Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen
hatte kürzlich einige sehr erwachsene Dinge getan und zum Beispiel ein Rentenkonto eröffnet, auf das ich den Maximalbetrag für ein Jahr eingezahlt hatte. Außerdem hatte ich ein Bündel Aktien gekauft, die meine Schwester mir empfohlen hatte. Der Tausender würde wehtun, aber ich zuckte nicht mit der Wimper, denn mir fiel ein, dass ich an diesem Abend noch einer halben Hochzeitsgesellschaft die Zukunft Vorhersagen würde. Dieser Auftrag würde die Kosten für die Dachreparatur reinholen.
»Kein Problem«, sagte ich. »Das kann ich mir leisten.«
Dave hatte das alte Holz auf den Anhänger geworfen und ging mit mir ins Haus, um die nächste Ladung zu holen. Als er an mir vorbeilief, sagte er: »Höchstens fünfzehnhundert.«
Ich schluckte schwer und spürte eine gewisse Enge in der Brust. Die letzten beiden Tage hatten mir wirklich den Rest gegeben.
»Wie auch immer«, sagte ich kraftlos und ging hinter ihm her. Dave hörte die Tonveränderung und blieb stehen, um mich prüfend anzusehen, bevor er sich die nächsten Balken auflud, die mein Wohnzimmer blockierten. »Alles in Ordnung?«
Ich senkte den Blick und bückte mich, um Eggy zu begrüßen, hob ihn hoch und wandte mich schleunigst der Treppe zu, damit Dave mein verheultes Gesicht nicht genauer betrachten konnte. »Nichts, was ein Schaumbad und eine Tasse heiße Suppe nicht kurieren könnten. Ich bin oben, falls du mich brauchst.«
Damit schoss ich die Treppe rauf ins Schlafzimmer. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und drückte Eggy an mich, der mir die Tränen ableckte. Als ich mich wieder gefasst hatte, ließ ich ihn auf dem Bett zurück und ging ins Bad, um meinen Anblick im Spiegel zu prüfen.
In Hollywood gibt es lauter Sternchen, die noch anziehender wirken, wenn sie richtig losheulen. Ich weiß nicht, wie die das machen - bei mir wird immer die Nase rot, sie fängt an zu laufen und meine Augen sind ganz verquollen. Mit anderen Worten, ich sehe aus, als hätte ich ein paar Runden mit Evander Holyfield hinter mir - wenig glamourös.
Seufzend drehte ich den Wasserhahn auf und klatschte mir kaltes Wasser ins Gesicht, bis meine Wimperntusche zerlaufen war, dann griff ich nach der Seife und wusch mir auch den Rest Schminke ab. Als Nächstes band ich mir die Haare zum Pferdeschwanz und ließ mir ein Bad ein.
Während sich die Wanne füllte, ging ich nach unten und machte mir eine Tasse Brühe und ein Sandwich mit Erdnussbutter und Gelee. Wieder im Bad stellte ich beides auf den Wannenrand, schlüpfte aus dem Morgenmantel und stieg ins Wasser.
Ein paar Minuten lang genoss ich einfach nur die entspannende Wärme.
Schließlich trank ich von der Suppe und aß mein Sandwich. Da erst merkte ich, wie ausgehungert ich war. Als ich mein spätes Mittagessen verputzt hatte, ließ ich mich wieder ins warme Wasser sinken und blieb liegen, bis ich schrumplig war, dann stieg ich aus der Wanne und wickelte mich in meinen Morgenmantel.
Auf dem Weg ins Schlafzimmer sah ich, dass es auf fünf Uhr zuging, und legte einen Zahn zu. Das Treffen mit Kendal war um sechs. Ich sah meinen Schrank nach geeigneter Garderobe durch und wählte schließlich ein anthrazitfarbenes Cocktailkleid, schwarze Pumps und eine Perlenkette mit passenden Ohrringen. Zurück im Bad steckte ich mir die Haare mit einigen Dutzend Haarklammem zu einer Banane hoch, legte Rouge auf, tuschte mir die Wimpern und entschied mich für einen burgunderroten Lippenstift.
Als ich fertig war, prüfte ich meine Erscheinung im Spiegel und war zufrieden. In der Aufmachung konnte ich mich bei jeder Beerdigung, Hochzeit und Frühstück bei Tiffany blicken lassen. Ich verließ das Bad und ging nach unten. Im Wohnzimmer sah ich, dass Dave schon Feierabend gemacht und freundlicherweise auch Eggy gefüttert hatte. Ich ging in die Küche, nahm eine große Holzschüssel aus dem Schrank und füllte sie großzügig mit Halloween-Süßigkeiten. Ich hoffte wirklich, die Kinder der Nachbarschaft würden so vernünftig sein und jeder nur eine Handvoll Schokoriegel nehmen - aber wahrscheinlich würde die Schüssel nach dem dritten Kind leer gefegt sein.
Nachdem ich Eggy noch einmal kurz nach draußen gelassen hatte, nahm ich Mantel, Handtasche und Schlüssel, schaltete das Verandalicht ein, stellte die Holzschüssel auf die Fußmatte und lief zum Auto.
Kendal wohnt nur ein paar Minuten von mir entfernt, aber ein bisschen näher zur Nachbargemeinde Femdale. Seine Klienten kommen hauptsächlich aus Mount Clemens, wo er
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