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Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Titel: Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
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überlegte.
    Aus reiner Neugier sah ich mir kurz seine Aura an und wusste sofort, worum es ging. Spontan fragte ich: »Wie lange geben die Ärzte Ihnen noch?«
    Den ersten Test hatte ich bestanden. Kapordelis lächelte mich breit an. Ich bemerkte angewidert, wie gelb und schief seine Zähne waren. »Nicht lange. Sie wollen, dass ich mich einigen neuen Behandlungsmethoden unterziehe. Ich glaube nicht, dass sie etwas nützen werden.«
    Mit dieser Frage im Kopf blickte ich ein bisschen tiefer in ihn hinein und sagte: »Sie haben recht. Es ist verblüffend, dass Sie noch auf den Beinen sind.«
    Vor einem Jahr ungefähr hatte ich mir von einem Medium, dessen besondere Fähigkeiten im medizinischen Bereich lagen, beibringen lassen, wie man die Ausstrahlung auf eine Erkrankung hin abtastet. Ich hatte an mehreren ihrer Patienten geübt und schließlich etliche verbreitete Krankheiten erkennen können, darunter auch Krebs, den ich mit meinem sechsten Sinn wie grauen Schlamm wahrnahm. Je weiter der Krebs fortgeschritten war, desto zäher wirkte der Schlamm.
    Bei Kapordelis war er sehr zäh und er konzentrierte sich im Unterbauch. Ich tippte also auf Prostata und Darm.
    »Was sehen Sie noch?«, ermutigte er mich, da ich nichts weiter sagte.
    Schlecht gelaunt fügte ich mich. Mensch, ich steckte sowieso schon mittendrin, da konnte ich es genauso gut zu Ende bringen, oder? »Nun, da schwelt ein großer Familienkonflikt. Eine Krise, die mit Ihrem Tod in Verbindung steht. Ich bekomme den Eindruck, dass es ein Zerwürfnis gibt und keine Seite der anderen traut, während Sie versuchen, den Graben zu schließen, bevor Sie abtreten. Bin ich auf der richtigen Fährte?«
    Er nickte und paffte. »Ja. Bitte fahren Sie fort.«
    »Gut. Ihre Seite und die andere Seite der Familie werden ein Treffen haben, wo eine der anderen ein Friedensangebot unterbreiten wird. Es soll die Gelegenheit sein, die Kluft zu überwinden, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Bei der bisherigen Planung hat es mehrere Fehlschläge gegeben, zum Beispiel weil niemand über seinen Schatten springen wollte. Sie sehen nun eine Gelegenheit, Frieden zu stiften, sind sich aber nicht sicher, ob die andere Seite an den Tisch kommen wird. Ist das richtig?«
    »Ja«, sagte Kapordelis, und seine dunkel glänzenden Augen waren aufmerksam auf mein Gesicht gerichtet.
    »Es bahnt sich ein Geschäft an, das diese Sache lösen und beide Seiten zusammenbringen könnte. Doch es erfordert großes Vertrauen Ihrerseits und Sie wissen nicht, ob die anderen ehrlich sind.«
    Stockend versuchte ich, ein Chaos zu entwirren, denn nun kamen bei mir widersprüchliche Botschaften an, so als würden beide Seiten ständig lügen und täuschen. Bei der Suche nach der Wahrheit schien ich wie blind durch einen Dschungel zu stolpern.
    »Bitte fahren Sie fort«, sagte Kapordelis in meine Konzentration hinein.
    »Tja, ich weiß nicht so recht, was ich sagen soll, Mr Kapordelis«, begann ich. »Sie stecken zwischen Hammer und Amboss, darum sage ich Ihnen nur: Verlassen Sie sich auf Ihren Instinkt. Ich weiß wirklich nicht, wie sich die Sache entwickeln wird.«
    Er zupfte nachdenklich an seinem Bart, dann sagte er: »Ich würde gern von Ihnen wissen, welcher meiner Söhne meinen Platz einnehmen sollte, wenn ich nicht mehr bin.«
    Na toll. Ich sollte den nächsten Don für die Familie aussuchen. Wie war ich bloß da hineingeraten?
    Ich zögerte mit der Antwort und sagte dann: »Bevor ich dieser Frage nachspüre, will ich einen feierlichen Eid von Ihnen, dass Sie mich unversehrt in meine Praxis zurückbringen lassen.«
    Er lächelte mich wohlwollend an. »Sie haben mein Wort darauf, Miss Cooper.«
    Ich wartete, dass mein Lügendetektor ansprang, und als er stumm blieb, schloss ich die Augen und konzentrierte mich. »Als Erstes höre ich, dass Sie wohl noch keinem von Ihrer Krankheit erzählt haben, nicht wahr?«
    »Ja. Das ist ein Geheimnis zwischen uns beiden.« Sein Ton besagte, dass das auch so bleiben sollte.
    »Natürlich, natürlich«, sagte ich mit wegwerfender Handbewegung. »Nun, die Sache ist die: Ihr Ältester hat Probleme und er hat etwas vor, das ihn in große Schwierigkeiten bringen könnte.« Mir gefiel überhaupt nicht, was ich bei diesem Mann spürte. Mit seiner Hirnchemie stimmte etwas nicht. Er wirkte krank und ich fragte mich, ob sein Vater das wusste. »Ist Ihr Sohn einmal in Therapie gewesen?«
    Kapordelis lachte schallend. Er hielt das für einen Witz.
    »Nein, ganz im Ernst«, beharrte ich. »Ihr

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