Abbild des Todes
System zu verbessern”, wie er es nannte, hatten ihm nicht nur bei den anderen Gefangenen Pluspunkte eingebracht, sondern auch bei der Gefängnisverwaltung.
“Hi, Frank.”
“Hi, kleiner Bruder.” Frank setzte sich. “Was ist los?”
“Nicht viel.”
Franks Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. “Wirklich? Wie kommt es dann, dass ich dir nicht glaube?”
Vince war noch nie gut darin gewesen, Geheimnisse vor seinem Bruder zu verbergen. Oder vielleicht war Frank auch nur zu gut darin, in anderen Menschen wie in einem offenen Buch zu lesen.
Vince drehte den Kopf gerade so weit, dass er die Tür im äußersten Augenwinkel erkennen konnte. Die Wache hatte sie allein gelassen. Das war einer der Vorzüge, die Frank genoss und die er Vince gegenüber immer wieder erwähnte. “Das sind keine schlechten Jungs. Du kratzt ihren Rücken und sie kratzen deinen, wenn du verstehst, was ich meine.”
“Also, was ist es, Bruderherz? Ist der dritte Weltkrieg ausgebrochen, als ich gerade nicht hingeschaut habe?”
Es hatte keinen Zweck zu lügen. Frank hatte bereits gespürt, dass etwas in der Luft lag, und auf die eine oder andere Weise würde er es erfahren. Wenn nicht von Vince, dann von einem seiner Männer.
Vince atmete tief ein und genauso tief wieder aus. “Es ist jemand in der Stadt, der nach Tony Marcino fragt.”
Franks Miene erstarrte. “Wer?”
“Ein Typ namens Ray Dougherty.”
“Hab ich noch nie gehört.”
“Er ist aus San Diego, besitzt da einen Eisenwarenladen. Offensichtlich wusste er nicht, dass Tony tot ist.”
“Was macht er in New York?”
“Er sagte, er sei für einen kurzen Urlaub hier und wolle in der Zeit nach ein paar alten Kumpels gucken.”
“Mit wem hat er gesprochen?”
“Mit Giuseppe Veneti.”
“Dem Müllmann?”
Vince nickte.
“Woher weißt du das alles?”
“Veneti hat mit deinem alten Kumpel Sal Torres Poker gespielt. Sie treffen sich ungefähr einmal im Monat, entweder in Philadelphia oder in New York. In der gleichen Nacht hat Sal mich angerufen.”
“Warum rief er nicht bei mir an?”
“Er hatte Angst. Er hat gehört, dass die Telefonleitungen nicht länger sicher sind.”
“Das stimmt. Irgendein Idiot hat die Gefängnisleitung dazu genutzt, Kokain zu bestellen, kannst du dir das vorstellen? Jetzt werden alle ankommenden und abgehenden Anrufe überwacht. – Was hat Sal dir noch erzählt?”
“Nur, dass Peppe dachte, dass die ganze Geschichte irgendwie seltsam war. Da kommt einer und behauptet, ein guter Freund von Tony zu sein, aber Peppe hat noch nie von ihm gehört.”
Frank schwieg. Wenn er tief in Gedanken versank, tat er das immer mit geschlossenen Augen und vor der Brust verschränkten Fingern. Jeder, der ihn so sah, würde denken, dass er eingeschlafen war.
“Okay.” Frank öffnete die Augen wieder. “Du tust Folgendes: Ruf Sal an. Sag ihm, er soll mir alles über diesen Ray Dougherty beschaffen, inklusive seines momentanen Aufenthaltsortes.”
“Wie soll er …?”
“Sal weiß schon, wie. Gib ihm einfach nur die Nachricht von mir.”
“Was wirst du tun?” Vince bemühte sich gar nicht erst, die Sorge in seiner Stimme zu unterdrücken. “Deine nächste Anhörung ist in drei Monaten. Du tust doch nichts, um das zu gefährden, oder?”
Frank stand auf. “Komm wieder, wenn du die Informationen hast, Kleiner. Und denk nächstes Mal an eine Kleinigkeit für die Wachen.”
28. KAPITEL
“H allo, Rick.”
“Oh, hallo”, sagte Rick, nachdem er die Stimme am Telefon als Jennys erkannt hatte. “Wie geht’s im ‘Big Easy’?”
“Besser, als ich gehofft hatte. Rosa ist unglaublich lieb zu mir.”
“Und die blauen Flecken?”
“Noch da, aber sie verblassen langsam. In einer Woche werde ich so gut wie neu sein.”
Es war schön, sie so fröhlich und optimistisch zu hören. Ein paar Tage zuvor war sie bereit gewesen, alles hinzuschmeißen.
“Hast du was von Mike gehört?”, fragte Jenny.
“Nicht persönlich, doch ich habe gehört, dass die Polizei ihn ein wenig in die Mangel genommen hat.”
“Du hast ihnen davon erzählt?” Angst schwang in ihrer Stimme mit.
“Das musste ich. Brenner und ich hatten einen kleinen Streit, und Mike hat den Fehler begangen, meine Exfrau zu bedrohen.”
“Er wird ihr nichts tun, Rick. Mike traut sich nur an Leute heran, die sich nicht verteidigen können. Solange du auf Zoe aufpasst, wird er sich nicht einmal in ihre Nähe wagen.”
“Vielleicht, aber am nächsten Tag hat
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