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Abbild des Todes

Abbild des Todes

Titel: Abbild des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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“Wo ist dein Gepäck?”
    “Ich hab keines, weil ich nur heute hierbleibe.”
    “Warum?”
    “Weil ich mit meiner Arbeit furchtbar hinterherhänge und deshalb schnell zurückmuss.”
    Catherine ließ sich die gute Laune dadurch nicht verderben. “In diesem Fall machen wir das Beste aus den wenigen Stunden, die uns bleiben. Fangen wir an, indem wir Lulu Guten Tag sagen. Wir sind gerade fertig, das Ingwerbrot für unseren Vieruhrtee zu backen. Ich bin sicher, dass sie dich ein Stückchen probieren lässt.”
    Lulu, eine kräftige Jamaikanerin, die bereits für den vorherigen Besitzer gearbeitet hatte, war hocherfreut, Zoe zu sehen und sie mit ihren Kochkünsten verwöhnen zu dürfen. Sie und Catherine hatten sich von Anfang an blendend verstanden und waren nun vielmehr gute Freundinnen als Chefin und Angestellte.
    “Hier ist etwas, das dich bis zum Lunch durchhalten lassen wird.” Lulu schnitt ein Stück von dem Ingwerbrot ab, das auf einem Porzellanteller abkühlte, und reichte es Zoe. “Wie es der Zufall so will, habe ich heute gerade eines deiner Lieblingsgerichte gekocht – Southern Corn Chowder. Ich muss ein übersinnliches Medium sein.”
    “Und, nicht zu vergessen, die beste Bäckerin der Stadt”, murmelte Zoe mit vollem Mund. “Meine Mutter kann sich glücklich schätzen, dich zu haben.”
    Catherine nahm Zoe am Arm und zog sie mit sich. “Komm”, sagte sie mit einem kleinen Lachen. “Lass uns nach oben gehen, bevor deine Komplimente Lulu zu Kopf steigen und sie mich um eine Gehaltserhöhung bittet.”
    “Pass auf, was du sagst, Blondie.” Lulu drohte ihr spielerisch mit dem Tortenheber. “Meine Voodoopuppe ist immer in der Nähe.” Lachend verließen Zoe und ihre Mutter die Küche.
    “Oben” war der Turm im dritten Stock, der mit weißen Rattanmöbeln eingerichtet war und einen unglaublichen Ausblick über die Stadt bot. Vom Fenster aus konnte Zoe die kleine Stadtbahn sehen, die die Besucher von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten brachte.
    Als sie sich umdrehte, hatte ihre Mutter sich bereits gesetzt und betrachtete sie ruhig. “Also.” Sie klopfte auf das Kissen neben sich. “Erzählst du mir, weshalb du gekommen bist? Oder sollen wir ‘Zwanzig Fragen’ spielen?”
    Zoe lächelte, als sie sich setzte. “Bin ich so einfach zu durchschauen?”
    “Nein, aber wie du mich selbst erinnert hast, bist du ein sehr beschäftigtes Mädchen. Was bedeutet, dass du dir nicht einen ganzen Tag freinimmst, um hierherzukommen, wenn du nicht etwas auf dem Herzen hättest, worüber du nicht am Telefon sprechen magst.” Mit einem Mal besorgt, fügte sie hinzu: “Man hat doch nicht wieder auf dich geschossen, oder?”
    “Nein, und es wird dich freuen, dass meine Tage als Hobbydetektivin vorbei sind. Die Polizei hat nun offiziell die Ermittlungen bezüglich des Verschwindens von Lola Malone aufgenommen.”
    “Das sind gute Neuigkeiten.” Catherine zog ihre Beine an und betrachtete Zoe erwartungsvoll. “Und nun erzähl mir, was dich beschäftigt.”
    “Erst musst du mir versprechen, nicht traurig zu werden.”
    “Ach, Liebes, das hört sich überhaupt nicht gut an.”
    “Versprochen?”
    “Okay, versprochen. Und hör auf, mich wie eine Schwerkranke zu behandeln. Ich bin in besserer Verfassung als jemals zuvor. Muss ich dich daran erinnern, dass ich beim diesjährigen Frühjahrsmarathon als Dritte ins Ziel kam?”
    “Ich habe ja immer gesagt, dass du eine unglaubliche Frau bist.” Zoe musterte einen Moment lang ihre Fingernägel, unsicher, wie sie anfangen sollte. Dann, weil sie den direkten Weg für den besten hielt, sagte sie: “Ich weiß von Dad.”
    Catherines Augen weiteten sich ein wenig. “Was meinst du, Schätzchen?”
    “Ich meine, ich weiß, dass er kein Versicherungsvertreter war. Und dass er nicht bei einem Autounfall ums Leben kam.”
    Catherine lachte nervös. “Aber sicher war er ein Versicherungsvertreter. Woher hast du die verrückte Idee, dass er es nicht war?”
    “Dad war ein
consiglieri
, ein Anwalt für den Chef einer Mafiafamilie aus Philadelphia. Einen Mann, der eine neunundneunzigjährige Haftstraße absitzt. Muss ich noch mehr sagen?”
    Sämtliche Farbe war aus Catherines Gesicht gewichen. Langsam ließ sie sich gegen die Kissen der Couch sinken. “Mein Gott.”
    “Es ist nicht das Ende der Welt, Mom. Ehrlich gesagt …”
    “Mit wem hast du gesprochen?”
    “Das ist nicht wichtig.”
    “Natürlich ist es wichtig! Wenn dir jemand Lügen über deinen

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