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Abbild des Todes

Abbild des Todes

Titel: Abbild des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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war durchlöchert und unter ihm breitete sich langsam eine dunkelrote Blutlache aus.
    Einige Nachbarn kamen aus ihren Häusern gerannt. Wie aus weiter Ferne hörte Zoe, wie jemand rief: “Oh mein Gott, hier wurde geschossen. Ruft 9-1-1!”
    Zoe beugte sich über die leblose Gestalt, ihre Haare streiften Rays Gesicht. “Dad, bitte, sprich mit mir!” Sein Kopf war zur Seite gesunken, die Augen standen weit offen. Diese Augen, die sie noch vor ein paar Minuten voller Stolz und Freude angeschaut hatten, starrten sie nun ausdruckslos an.
    Rick hockte sich neben sie. “Zoe.”
    “Verdammt, tu doch etwas!”, weinte sie und blickte Rick hilfesuchend an. “Lass ihn hier nicht so liegen.”
    “Es ist zu spät, Baby. Er ist von uns gegangen.”
    “Nein!” Sie drehte sich wieder um, schaute in das stumme Gesicht, weigerte sich zu glauben, dass ihr Vater tot war. Mit einem herzergreifenden Schluchzer sank sie über ihm zusammen und hörte nicht auf zu weinen, bis sie von zwei starken Armen zurückgezogen wurde.
    Tränen der Trauer und der Wut rannen ihr über die Wangen. “Sie haben ihn getötet, Rick. Diese Bastarde haben ihn umgebracht.”
    “Es tut mir so leid, Baby.”
    “Wie konnte das passieren? Wir waren doch so vorsichtig.”
    Sie versuchte erneut, sich aus seinen Armen zu befreien, doch er ließ sie nicht los. In der Ferne hörte sie Sirenen heulen. Nachbarn standen in ihren Vorgärten, begierig darauf, einen Blick auf das zu erhaschen, was von der Presse als “Mafia-Mord” tituliert werden würde.
    “Er starb bei dem Versuch, mir das Leben zu retten.”
    Bevor Rick antworten konnte, hielten eine Ambulanz und zwei Streifenwagen mitten auf der Straße vor dem Haus. Männer und Frauen in Uniform stürmten heraus, und zwei Männer in weißen Kitteln eilten mit einer Trage über die Auffahrt. Sie knieten sich neben Ray und stellten schnell fest, dass jede Hilfe zu spät kam.
    Nachdem sie ihn in einen Leichensack gepackt hatten, kam eine Frau in Polizeiuniform auf Zoe und Rick zu. “Ich bin Officer Lorraine Shamong.” Sie blickte von einem zum anderen. “Sind Sie beide mit dem Opfer verwandt?”
    Es war nicht mehr notwendig, die Wahrheit zu verheimlichen. “Ich bin seine Tochter”, sagte Zoe. “Und das hier ist Rick Vaughn, mein Exmann.”
    “Waren Sie beide Zeugen des Vorfalls?”
    Sie nickten.
    Officer Shamong legte ihre Hand mitfühlend auf Zoes Arm. “Ich muss Ihnen leider ein paar Fragen stellen. Ist es in Ordnung, wenn wir dafür kurz hineingehen?”
    Anstatt ihr zu antworten, folgte Zoe mit ihrem Blick der Trage, die die beiden Rettungssanitäter zum Krankenwagen schoben. “Wo bringen sie ihn hin?”
    “In die Gerichtsmedizin von Monmouth Borough.”
    “Komm”, sagte Rick sanft. “Lass uns ins Haus gehen.”
    Als Zoe ihm widerspruchslos hinterherkam, starrte sie auf ihre Hände. Ihr war nicht aufgefallen, dass sie noch immer die Zeichnung ihres Vaters festhielt.
    Ein Detective aus dem Morddezernat war vom Spring-Lake-Polizeirevier gerufen worden, um die Untersuchung für Officer Shamong zu übernehmen. Die Vernehmung war anstrengend und für Zoe emotional erschöpfend gewesen. Jedes noch so kleine und für Zoe teilweise scheinbar unwichtige Detail war der junge engagierte Detective Wiley wieder und wieder durchgegangen. Um ihre Geschichte zu überprüfen, hatte er das FBI angerufen. Ein Agent namens Gordon Sully hatte sich geweigert, am Telefon irgendeinen Kommentar abzugeben, würde aber mit dem nächsten Flug aus San Diego kommen.
    Man würde eine Autopsie vornehmen und Rays Leichnam danach zur Bestattung freigeben.
    Seinen Leichnam. Trotz allem, was Zoe mit angesehen hatte, war es für sie immer noch schwer zu glauben, dass ihr Vater tot war. Kurz zuvor war er doch noch so lebendig gewesen, so voller Freude und Begeisterung. Sie hatten Pläne geschmiedet, hatten gerade begonnen zu lernen, wieder Vater und Tochter zu sein. Wie konnte aus ihm in so kurzer Zeit ein Leichnam geworden sein?
    Rick nahm sie mit nach Hause. Nicht in ihr Loft, sondern in seine Wohnung am Central Park West. Ein uniformierter Portier mit goldenen Epauletten an den Schultern öffnete eilig die Tür und fragte: “Kann ich Ihnen mit irgendetwas helfen, Mr. Vaughn?”
    “Im Moment nicht, Carl, danke.”
    Die Fahrstuhltüren glitten leise zu, und Zoe und Rick waren auf dem Weg nach oben, ganz hinauf in den neunundzwanzigsten Stock.
    “Setz dich, Zoe.” Als wäre sie eine Anziehpuppe, half Rick ihr vorsichtig auf das

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