Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
besten Freundin zum Essen verabredet war. Ich glaube, ich war nicht sehr nett, als sie anrief.« Mein schlechtes Gewissen meldete sich lautstark.
»Erinnerst du dich, worüber ihr geredet habt?«
»Sie wollte einen Termin mit mir vereinbaren. Sie sagte, sie habe noch ein paar Fragen, sie wollte deshalb zu einer Sitzung kommen.«
»Und was hast du gesagt?«, fragte Dutch.
Ich fühlte mich immer unwohler. »Ich habe eine unumstößliche Regel. Ich halte mit niemandem mehr als zwei Sitzungen im Jahr ab, weil die Leute sonst ihr ganzes Leben danach richten, was der Berater ihnen sagt, und das tut keinem gut, verstehst du?«
Dutch sagte nichts, sondern wartete das volle Geständnis ab. Nervös fuhr ich fort. »Also sagte ich ihr, ich könne sie nicht so bald drannehmen und frühestens für Januar etwas ausmachen, falls sie dann wiederkommen wolle.«
»Hat sie gesagt, welche Fragen sie hatte?«
»Nein ... ich habe nicht danach gefragt. Um ehrlich zu sein, fühle ich mich schrecklich, weil ich so schroff zu ihr war. Ich war wohl etwas gereizt an dem Tag und wenig verständnisvoll. Sie hat mich zu einem schlechten Zeitpunkt erwischt.«
»Ich verstehe.«
»Wie ist sie gestorben?«, fragte ich, um das Gespräch voranzutreiben.
»Sie wurde umgebracht, Abby.«
»Oh mein Gott!«
»Das war der Anruf, der mich gestern Abend von dir weggeholt hat. Eine Nachbarin gibt an, dass sie Schreie aus dem Haus gehört habe, sie rief aber erst eine Stunde später die Polizei an.«
»Was? Warum hat sie so lange gewartet?«, fragte ich ungläubig.
»Niemand will mehr in so etwas verwickelt werden. Wie auch immer, als wir ankamen, fanden wir Allison mit zerschlagenem Gesicht und durchgeschnittener Kehle. Das Haus sah aus wie nach einem Wirbelsturm. Heute früh fand die Spurensicherung das hier zwischen der Unterwäsche versteckt.« Er zog eine durchsichtige Plastiktüte aus der Jackentasche. Darin lag eine Audiokassette, die mir bestens bekannt war - solche gab ich meinen Klienten nach jeder Sitzung mit nach Hause. Vor zwei Jahren hatte ich erkannt, dass es klug war, die Bänder und die Hüllen von einer Firma mit einem Aufdruck versehen zu lassen. Unter meinem Namen und der Praxisadresse gab es ein freies Feld, wo ich das Sitzungsdatum eintrug.
»Sieh an«, sagte ich, während sich meine Gedanken überschlugen.
Dutch schaute zu meinem Sideboard, wo Dutzende unbespielter Bänder in ihren Plastikhüllen ordentlich gestapelt lagen. »Abby, ich muss dich fragen, ob zu diesem Band auch eine Hülle gehört hat.«
Ich nickte. »Ja, natürlich. Ich stecke jedes Band in seine Hülle zurück und händige es der Klientin aus. Warum?«
»Wir fanden nur das Band. Die Hülle fehlt.«
Plötzlich rauschte mir das Blut in den Ohren. »Was meinst du damit, Dutch? Das ist unlogisch. Warum sollte jemand die Hülle nehmen, aber nicht das Band? Glaubst du, Allisons Mörder steht mit mir in irgendeiner Verbindung?«
»Das wissen wir nicht. Es ist nur sehr seltsam, dass eine ehemalige Klientin von dir mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden wird und zwischen ihrer Unterwäsche die Aufnahme von einer deiner Sitzungen auftaucht. Wir stellten das ganze Haus auf den Kopf, aber die Hülle blieb verschwunden. Die Brutalität des Verbrechens legt nahe, dass das kein Raubüberfall war, der aus dem Ruder gelaufen ist; sie verrät, dass der Mörder Allison gekannt und gehasst hat. Und der Täter hat nach etwas gesucht. Von der Aufnahme wissen wir, dass du ihr eingeschärft hast, sich von einem dunkelhaarigen Mann fernzuhalten. Nun war ich gestern Abend bei dir und weiß, dass du die Tat nicht begangen haben kannst, aber könnte Allison etwas mit ihrem Mörder verbinden, was zugleich mit dir zu tun hat? Oder anders gefragt: Warum sollte Allison die Vorsichtsmaßnahme ergreifen und das Band von ihrer Sitzung zwischen der Unterwäsche verstecken?«
Ich sah Dutch forschend an. Sein Blick war anklagend oder zumindest nahe dran. Ich kämpfte noch immer mit meiner Bestürzung über Allisons Tod und wusste nicht, was ich antworten sollte.
»Was erwartest du von mir, Dutch?«, fragte ich erschöpft.
»Du sagst, du verdienst dein Geld damit, Dinge zu wissen, die du nicht auf natürlichem Wege erfährst. Was kannst du mir über Allisons Mörder sagen?«
Ich sah ihn groß an. Was glaubte er, das ich wissen könnte? Verdächtigte er mich schon wieder, mit dem Mord zu tun zu haben? Ich schüttelte den Kopf.
»Mir ist noch immer nicht klar, was du von mir willst. Ich
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