Abbild des Todes
lachte. “Wenn ich dich nicht besser kennen würde, könnte ich schwören, dass du eifersüchtig bist.”
Sie schnaubte verächtlich. “Ach, bitte. Wir sind doch nicht in der Highschool. Und ist es nicht ein wenig eitel von dir anzunehmen, dass deine Exfrau eifersüchtig auf deine Beziehungen zu anderen Frauen ist?”
“Also bist du heute Abend nicht vorbeigekommen, um meine neue Sängerin kennen zu lernen?”
“Ich wusste ja nicht einmal, dass du eine neue Sängerin hast, bis Lenny es mir eben erzählt hat.”
Er gab nicht auf. “Du bist also nur meinetwegen hier?”
“Wieder falsch. Ich wollte dir lediglich erzählen, dass ich heute in Cape May war. Offen gesagt, bin ich gerade eben erst aus dem Bus gestiegen.”
Sein Lächeln verschwand. “Du hast deiner Mutter von Ray erzählt?”
“Ich musste es. Es gab Fragen, die nur sie beantworten konnte.”
“Wie ist es gelaufen?”
“Nicht gut. Wenn ich gewusst hätte, dass sie so reagiert, wie sie es getan hat, wäre ich zu Hause geblieben.”
“Du hättest wissen müssen, dass es sie schockieren würde.”
“Es war mehr als das. Sie hat sich die Schuld am Tod meines Vaters gegeben. Die Erinnerungen waren so schmerzhaft, die Last der Vorwürfe so schwer, dass ich keine Wahl hatte, als ihr zu sagen, dass er noch am Leben ist. Ich weiß, was du denkst”, fügte sie hinzu. “Du hast meinem Vater versprochen, die Sache geheim zu halten, aber die Liste der Menschen, die wissen, dass Tony Marcino noch lebt, wächst langsam.”
“Ich bin sicher, dass Catherine niemandem davon erzählen wird.”
Lenny kam mit dem Shaker in der Hand zu ihnen. “Wie wäre es mit einem kleinen Nachschlag?”, fragte er Zoe.
“Nein danke, Lenny. Ich habe genügend Dummheiten für eine Nacht angestellt.” Sie wartete, bis er sich wieder anderen Gästen zugewandt hatte, bevor sie Rick fragte: “Hast du etwas von meinem Vater gehört?”
“Noch nicht. Ich habe ihm eine Nachricht im Hotel hinterlassen, doch bis jetzt hat er sich nicht gemeldet.”
“Was, wenn er es auch nicht tut?”
“Er wird sich melden.”
“Du vertraust ihm so sehr?”
“Auf das Wort eines Marine kann man zählen. Das ist mein Motto.”
Das Geräusch aufbrandenden Applauses unterbrach sie. Zoe blickte zur Bühne, die bis auf ein Spotlight im Dunkeln lag. Chandra trat ins Licht, ein verführerisches Lächeln auf den Lippen.
Sie trug ein trägerloses schwarz-weißes Kleid, das ihre Kurven geschickt betonte, ohne eng zu wirken. Zoe musste ihr widerwillig Pluspunkte für ihren Stil geben. Die Band begann, eine alte bekannte Melodie zu spielen, und auf einmal beherrschte die Sängerin den Raum.
Sie hatte viel von Lolas Grandezza, gestand Zoe sich ein. Und sie war clever genug, die vorherige Sängerin des
Blue Moon
nicht zu kopieren, sondern jedem Lied ihren eigenen Stil zu geben.
“Und”, fragte Rick nach einer Weile. “Was hältst du von ihr?”
“Sie ist ganz gut. Aber Lola war besser.”
“Du bist voreingenommen.”
“Vielleicht.” Zoe lenkte ihren Blick von der Bühne zurück auf Rick. “Hast du gehört, dass Rudy Goldberg umgebracht worden ist?”
“Ja, Detective O’Bryan hat es mir erzählt.”
“Er war hier?”
“Hm, mit Detective Robinson zusammen. Er untersucht die Schüsse auf dich. Du hast aus mir einen gefragten Mann gemacht.”
“Was wollten sie?”
“Sie dachten, dass ich ihnen einen Hinweis geben kann, wer etwas gegen dich hat.”
“Wieso solltest du das wissen? Wir sind seit sechs Jahren geschieden. Du kennst die Leute, mit denen ich mich treffe, doch gar nicht mehr.”
“Ich weiß aber immerhin von einem potenziellen Feind.”
“Und wer soll das sein?”
“Mike Brenner. Er ist Jennys Freund – oder besser gesagt Exfreund.”
“Was hat er mit mir zu tun? Ich kenne ihn überhaupt nicht.”
“Er fand es ganz und gar nicht gut, dass ich mich in seinen Streit mit Jenny eingemischt habe. Bevor wir auseinandergegangen sind, schwor er, es mir heimzuzahlen, indem er sich dich vornimmt. Er kann von Glück sagen, dass ich ihn nicht umgebracht habe.”
Ihr Herz schmolz dahin. Nach all der Zeit versuchte er noch immer, sie zu beschützen. “Zum Glück musst du dir um mich keine Sorgen mehr machen. Ich habe meinen kleinen Nebenjob als Privatdetektiv aufgegeben.”
“Wie kommt’s? Nicht, dass ich mich beschweren will …”
“Ich wollte nur erreichen, dass die Polizei endlich anfängt, Nachforschungen über Lolas Verschwinden anzustellen. Jetzt, wo
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