Abbild des Todes
Chancen, dass sie noch lebend gefunden wird?”
Die anderen nickten zustimmend und stellten ihrerseits Fragen.
“Gab es irgendwelche Hinweise in ihrer Wohnung?”
“Hat sie eine Nachricht hinterlassen?”
“Wessen Fingerabdrücke wurden gefunden?”
Mit einer Geste stoppte Detective O’Bryan die aufgeregten Journalisten. “Das Apartment von Miss Malone war sauber. Damit will ich sagen, dass es keine Anzeichen eines Kampfes und keine Blutspuren gab. Wir führen im Augenblick Gespräche mit verschiedenen Fluggesellschaften und überprüfen auch Bus- und Zugbahnhöfe, doch bisher haben wir nichts gefunden, was die ursprüngliche Theorie stützt, dass Miss Malone das Land verlassen haben könnte. Und die Fingerabdrücke ließen keine Schlussfolgerungen zu.”
“Bereuen Sie es, dass Sie die Ermittlungen nicht schon aufgenommen haben, als Zoe Foster das Verbrechen vor über einer Woche gemeldet hat?”
Lizzy stieß Zoe in die Seite. “Du bist berühmt, meine Liebe.”
“Das mutmaßliche Verbrechen”, korrigierte O’Bryan. “Wir haben noch immer keinen Beweis dafür, dass ein Mord stattgefunden hat.” Bevor er noch zu einer weiteren Antwort gezwungen werden konnte, bedankte er sich eilig und verschwand zielstrebig im Haus.
“Er ist ein ganz schön cooler Kerl”, fand Lizzy. “Was hast du gegen ihn?”
“Gar nichts! Außer dass er mich um jede kleine Information betteln lässt.” Die Küchenuhr schlug zweimal.
Lizzy stellte die leere Popcornschüssel auf den Tisch und stand auf. “Ich lass dich jetzt mal lieber ein paar Stunden schlafen. Hey, hast du Lust, morgen mit mir Weihnachtseinkäufe zu machen?”
“Ja, unheimlich gerne. Ich brauche auch noch ein paar Geschenke.”
“Dann treffen wir uns um zwölf vor dem
Roc Café.
Dann können wir noch eine Kleinigkeit essen, bevor wir jeden Laden zwischen dem Rockefeller Plaza und dem Central Park stürmen. Wie klingt das?”
Zoe legte einen Arm um Lizzys Schultern und brachte die Freundin zur Tür. “Jeden Laden? Du feierst doch noch nicht einmal Weihnachten.”
“Nicht so wie du, aber …” Ihre Augen leuchteten vor Vorfreude. “Jeder liebt Geschenke!”
Vince wünschte, dass Sal ihm bessere Neuigkeiten gebracht hätte. Alles, nur das nicht. Als Gus, einer der Wachmänner, die Vince inzwischen gut kannte, ihn zum Besucherraum führte, spielte er mit dem Gedanken, Frank nicht zu erzählen, was er erfahren hatte. Vielleicht konnte er sich etwas ausdenken, das gut klang und das Frank glauben würde. Denn wenn er einmal die Wahrheit wüsste, würde die Hölle losbrechen, und Vince wäre verantwortlich für das Blutbad, das unweigerlich folgen würde.
Er hasste es, mit anzusehen, wie Menschen wehgetan wurde. Vince war Pazifist. Die Zeitungen nannten ihn “den Mediator”, weil er immer versuchte, eine Lösung für die Probleme anderer zu finden.
Aber das hier war etwas anderes. Hierbei handelte es sich nicht um einen kleinen Ladendiebstahl oder den Streit um einen Parkplatz. Das hier war eine Sache auf Leben und Tod, und Vince hielt das Schicksal darüber in seinen Händen.
“Versprich mir, dass du dich immer um deinen Bruder kümmern wirst, dass du ihn immer beschützt.”
Wenn er die Wahrheit vor ihm verbarg, würde er seinen Bruder beschützen. Er würde den Wunsch seiner Mutter erfüllen. Und er könnte das Gefängnis nach dem Besuch mit einem ruhigen Gewissen verlassen.
Es gab nur ein Problem. Sal. Wie lange würde es dauern, bis sich die Neuigkeiten herumsprechen und wie lange, bis sie Frank zu Ohren kommen würden?
Wenn Frank erst einmal wusste, dass Tony Marcino noch am Leben war, wäre sein früherer
consiglieri
nicht das erste Opfer. Vince wäre das erste Opfer. Denn wenn es eines gab, das Frank noch mehr hasste als einen Verräter, war es, angelogen zu werden. Die Tatsache, dass sie Brüder waren, würde keine Rolle spielen. Frank hatte seine eigenen Grundsätze, und Betrug innerhalb der eigenen Familie stand ganz oben auf der Liste der Todsünden.
“Da wären wir.” Die Wache ließ ihn in den Besucherraum, wo eine der Nischen bereits von einer tränenüberströmten jungen Frau auf der einen Seite und einem Punk mit rasiertem Kopf und unmöglichen Manieren auf der anderen Seite besetzt war.
“Danke für den Käsekuchen”, sagte Gus. “Die Jungs werden ihn lieben. Sie sind ein Glückspilz mit einer Frau, die so backen kann. Das letzte Mal, als meine Frau versucht hat zu backen, hat sie versehentlich die Küche in Brand
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