Abbild des Todes
diese Szene aus Spring Lake einfach nicht aus dem Kopf.”
“Das erwartet auch niemand von dir. Ich habe selbst Schwierigkeiten, das Ganze zu verarbeiten.”
“Die Waffe war auf
mich
gerichtet, Rick. Sie wollten
mich
erschießen.”
“Ja, ich nehme an, dass das der Plan war. Dich vor Rays Augen zu erschießen, um anschließend ihn zu töten.”
“Er hätte sich in Sicherheit bringen können. Der Schuppen war nur wenige Meter von ihm entfernt, er hätte sich dahinter verstecken können. Stattdessen ist er losgelaufen, um mein Leben zu retten.”
“Hast du etwas anderes von ihm erwartet?”
“Nein. Nicht, nachdem ich gesehen habe, wie sehr er mich liebt. Eine Stunde war zwar nicht sehr lang, aber lang genug. Ich fühle mich, als hätte ich ihn mein ganzes Leben lang gekannt.”
“Ich bin sicher, dass er das Gleiche fühlte.”
Sie hörte, wie die Eier zischend in die heiße Butter glitten. Mit einem Schneebesen rührte Rick die Masse, bis sie anfing zu stocken. Dann fügte er eine großzügige Portion Käse, ein wenig klein geschnittenen Schnittlauch, Salz und Pfeffer hinzu. Eine Seite des Omeletts rollte er über die andere und wartete noch einige Sekunden, bis er das fertige Gericht auf einem Teller anrichtete.
“Hier.” Er reichte ihr eine Gabel.
“Das ist viel zu viel.”
“Kein Problem.” Er holte eine weitere Gabel aus einer Schublade. “Dann teilen wir es uns.”
Sich mit ihm das Essen zu teilen, erinnerte Zoe an alte Zeiten, wenn sie spät in der Nacht vom Club nach Hause gekommen waren. Zu aufgedreht, um gleich ins Bett zu gehen, hatte Rick sie in die Küche ihres kleinen Apartments gezogen und schnell was zusammengerührt.
Sie nahm einen Bissen vom Omelett, das hervorragend schmeckte. “Ich hatte noch gar keine Gelegenheit, dir zu danken.”
“Wofür?”
“Dafür, dass du die Angelegenheiten mit der Polizei geregelt hast, dafür, dass du dich um mich gekümmert hast, für mich da warst. Ich weiß nicht, was ich ohne dich getan hätte.”
“Du musst niemals alleine mit einer so schwierigen Situation fertig werden, Zoe. Nicht, solange ich lebe. Ich habe dir das schon gesagt, als wir uns getrennt haben. Vielleicht nicht mit so vielen Worten, aber du wusstest es trotzdem, oder?”
“Dass ich immer auf dich zählen kann?” Sie nickte. “Ja, das wusste ich.”
“Gut. So, und jetzt iss in Ruhe auf, und dann zeige ich dir dein Zimmer.”
“Ich soll hier schlafen?”
“Weißt du einen sichereren Platz?”
“Ich bin nicht länger in Gefahr, Rick. Waren wir uns nicht einig, dass der einzige Grund, warum Scolini mich umbringen wollte, Rache an meinem Vater war?”
“Ich würde mich trotzdem besser fühlen, wenn du für ein paar Tage bei mir bleiben würdest. Morgen veranlasse ich, dass ein Teil deiner Kleidung und dein Zeichentisch hierher gebracht werden. Mach dir keine Sorgen”, fügte er hinzu, bevor sie überhaupt die Chance hatte, zu protestieren. “Du hast hier die gleiche Privatsphäre wie zu Hause. Ich gehe meist morgens um zehn und komme nicht vor Mitternacht zurück. Du wirst gar nicht merken, dass ich auch hier wohne.” Er schenkte ihr das gleiche charmante Lächeln, dem sie schon früher nicht hatte widerstehen können. “Du siehst also, es gibt keinen Grund, mein Angebot abzulehnen.”
Eine Sache, die sich an Rick definitiv nicht geändert hatte, war seine Art, die Dinge in die Hand zu nehmen. Nicht, dass sie sich je darüber beschwert hatte. Auch wenn sie sich als eine entscheidungsfreudige Frau betrachtete, hatte sie nichts dagegen, wenn ein Mann ab und zu die Zügel in die Hand nahm.
Sie stellte den Teller ins Spülbecken. “In diesem Fall: Zeig mir den Weg.”
Das Gästezimmer war klein, aber einladend, mit alten Möbeln und einem großen Messingbett mit einer dicken gelben Tagesdecke. Auf einer Kommode standen ein Fernseher mit DVD-Player und eine große Auswahl an Filmen.
Er stellte ihre Reisetasche, die sie ursprünglich für das Wochenende in Spring Lake gepackt hatte, auf den Boden. “Schlaf, so lange du magst.” An der Tür drehte er sich noch einmal um. “Und sag Bescheid, wenn du etwas brauchst. Mein Zimmer ist gleich am Ende des Flurs.”
34. KAPITEL
Z oe probierte jeden Einschlaftrick aus, den sie kannte. Sie schaute einen Film, nahm ein heißes Bad, zählte Schafe. Sie ging sogar in die Küche und machte sich ein Glas warme Milch, das sie am Fenster ihres Zimmers trank, während sie die bunten Lichter von Manhattan in der Nacht
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