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Abbild des Todes

Abbild des Todes

Titel: Abbild des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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gesetzt.”
    Vince lachte, allerdings nur halbherzig. Seine Gedanken waren bei der Entscheidung, die er treffen musste – Frank die Wahrheit zu erzählen und das Gemetzel mit anzusehen oder zu lügen und die Konsequenzen zu tragen. Nervös kaute er auf seinen Fingernägeln, als Frank hereingeführt wurde.
    “Hey, Frank.” Er ging zum Stuhl und setzte sich.
    Frank beobachtete ihn. Der Kerl hatte Augen wie ein Röntgengerät. Sie konnten direkt in einen hineinsehen.
    “Und? Hast du deine Zunge verschluckt oder was?”
    Vince leckte sich über die trockenen Lippen. Die Zeit lief ihm davon. “Ich habe nur nachgedacht.”
    “Das ist
mein
Job. Deiner ist es, mir die Informationen zu bringen, um die ich gebeten hatte.”
    Vergib mir, Ma.
“Tony Marcino lebt noch.”
    Frank schloss die Augen und behielt sie für gute zwanzig Sekunden geschlossen. Als er sie wieder öffnete, war sein Blick ausdruckslos. Keine Wut, keine Emotion, nichts außer einem leeren Blick. “Bist du sicher?”
    “Sal hat herausgefunden, in welchem Hotel Ray Dougherty untergekommen ist, und hat sein Zimmer verwanzt. Er dachte, dass er so vielleicht herausfinden könnte, wie seine Verbindung zu Tony war. Stattdessen fand er heraus, dass Dougherty und Marcino ein und dieselbe Person sind.”
    “Ist der Hurensohn also doch nicht gestorben.” Franks Kieferknochen verspannten sich. “Nicht genug, dass er mich verraten hat, nein, er hat auch einen kompletten Idioten aus mir gemacht. Wenn das rauskommt, bin ich der Lacher von hier bis Seattle.”
    “Du bauschst das alles viel zu sehr auf.”
    Frank kam mit seinem Gesicht ganz nah an das schmuddelige Glas, das die beiden Brüder voneinander trennte. “Ich bausche das auf? Sieh mich an. Guck dir an, wo ich sitze. Was ich trage. Es war Marcinos Aussage, die mich hierher gebracht hat. Dreißig stinkende Jahre verrotte ich nun schon in diesem Loch. Hast du das vergessen?”
    “Nein.”
    Frank beruhigte sich. “Was macht er in New York?”
    “Soweit Sal in Erfahrung bringen konnte, hat jemand versucht, seine Tochter umzubringen, und so ist er den ganzen Weg von San Diego hergekommen, um herauszufinden, wer dahintersteckt.”
    “Warum sollte jemand Angie töten wollen?”
    “Sie hat letzte Woche die Leiche einer Frau gefunden. Aber als die Polizei kam, war die Frau verschwunden, und niemand hat ihr geglaubt. Also hat sie ihre eigenen Nachforschungen angestellt. Vielleicht ist sie dabei der Wahrheit ein bisschen zu nahe gekommen.”
    “Wer ist die tote Braut?”
    “Keiner weiß, ob sie tatsächlich tot ist. Im Moment wird sie als vermisst angesehen. Sie heißt Lola Malone und ist Sängerin. Stand in allen Zeitungen. Ich dachte, du hättest es mitbekommen.”
    “Ich habe keine Zeit zum Lesen.”
    “Sie sang im
Blue Moon
, dem Nachtclub von Rick Vaughn, Angies Exmann.”
    Frank schürzte die Lippen. Nach einer guten Minute des Schweigens sprach er wieder – in der ruhigen, gleichmäßigen Tonlage, die Vince schon immer eine Heidenangst eingejagt hatte.
    “Ruf Sal noch einmal an und sag ihm, er soll eine Wanze in Angies Apartment installieren. Und auch bei ihrer Mutter. Ihr Nachname ist jetzt Foster – Catherine und Zoe Foster. Es ist Jahre her, dass ich sie habe überwachen lassen, also kann es sein, dass sie inzwischen umgezogen sind. Trotzdem sollte es kein Problem sein, sie zu finden. Und wenn er schon dabei ist, sag ihm, dass er das Gleiche bei diesem Rick Vaughn tun soll. Hast du das alles?”
    “Was willst du tun?”
    “Zerbrich dir darüber nicht dein hübsches Köpfchen. Du hast deine Sache gut gemacht, Kleiner. Aber was jetzt passiert, geht nur mich und Sal was an, ist das klar?”
    “Frank, hör mir zu. Es ist dreißig Jahre her.”
    “Schluss mit der Rechnerei.”
    “Ich will doch nur sagen, dass …”
    Aber Frank war bereits aufgestanden und verließ den Raum.
    “Machst du das nur, um mich zu nerven?”, fragte Lou. “Denn wenn ja, wird es dich freuen zu hören, dass du damit Erfolg hast.”
    Sie standen am Fenster von Rays Hotelzimmer und beobachteten, wie der Freitagnachmittagsverkehr ins Stocken geriet. Die Bürgersteige waren genauso überfüllt. Es waren nur noch acht Tage bis Weihnachten, und die New Yorker waren in einem Kaufrausch, dass einem Außenstehenden allein vom Zusehen, wie sie von einem Laden in den nächsten hetzten, schwindelig werden konnte.
    “Ich möchte nur meine Tochter sehen. Ist das ein Verbrechen?”
    “Seit ich dich kenne, willst du deine Tochter

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