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Abbild des Todes

Abbild des Todes

Titel: Abbild des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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genügend aus dir macht, um nach New York zu kommen, weil er dachte, dass du Hilfe benötigst. Aber das ist jetzt vorbei. Du bist in Sicherheit, und er kann zurück nach San Diego gehen.”
    Zoe schwieg.
    “Zoe?” Catherine sah ihre Tochter fragend an. “Er geht doch zurück, oder?”
    “Nicht, bevor er nicht herausgefunden hat, wer auf mich geschossen hat.”
    Catherine schüttelte den Kopf. “Um das zu tun, muss er seine Deckung aufgeben und dich damit in Gefahr bringen. Sprich mit Rick, Liebes. Dem, was du mir erzählt hast, entnehme ich, dass er Tony mag. Und Tony mag ihn. Vielleicht wird er auf ihn hören.”
    “Ich bin diejenige, die darum gebeten hat, Daddy zu treffen.”
    Catherine wurde augenblicklich blass. “Nein! Das kannst du nicht machen!”
    “Es ist sicher. Rick wird sich um alles kümmern.”
    “Rick ist ein Dummkopf! Ich hatte gehofft, dass er sich geändert hat, aber er ist genauso verantwortungslos wie früher. Wenn er sich die Zeit genommen hätte, einmal darüber nachzudenken …”
    “Er hat versucht, es mir auszureden.”
    “Offensichtlich war er nicht hartnäckig genug.”
    “Ich möchte mich nicht mit dir streiten, Mom. Ich habe eine Entscheidung getroffen: Ich will Dad sehen.” Sie stand auf und hielt ihr die Hand hin. “Warum machen wir nicht einen kleinen Spaziergang durch die Stadt? Ich muss mir noch Hunger anlaufen … für Lulus Corn Chowder.”
    Nach einem kurzen Moment des Zögerns trocknete Catherine ihre Tränen und ergriff Zoes Hand.

27. KAPITEL
    G efängnisse verursachten Vince Scolini Magenschmerzen. In all den Jahren, in denen er seinen Bruder Frank schon besuchte, hatte er sich niemals an den Geruch, die schmuddeligen Wände und die Geräusche gewöhnt – vor allem dieses unangenehme Schlurfen, das die Gefangenen auf ihrem Weg zu den Besucherräumen durch die aneinandergefesselten Füße verursachten.
    Anders als sein Bruder und sein Vater vor ihm hatte Vince nie Interesse gehabt, in das Geschäft einzusteigen. Wissbegierig und hart arbeitend hatte er andere Ziele verfolgt und diese auch erreicht – trotz des ungeheuren Drucks, den sein Vater sein ganzes Leben lang auf ihn ausgeübt hatte.
    Vince mochte seinen Job als Sportreporter für die
Philadelphia Sun.
Er war fünfzehn Jahre jünger als Frank und somit noch ein Kind, als sein Bruder ins Gefängnis gekommen war. Doch er erinnerte sich noch an jenen Morgen, als wäre es erst gestern gewesen. Am meisten hatte er die Wut seiner Mutter vor Augen, als die beiden FBI-Agenten ihren ältesten Sohn in Handschellen abgeführt hatten. Zehn Jahre später war sie gestorben. Zu dem Zeitpunkt bereits verwitwet, hatte sie Vince gebeten, sich um seinen Bruder zu kümmern, auch wenn er im Gefängnis saß. “Sieh nach deinem Bruder”, hatte seine Mutter auf dem Totenbett geflüstert. “Beschütze ihn.”
    Vince hatte seine Mutter abgöttisch geliebt, und auch wenn ihm nicht klar war, was er für seinen Bruder tun konnte, was nicht auch seine Mafiafreunde erledigen konnten, hatte er ihr versprochen, immer für Frank da zu sein. Überraschenderweise war Frank ein Bilderbuchhäftling, der geduldig abwartete, bis er begnadigt werden würde. Auch wenn ihm das schon zweimal verwehrt worden war, gab er nicht auf. “Aller guten Dinge sind drei”, pflegte er Vince zu erklären.
    Getreu seinem Versprechen besuchte Vince seinen Bruder jede Woche, brachte ihm Bücher, Zigaretten, Rasierschaum und alles andere, das die Wachen durchgehen ließen. Hin und wieder backte Vinces Frau die Brownies, die Frank so mochte und die er großzügig mit seinen Mitgefangenen teilte. Diese Geste sorgte dafür, dass Franks Leben hinter Gittern ein wenig einfacher wurde.
    Heute war Vince mit leeren Händen gekommen. Er war in Gedanken einfach zu sehr mit dem beschäftigt gewesen, was er herausgefunden hatte, als dass er an ein Mitbringsel hätte denken können.
    Endlich öffnete sich die Tür, und Frank betrat den Besucherraum. Er trug den üblichen orangefarbenen Overall und schlurfte in Richtung der Glasscheibe, die Gefangene und Besucher voneinander trennte. Klein und kahl, verdiente er den alten Spitznamen nicht mehr, der ihn einst so passend beschrieben hatte – Frank, der Wal. Nachdem er knapp siebzig Kilo abgenommen hatte, entschied er sich, sein Gewicht durch ein hartes Trainingsprogramm zu halten. Er hatte es alleine ausgearbeitet und brachte es nun während des morgendlichen Hofrundganges seinen Mitinsassen bei. Seine Anstrengungen, “das

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