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Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Titel: Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Sache viel zu sehr auf. Bei näherem Hinsehen war der Vorfall sogar lustig.
    Als ich diese Schlussfolgerung gezogen hatte, war ich gerade auf meinen Stellplatz im Parkhaus eingebogen und schaltete den Motor aus. Leise lachend schüttelte ich den Kopf, griff nach meiner Handtasche und stieg aus. Ich verriegelte die Türen und drehte mich um, um zum Ausgang zu gehen, als ich - noch immer kichernd - gegen eine breite Brust prallte.
    Erschrocken wich ich einen Schritt zurück, sodass ich gegen meinen Wagen stieß, und blickte auf. Ich starrte in das Gesicht des breitesten Kerls, den ich je gesehen hatte.
    »Was ist so komisch?«, fragte mich der Muskelberg. Er klang ein bisschen undeutlich; vielleicht war seine Zunge ebenfalls überdimensioniert.
    Schaudernd drückte ich mich nach hinten gegen das Fahrerfenster und war nicht imstande zu antworten.
    »Ich habe Sie etwas gefragt«, sagte der Kerl und senkte drohend die Brauen über die dunklen Augen.
    »Ich ... ich ... ich ...«, war alles, was ich hervorbrachte.
    Der Kerl wurde plötzlich überraschend flink, packte mich buchstäblich am Kragen und hob mich vom Boden hoch. Mir stockte der Atem. Ich wurde ein paar Schritte getragen und konnte nicht einmal schreien, so perplex war ich. Ehe ich wusste, wie mir geschah, wurde ich mit dem Kopf voran in einen Wagen gestoßen, sodass ich mit der Stirn an die hintere Fensterscheibe knallte und vor dem Rücksitz auf den Boden fiel. Die Wagentür wurde zugeworfen. Ich krabbelte auf den Sitz, griff nach dem Türhebel und zog wie verrückt daran, aber es nützte nichts. Dafür löste ich hinter mir ein böses Gelächter aus.
    Ich spürte die Beule dort, wo ich die Türscheibe getroffen hatte, aufblühen, aber meine wachsende Angst übersteuerte jeglichen Impuls, mir an die schmerzende Stelle zu greifen. Stattdessen hämmerte ich gegen das Fenster, während wir aus dem Parkhaus fuhren, und schrie durch die dunkel getönte Scheibe die Fußgänger an der Straße um Hilfe an.
    Dann wurde ich am Oberarm herumgerissen und bekam eine Ohrfeige, dass ich Sterne sah. Danach kauerte ich mich in meine Ecke, leckte mir die blutende Lippe und hielt mir die brennende Wange, während ich meinen Kidnapper anstarrte, der in einer mir unbekannten Sprache dem Fahrer Anweisungen gab. Ein Wort jedoch verstand ich und eine Woge der Angst überkam mich. Andros. Und schon im nächsten Moment betete ich genauso verzweifelt wie Jeffrey Zimmer.

5
    Nach ein paar Meilen Spritztour mit meinen Entführern merkte ich, dass ich gar nicht mehr wusste, wo wir eigentlich waren. Ich hatte bloß noch Augen für den Riesen gehabt, der mich ins Auto geworfen hatte, weil ich ständig dachte, dass er mich gleich wieder schlagen würde. Er dagegen saß völlig abwesend da, blickte ruhig geradeaus und beachtete mich gar nicht. Diesen Muskelberg zu bewegen kostete sicher eine Menge Energie, stellte ich mir vor, sodass er in dieser Haltung vielleicht wieder Kraft schöpfte.
    Nachdem ich ihn also eine Viertelstunde lang beobachtet hatte, riskierte ich einen Blick aus dem Fenster. Ich hielt Ausschau nach Anhaltspunkten, wo die Fahrt hingehen könnte. Als Erstes sah ich, dass wir auf der 1-75 nach Süden fuhren. Als die hohen Säulen des Detroit Renaissance Centers in mein Blickfeld kamen, bestätigte sich mein Verdacht. Kurz danach verließen wir den Highway und bogen in ein Wohnviertel ein, bei dem ich unwillkürlich die Türen verriegeln wollte, obwohl dieser Muskelberg neben mir saß.
    Wir kurvten durch mehrere Seitenstraßen und die Topografie änderte sich wieder. Soweit ich sehen konnte, waren wir irgendwo im Lagerhausviertel beim Eastern Market. Da standen große, heruntergekommene Gebäude hinter viereinhalb Meter hohen Zäunen mit Stacheldraht. Außer uns fuhr kaum jemand hier entlang, und wenn meine Entführer mich nicht umbringen, sondern hier freilassen würden, bräuchte ich einen ganzen Tag, um meinen lilienweißen Hintern aus dem Herzen der Detroiter Gettos herauszuschaffen - wenn es mir überhaupt gelänge. Ich steckte so oder so in Schwierigkeiten.
    Schließlich bogen wir scharf ab und standen vor einer rostigen Einfahrt mit Gegensprechanlage. Der Fahrer, dessen Augen ich im Rückspiegel gesehen hatte, ließ die Scheibe herunter und drückte auf einen Knopf. Eine verzerrte Stimme meldete sich. Der Fahrer antwortete etwas und einen Augenblick später bewegte sich das Tor quietschend zur Seite.
    Sowie die Öffnung breit genug war, rollte der Wagen hindurch und

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