Abbild des Todes
Vater erzählt …”
“Mom, hör auf. Das sind keine Lügen. Ich kenne die Wahrheit. Ich weiß alles.” Sie erzählte ihr, was sie gehört hatte, ließ aber aus, dass Ray unter den Lebenden weilte. Sie hatte Angst davor, dass der Schock zu viel für ihre Mutter sein könnte.
Catherine hörte ihr zu, wobei sie unsicher auf ihrer Unterlippe kaute.
“Warum hast du mir nie die Wahrheit erzählt?”, fragte Zoe, als sie geendet hatte. Ihre Stimme war sanft und enthielt keinerlei Anklage.
Ein kleines resigniertes Seufzen entfuhr Catherine. Das Versteckspiel war vorbei, und sie wusste es. “Ich hatte Angst davor, was die Wahrheit bei dir anrichten würde. Du warst so stolz auf das, was du warst, was du in deinem Leben erreicht hast.”
“Ich hätte damit umgehen können.”
“Wirklich? Warst du bereit zu hören, dass dein Vater Mitglied der Mafia war? Dass er von seinen eigenen Leuten niedergeschossen wurde? Dass sein Boss ein Mann war, der sein Geld damit verdiente, Kindern Drogen zu verkaufen, Frauen zur Prostitution zu zwingen und Auftragskiller zu beschäftigen?” Ihre Stimme brach, und sie wandte ihren Kopf zur Seite.
Sanft drückte Zoe die Hand ihrer Mutter. “Jetzt bin ich bereit, Mama.”
Catherine starrte lange aus dem Fenster. “Er war ein guter Mann”, begann sie leise und wiederholte damit unbewusst Ricks Worte. “Er war sanft, liebevoll und großzügig. Ich traf ihn, nachdem ich meinen Abschluss an der Design School in Manhattan gemacht hatte. Er war damals Juniorpartner in einer Anwaltskanzlei und verdiente gutes Geld. Für mich war es ausreichend, aber nicht für Tony. Er hatte große Träume. Er wollte ein schönes Haus, ein luxuriöses Auto, Privatschulen für die Kinder, die wir zusammen haben wollten. Und er liebte es, mich mit Geschenken zu überschütten, Geschenke, von denen ich ihm immer wieder sagte, dass ich sie nicht brauchte.”
Sie spielte mit der Bügelfalte ihrer Hose. “Kurz nachdem du geboren warst, stellte sein Freund Peppe Veneti ihn Frank Scolini vor, der zu der Zeit der mächtigste Mafiaboss an der Ostküste war. Ich hasste ihn auf den ersten Blick. Ich bat Tony, sich von ihm fernzuhalten, aber Frank bot ihm eine Position als sein Anwalt an und das dreifache Gehalt dessen, was er bei Berns & Jacovich verdiente.”
Catherine seufzte bei der Erinnerung. “Tony und ich haben tagelang darüber gestritten. Es war, als würde man gegen eine Wand reden. Er sah nur das Geld und wie gut es uns und unserem Baby tun würde. Wir zogen also nach Philadelphia, und bald hatte Tony alles, was er immer haben wollte – ein wunderschönes Haus, ein teures Auto und all den Luxus, den man für Geld kaufen konnte.”
“Und du hast es gehasst.”
“Mit jeder Faser meines Herzens.” Sie stieß einen Seufzer aus, und Zoe merkte, wie die Stimme ihrer Mutter zitterte. “Aber ich blieb bei ihm und wäre vielleicht auch dort geblieben, wenn es nicht diesen Zwischenfall gegeben hätte, der mich zu Tode geängstigt hat.”
“Die Ermordung von Ricco Pugliese.”
Sie hob die Augenbrauen. “Du weißt davon?”
Zoe nickte. “Erzähl weiter”, sagte sie, bevor Catherine nachfragen konnte.
“Als Frank verhaftet worden war, hatte Ricco seinen Posten übernommen. Eines Morgens, als er seinen kleinen Jungen in die Vorschule bringen wollte, explodierte sein Auto. Beide, Ricco und der kleine Robby, wurden getötet.” Einen Moment lang schloss sie die Augen, als sie die Tragödie noch einmal durchlebte. “Wir dachten, dass Gina, seine Frau, den Verstand verlieren würde. Ich habe nie zuvor so viel Trauer und Leid gesehen.” Sie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. “In diesem Moment habe ich Tony vor die Wahl gestellt, auch wenn er es Ultimatum nannte. Ich bat ihn, zwischen Frank und uns zu wählen. Er kämpfte, schwor, dass er sicher war, dass Frank, obwohl er im Gefängnis saß und auf seinen Prozess wartete, niemals zulassen würde, dass ihm was passierte. Aber wir beide wussten, dass er log. Jeder in der Organisation war entweder unter Beobachtung durch das FBI oder dem Risiko ausgesetzt, von einer rivalisierenden Bande niedergeschossen zu werden, weil sie Franks Geschäfte übernehmen wollte.”
“Also hat Daddy dich gehen lassen?”
“Er wollte nicht, doch ich blieb hart. Drei Monate, nachdem er die Scheidungspapiere erhalten hatte, wurden wir geschieden. Ich bin mit dir nach New York gezogen. Dort angekommen, habe ich unsere Namen geändert, mir einen Job gesucht und
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