? Hast du deine Lektion denn noch nicht gelernt?”
“Ich misch mich doch gar nicht ein, E.J. Was für Informationen wir auch immer kriegen, ich leite sie sofort an Detective O’Bryan weiter.”
“Versprichst du es mir?”
“Ja.”
“Okay. Was sollen wir dazu schreiben?”
Sie überlegte einen Augenblick. “Wie wäre es mit: ‘Einhundert Dollar Belohnung für denjenigen, der uns etwas über den gezeigten Anhänger sagen kann’?”
Sie hörte, wie er mitschrieb. “Hundert Dollar sind nicht gerade eine Menge Geld.”
“Für einen Obdachlosen ist es ein kleines Vermögen. Und wir können den Betrag später immer noch erhöhen. Wirst du es tun?”
“Schon passiert.”
Zufrieden, dass sie für Lola alles getan hatte, was in ihrer Macht stand, ging sie in ihr Studio, wo ein weiterer Stapel Briefe und E-Mails von ihren Lesern auf sie wartete. Auch diesmal war wieder ein Hinweis von Lonesome Me dabei.
Er oder sie schrieb:
Vielleicht hat Mona jemanden erpresst? Einen ehemaligen Liebhaber?
Ein weiterer exzellenter Tipp, vor allem wenn man bedachte, dass Lola aller Wahrscheinlichkeit nach eine Affäre mit einem verheirateten Mann gehabt hatte. Zoe warf den Brief in den Papierkorb. Mit einer möglichen Erpressung würde sie sich später beschäftigen. Als sie durch die Briefe blätterte, fiel ihr Blick auf das Schreiben einer Paula Smith aus Brooklyn:
Hat die Polizei schon Monas Apartment durchsucht?
Dieser Spur würde sie nachgehen. Sehr
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