Abbild des Todes
ließ sie ihren Blick über die Straße schweifen. “Wer ist es?”
“Genau das will ich herausfinden, aber dazu brauche ich dich.”
“Wo ist er?”
“Vor der Fenwick Gallery. Der Mann auf der Bank. Pass auf, dass er dich nicht sieht.”
Sie zog sich hinter den Vorhang zurück. “Er sieht harmlos aus. Woher weißt du, dass er mich verfolgt?”
“Stretch hat es mir gesagt.”
“Stretch?”
“Er ist Türsteher im Club. Mein Mann für alle Fälle. Er macht verschiedene Jobs für mich. Nachdem ich von dem Zwischenfall mit dem Heckenschützen gelesen hatte, machte ich mir Sorgen und habe ihn gebeten, dich ein wenig im Auge zu behalten.”
“Du bist nicht mehr für mich verantwortlich, Rick. Ich bin durchaus in der Lage, selbst auf mich aufzupassen.”
“Das hat nichts mit Verantwortung zu tun.”
“Womit dann?”
Er stieß einen tiefen Seufzer aus. Sie gab sich niemals mit einer einfachen Antwort zufrieden. Sie musste einen so lange in die Mangel nehmen, bis sie auch noch das letzte Detail aus einem herausgequetscht hatte. “Wir verschwenden wertvolle Zeit, Zoe. Tust du bitte einfach, um was ich dich gebeten habe? Wir können später weiterreden.”
“Ich bin gleich unten”, sagte sie nach einem Moment des Schweigens.
Zwei Minuten später trat sie, eingehüllt in einen roten Wollponcho, auf die Straße. Ihre rote Mähne trug sie wieder offen, ein warmer Lichtblick in der grauen Winterluft.
Sie wandte sich in Richtung Grand Street, und der Mann stand auf, um ihr zu folgen. Rick ließ ihn bis zu Mercer gehen, dann beschleunigte er seinen Schritt und verringerte die Distanz zwischen ihnen.
Als er in Griffweite war, packte Rick den Mann an der Schulter und stieß ihn hart gegen eine Hauswand. “Was zum Teufel machen Sie da?”, fragte er.
Obwohl der Mann überrascht war, wehrte er sich nicht. Er schien sich noch nicht einmal zu fürchten, als er Ricks kalten Blick erwiderte.
“Ist das nicht offensichtlich?”, antwortete er ruhig. “Ich gehe spazieren. Verstößt das gegen irgendein Gesetz?”
“Nein, aber das Verfolgen von Frauen verstößt gegen das Gesetz.”
“Da sind Sie aber auf der falschen Fährte, Sir. Ich verfolge niemanden.”
Rick nickte mit dem Kopf in Zoes Richtung. Sie hatte angehalten und beobachtete die beiden. Rick hob seine Hand, um ihr zu zeigen, dass sie wegbleiben sollte. “Sie verfolgen diese Frau schon den ganzen Tag. Und wenn Sie ihr nicht folgen, sitzen Sie auf einer Bank gegenüber ihres Apartments und beobachten ihre Fenster. Als sie vorhin aus dem Gebäude kam, sind Sie sofort aufgestanden und ihr nachgegangen. In meiner Sprache nennt man das ‘verfolgen’.” Er verstärkte den Griff um den Kragen des Mannes. “Wer sind Sie? Und was wollen Sie von ihr?”
“Mein Name ist Ray Dougherty. Mir gehört ein Eisenwarenladen in San Diego, und ich bin nur für einen kurzen Urlaub in New York. Soll ich Ihnen auch noch meine Personenkennziffer geben? Ich war bei den Marines.”
Rick hasste Klugscheißer. “Also gut, Mr. Dougherty aus San Diego, ich gebe Ihnen fünf Sekunden, um mir eine gute Erklärung zu geben, was Sie von der jungen Dame wollen. Noch eine dreiste Antwort von Ihnen, und ich sorge dafür, dass Sie nur noch im Sopran singen können.”
“Ich nehme an, dass Sie dazu in der Lage sind, aber ich versichere Ihnen, dass es falsch wäre, es zu tun.”
“Was sind Sie? Eine Art Komiker oder so etwas?”
“Ich bin einfach nur praktisch.”
“Sie wollen es praktisch?” Während er den Mann mit einer Hand immer noch gegen die Mauer drückte, zog Rick mit der anderen Hand sein Handy aus der Tasche. “Dann fange ich mal damit an, dass ich die Polizei rufe. Ist Ihnen das praktisch genug?”
Bingo. Dieses Mal flackerte leichte Panik in den ruhigen braunen Augen auf. Rick begann, die 9-1-1 zu wählen. Als er gerade die letzte Ziffer eintippen wollte, erhob der Mann seine Stimme.
“Tu das nicht, Rick.”
Überrascht schaute Rick auf. “Sie kennen mich?”
“Wir wurden einander nicht offiziell vorgestellt, aber ja, ich kenne dich. Ein wenig.”
Rick ließ sein Telefon zuklappen. “Wer zum Teufel sind Sie?”
Der Mann, der sich Ray Dougherty nannte, warf einen Blick in Zoes Richtung. “Ich bin ihr Vater.”
23. KAPITEL
R ick ließ den Mann los, blieb aber direkt vor ihm stehen, nur für den Fall, dass er versuchen sollte wegzulaufen. “Was haben Sie gesagt?”
Der Mann richtete seinen Kragen. “Ich bin Angies – ich meine Zoes
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