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Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Titel: Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
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aufgewachsen ist, aber kürzlich hatten er und sein Freund Rick ein charmantes Tudorhaus gekauft. Als ich in die Auffahrt fuhr, machte er schon die Haustür auf, um mich zu begrüßen.
    Ich kannte Kendal schon seit Jahren. Als ich damals meine Gabe zum Beruf machte, war er mein Mentor. Er sieht fantastisch aus: groß, breitschultrig, wellige braune Haare, blaue Augen, eine schicke Drahtbrille, die sein gutes Aussehen unterstreicht. Er hat ein ansteckendes Lächeln, ein donnerndes Lachen, und die meisten seiner Klienten sind unsterblich in ihn verknallt. Wäre er nicht schwul, hätte ich es selbst mal bei ihm versucht.
    Von allen unseren Kollegen ist er in meinen Augen der Beste. Seine Sitzungen sind ungeheuer detailliert, humorvoll und immer optimistisch. Egal wie verzweifelt die Lage ist, Kendal zeigt einem den Silberstreif am Horizont. Ich habe größte Achtung vor seiner Begabung, seiner Klugheit und seiner positiven Haltung. Ich finde ihn umwerfend, obwohl er vom ändern Ufer ist.
    Er kam mir in der Auffahrt entgegen und schloss mich in eine riesige Umarmung ein, die ich echt nötig hatte, wie ich zugeben muss. Als er mich losließ und mich ansah, fragte er sofort: »Was ist passiert?«
    »Nichts, worüber ich reden möchte«, sagte ich abweisend. Ich wollte heute Abend nicht durchleuchtet werden. Ich wollte bloß diese blöde Hochzeitsfeier hinter mich bringen, wieder in mein Bett kriechen und niemals wieder aufstehen müssen.
    Kendal sah mich unverwandt an. Ich kannte den Blick, diesen abwesenden Ausdruck des Hellsehers, der intuitiv Informationen aufnimmt. »Kendal, wirklich, lass das sein«, flehte ich.
    »Es ist nicht vorbei, Süße, auch wenn du das glaubst...«
    Mir schossen schon wieder die Tränen in die Augen. Ich drehte mich schleunigst weg und ging zu seinem Wagen, wo ich wartete, dass er aufschloss. Nach einigem Zögern wagte ich einen Seitenblick. Er lächelte mich entschuldigend an, zuckte die Achseln und drückte den Knopf an seinem Schlüsselbund. Wortlos stieg ich ins Auto und Kendal nahm auf dem Fahrersitz Platz. Ohne weitere Verzögerung setzte er aus der Einfahrt raus und schlug den Weg zur Innenstadt von Detroit ein.
    »Hast du zwei Sätze Tarotkarten dabei?«, fragte ich und dachte an die bevorstehende Nachhilfesitzung.
    Er klopfte auf seine Jackentasche und sagte: »Ich habe an alles gedacht.«
    »Bist du sicher, dass ich das überhaupt kann?«, fragte ich.
    »Süße, wenn das jemand kann, dann du. Wirklich, das ist ein Kinderspiel. Glaub mir.«
    Immer wenn jemand »glaub mir« sagt, ist das ein ziemlich sicheres Zeichen, dass man sich schleunigst vom Acker machen sollte. Als wir die Ausfahrt zum Zentrum nahmen, rutschte ich tiefer in meinen Sitz. Im Parkhaus des Plaza Casino angekommen, atmete ich tief durch, um mich zu beruhigen.
    »Weißt du was Genaueres über das Brautpaar?«, fragte ich, als wir auf den Eingang zugingen. »Ich meine, es ist doch ein bisschen merkwürdig, als Unterhaltung für die Gäste zwei Hellseher zu engagieren.«
    »Sie heiraten an Halloween, da muss man das nicht merkwürdig finden.«
    »Das ist ein Argument.«
    Wir betraten das Plaza Casino und gingen durch ein hell erleuchtetes Foyer. An der Rezeption fragte Kendal nach der Hochzeitsfeier. Man wies uns links vom Foyer einen Gang und wir eilten zu dem genannten Festsaal. Als wir durch die Doppeltür kamen, machte ich große Augen beim Anblick der opulenten Festdekoration.
    Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, vielleicht kleine Kürbisse als Tischschmuck und orange-schwarze Luftschlangen als Ausdruck schlechten Geschmacks - aber keine Spur davon. Die Tische waren strahlend weiß eingedeckt und mit kunstvollen Blumengestecken geschmückt, überall brannten Votivkerzen. Die Stühle trugen große Chiffonschleifen in herbstlichem Rosarot und hellrosa Lichterketten waren um die Säulen gewickelt und hingen in Bögen unter der Decke.
    Die Angehörigen des Brautpaars saßen an einem langen Tisch auf einem Podest, sodass Braut und Bräutigam auch von den hintersten Plätzen gut zu sehen waren.
    An einer Seite war ein extravagantes Büfett aufgebaut mit einer großen Eismeerjungfrau und plattenweise Krebsscheren, Riesengarnelen und Austern. An der gegenüberliegenden Wand stand das Dessertbüfett, das mit Schokoladenkonfekt buchstäblich übersät war, in der Mitte eine dreistöckige Hochzeitstorte mit Marzipangitter und herbstlich gefärbten Marzipanblättern.
    Es herrschte noch hektische Aktivität: Die Tische

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