Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
kommen?«
Ich dachte an die Bequemlichkeit meines Sitzungszimmers. Die weichen Clubsessel, die kühlen Farben und der Überfluss an Taschentüchern schufen die geeignete Umgebung, um jemandem beizubringen, dass eine Freundin umgebracht worden war.
»Ja, das wäre prima.« Ich nannte ihr die Adresse und sagte Auf Wiedersehen. Ich wusste noch nicht, wie ich die Neuigkeit verpacken sollte. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass ich schlechte Nachrichten häppchenweise mitteilte. Das gehörte leider zu meinem Beruf.
Connie kam pünktlich um zwölf. Sie schaute ängstlich drein und drehte das goldene Kreuz ihrer Halskette zwischen den Fingern. Sie war hübsch, Anfang dreißig und hatte karottenrote Löckchen, die ihr herzförmiges Gesicht einrahmten und die hellgrünen Augen betonten.
Ich wartete, bis sie saß, dann holte ich tief Luft und fragte: »Connie, haben Sie vielleicht Ihren vorigen Termin bei mir an eine Frau namens Allison Pierce abgetreten?«
Connie riss erstaunt die Augen auf. Sie hatte wahrscheinlich mit allem Möglichen gerechnet, aber nicht mit dieser Frage. »Ja, hab ich. Ist das ein Problem? Ich habe Allison nämlich nichts versprochen«, erklärte sie defensiv. »Ich habe ihr nur Ihre Karte gegeben und gesagt, sie könne ja mal anrufen und nachhören, ob sie einspringen darf. Ich schwöre, ich wollte Ihnen nicht vorgreifen.«
Ich hob beruhigend die Hand und nickte, während ich nach den richtigen Worten suchte. »Connie, ich bin deswegen gar nicht sauer. Darum geht es nicht. Ich habe Sie hergebeten, weil ich eine schlimme Neuigkeit für Sie habe, und die betrifft Allison.«
Sie griff an ihren Kreuzanhänger und sah mich mit großen Augen an.
»Ich bedaure sehr, dass ich Ihnen das sagen muss, Connie, aber Allison ist vorgestern ums Leben gekommen.«
Connies hübscher Mund öffnete sich zu einem großen runden O, und ihre mandelförmigen Augen wurden noch größer. Sie starrte mich an, als hätte ich ihr eröffnet, dass die Marsianer in der Hauptstadt gelandet seien. Sie versuchte, das Gesagte aufzunehmen, fand es aber unbegreiflich. »Wie bitte?«, fragte sie verwirrt, und ihr war anzumerken, dass sie sich weigerte, das Gehörte zu akzeptieren.
»Es tut mir leid, aber Allison ist tot.«
»Aber ... aber ... wieso?«, stammelte sie.
Ich seufzte und blickte auf meine Füße. Verdammt, war das schwer. »Sie wurde Mittwochabend in ihrem Haus ermordet.«
»Nein«, widersprach Connie kopfschüttelnd. »Das ist unmöglich. Ich habe letztes Wochenende noch mit ihr gesprochen. Wir wollten zusammen einkaufen gehen. Es gab da eine Rabattaktion ...« Connies Unterlippe zitterte, und eine Träne rollte ihr über die Wange.
Ich stand auf und holte eine Schachtel mit Taschentüchern vom Sideboard, um sie ihr hinzustellen. Dabei beugte ich mich zu ihr und nahm ihre Hand. »Connie, es tut mir so leid ...« Connie wimmerte, dann brachen die Dämme. Ich legte den Arm um sie, ließ sie weinen und versuchte nach besten Kräften, sie zu trösten.
Nach einer Weile ließ das Schluchzen nach. Sie lehnte sich zurück, tupfte sich die Augen trocken. »Wie haben Sie davon erfahren?«, fragte sie mit tränenerstickter Stimme.
»Ich nehme jede Sitzung auf und gebe das Band dem Klienten mit nach Hause. Die Polizei hat Allisons Band gefunden, und mein Name stand drauf. Die Ermittler suchen nach Anhaltspunkten, wer sie ermordet haben könnte, und haben mich um Hilfe gebeten.«
»Der Dunkelhaarige«, sagte Connie geistesabwesend.
»Was haben Sie gesagt?«, fragte ich überrascht.
»Allison hat mir die Aufnahme vorgespielt. Ich weiß noch, dass Sie sie vor einem dunkelhaarigen Mann gewarnt haben. Wir fanden das beide sehr unheimlich. Und das ist auch der Grund, warum ich Sie noch nicht wieder angerufen und einen neuen Termin vereinbart habe. Ich war mir nicht sicher, ob ich wirklich hören wollte, was Sie mir zu sagen hätten.«
Ich nickte verständnisvoll. »Ja, das höre ich oft. Aber solche Dinge kommen ganz selten vor. Ich habe sowas erst zweimal erlebt, obwohl ich schon schon mehrere Tausend Sitzungen durchgeführt habe. Aber ich bin froh, dass Sie Allisons Mitschnitt kennen, denn dadurch können Sie vielleicht ein paar Dinge klären helfen.«
»Zum Beispiel?«
»Nun, da wäre der Verlust einer Frau in ihrem Leben, vielleicht einer Schwester. Wissen Sie etwas darüber?«
»Alyssa.«
»Wer?«, fragte ich verdutzt.
»Ihre Schwester. Sie hat im Mai Selbstmord begangen.«
Linke Seite Schweregefühl.
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