Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen
erfahren, was in meinem Leben demnächst auf mich zukommt. Wir legen also die Absicht fest und überlegen uns, was wir wissen möchten, dann drehen wir die oberste Karte um.«
Ich nickte wieder und er fuhr fort. »Jetzt konzentriere dich auf meine Energie und frag in Gedanken, was passieren wird.« Nachdem ich mich gesammelt hatte, deckte er eine Karte auf. Ein Bild mit einer großen Sonne. »Kannst du mir sagen, was auf mich zukommt, indem du lediglich auf das Bild schaust und überlegst, woran es dich erinnert?«
Ohne Zögern sagte ich: »Du reist in eine warme, sonnige Gegend - nach Süden, vielleicht Florida oder die Tropen.«
Kendal lachte. »Siehst du? So einfach geht das. Ich habe zwar nichts dergleichen geplant, aber meine Mutter lebt in Tampa, also vielleicht werde ich sie ja bald besuchen.«
»Toll«, sagte ich ermutigt. Wenn das alles war, was ich zu tun hatte, würde es ja doch nicht so schwierig werden.
»Nehmen wir noch ein Beispiel, ja?« Und Kendal drehte die nächste Karte um. Eine Frau ging durch einen Bogen aus drei Schwertern. Ihr Gesicht war nicht zu sehen, aber ich hatte sofort das Gefühl von Verrat. Kurz starrte ich auf die Karte und ließ meinen Gedanken freien Lauf. »Das ist ein Dreiecksverhältnis. Geht Rick etwa fremd?«
Kendal zog die Brauen zusammen. »Absolut nicht«, sagte er abwehrend. Dann betrachtete er die Karte und meinte: »Ach, die drei Schwerter. Ich denke, die ist für dich bestimmt. Sie besagt wahrscheinlich, dass du ...« Er ließ den Satz unvollendet und ich schaute weg. Ich hatte die Restaurantepisode fast vergessen.
Kendal nahm die beiden aufgedeckten Karten weg und sagte rasch: »Mach dir deswegen keine Sorgen. Du bist ein Profi. Wenn du mal nicht weiterweißt, decke mehrere hintereinander auf und geh zu deiner üblichen Methode über. Auf die Karten wird sowieso keiner achten, weil die Leute nur gespannt sind, was du ihnen zu sagen hast.«
Ich nickte und schluckte schwer. Dann sah ich wieder auf.
Ich musste mich ernsthaft zusammenreißen. »Und wie muss ich sie auslegen? Ich meine ... es gibt doch bestimmte Regeln, in welcher Reihenfolge sie gelegt werden, oder?«
Kendal nickte. »Ja, natürlich. Ich zeige dir einfach das keltische Kreuz, das kann man sich am leichtesten merken.« Er mischte den Stapel flott durch, dann legte er zwei Karten rechtwinklig übereinander in die Mitte und vier im Kreis drum herum, dann noch einmal vier daneben senkrecht untereinander, insgesamt also zehn. Er tippte auf die untere Karte in der Mitte. »Nummer eins steht für den Klienten und beschreibt ihn als Person, während Nummer zwei anzeigt, was den Klienten gegenwärtig unterstützt oder behindert. Wenn er zum Beispiel beruflichen Ärger hat, könnte das ein Kollege sein, der seine Anstrengungen bei der Arbeit untergräbt.«
»Verstehe«, sagte ich.
Kendal lächelte und erklärte weiter. »Nummer drei, vier und fünf stehen für die Vergangenheit, die Gegenwart und die nahe Zukunft, in dieser Reihenfolge, und Nummer sechs bis zehn betreffen die Haltung des Klienten zur Zukunft. Nummer sieben die Hoffnungen und Ängste, Nummer acht die Freunde und Familie, neun die allgemeine Umgebung ...«
»Was heißt das?«, unterbrach ich ihn und zeigte auf die neunte Karte. Darunter konnte ich mir gar nichts vorstellen.
»Hm.« Kendal suchte nach einem treffenden Beispiel. »Die Karte kann sich auf alles beziehen, was den Klienten umgibt, sein Zuhause, seine Arbeit und so weiter.«
»Aha, verstehe«, sagte ich und deutete mit einer Geste an, dass er weitermachen konnte.
»Zu guter Letzt die Nummer zehn, sie steht für das Ergebnis. Sie sagt zum Beispiel, ob der Klient auf dem Weg bleibt, den du für ihn aufgezeigt hast. Darauf läuft es letztlich hinaus.«
Ich runzelte die Stirn, während ich im Geiste alles wiederholte. Das waren ziemlich viele Informationen und so zeigte ich auf jede Karte und sagte: »Klient, Hilfe oder Hindernis, Vergangenheit, Gegenwart, nahe Zukunft, innere Haltung, Hoffnungen und Ängste, Freunde und Familie, Umgebung, Endergebnis.«
»Gut gemacht!«, sagte Kendal stolz. »Siehst du? Du hast es schnell begriffen. Reden wir über die verschiedenen Farben. Es gibt vier Farben wie bei den gewöhnlichen Spielkarten, und zwar Schwerter, Kelche, Stäbe, Pentakel. Sie repräsentieren die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde, außerdem die vier Himmelsrichtungen und die vier Jahreszeiten.«
»Aha«, sagte ich und strengte mich an, mir alles
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