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Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Titel: Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Stiefsohn?«
    Er sah mich scharf an. »Nein, meine Frau hat kein Kind in die Ehe gebracht«, sagte er und drehte sich zu dem kleinen Regal um, auf dem eine Schwarz-Weiß-Fotografie stand. Es war das Porträt einer schönen Frau mit hellblonden Haaren und einer Frisur, wie sie vor dreißig Jahren modern gewesen war.
    »Ist das Ihre Frau?«, fragte ich neugierig. Das Foto fesselte meine Aufmerksamkeit, als wollte es mich auf etwas hinweisen.
    »Ja, das war Dora«, sagte er, nahm das Foto in die Hand und wischte mit dem Ärmel den Staub ab.
    Über den Schreibtisch hinweg betrachtete ich das Porträt. »War« hatte er gesagt. Demnach war sie gestorben und das Bild müsste eindimensional und ohne räumliche Wirkung sein. Daran kann ich nämlich erkennen, ob die Person auf dem Foto lebt oder tot ist. Es klingt vielleicht seltsam, aber wenn mir jemand flach wie ein Abziehbild erscheint, weiß ich, dass er verstorben ist, bei einem räumlichen Eindruck ist er am Leben. Dora jedenfalls wirkte durchaus nicht flach, und ich hatte zudem das Gefühl, dass sie noch lebte. Daher konnte ich nicht verstehen, warum Kapordelis sie so verstört betrachtete.
    Die Antwort darauf erhielt ich einen Augenblick später. Mit weicher Stimme, die schmerzliche Erinnerungen verriet, sagte er: »Vor vielen Jahren, meine Tochter war erst zwei, verschwand meine Frau spurlos.«
    »Sie hat sie verlassen?«, fragte ich erstaunt.
    Wer hatte den Mumm, diesem Mann davonzulaufen? Er schien mir genau der Typ zu sein, der keine Ruhe gab, bis er die Frau gefunden hatte, und der sich für jeden Augenblick rächte, den er ohne sie verbringen musste.
    »Vielleicht«, antwortete er wie aus weiter Feme. »Vielleicht aber auch nicht.« Er stellte das Foto wieder an seinen Platz und drehte sich zu mir, um mir die Geschichte zu erzählen. »Ich war an dem Nachmittag - es war ein Tag wie heute - hier bei der Arbeit und bekam einen Anruf von unserem Kindermädchen. Meine Frau war ausgegangen, um Besorgungen zu machen, und nicht wiedergekommen. Meinen Sohn Demetrius hatte sie mitgenommen. Er war damals sieben oder acht Jahre alt. Er hatte sich ein paar Schritte von ihr entfernt, und als er zu ihr zurückgehen wollte, war sie nicht mehr da. Ein guter Samariter hat ihn schließlich angesprochen und sich um ihn gekümmert. Die Polizei wurde gerufen und die setzten sich mit uns in Verbindung. Wir wohnten damals in einem sehr sicheren Viertel. Es war unwahrscheinlich, dass Dora entführt worden war. Ihr Wagen stand noch auf dem Parkplatz und die Kreditkarten, die sie bei sich gehabt hatte, wurden nie wieder benutzt. Über die Jahre habe ich alles versucht, um sie ausfindig zu machen, aber wir haben nie eine Spur gefunden. Bis heute habe ich nur Vermutungen, aber keine Gewissheit.«
    Bei dem Wort Vermutungen schoss mir ein Gedanke durch den Kopf, mit dem ich sofort herausplatzte. »Das ist der Grund für das Zerwürfnis!«
    »Was?«, fragte er erschrocken nach.
    »Das Zerwürfnis in Ihrer Familie. Sie vermuten, dass ein Familienmitglied etwas mit dem Verschwinden Ihrer Frau zu tun hatte!«
    Kapordelis nickte und wirkte ein bisschen ehrfürchtig angesichts meiner Treffsicherheit, als er sagte: »Ja, das stimmt. Dora und Sophia, die Frau meines Cousins Nico, waren beste Freundinnen. Sophia stritt ab, etwas über Doras Verschwinden zu wissen, aber ich wusste, dass sie lügt. Nico weigerte sich, Sophia dazu zu zwingen, mir die Wahrheit zu sagen, und das hat einen Krieg zwischen uns ausgelöst. Er und ich waren einmal Partner, aber ich wollte danach nichts mehr mit ihm zu tun haben. Er machte sein Ding und ich meines. Seitdem haben wir kein Wort mehr miteinander gesprochen.«
    »Aber kürzlich hat sich das geändert, stimmt s?«, fragte ich.
    »Möglich«, antwortete er ausweichend. Ich war wohl ein bisschen zu neugierig, und plötzlich kam mir der Gedanke, dass es umso besser wäre, je weniger ich über diese Leute wusste - besser für meine Gesundheit und meine Lebenserwartung.
    »Nun dann«, sagte ich und richtete mich in meinem Stuhl auf, um die Sitzung zu beenden. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden. Ich habe heute Nachmittag noch Kliententermine und würde gern zu meiner Praxis zurückgebracht werden.«
    Kapordelis nickte, sah mich aber weiter nachdenklich an. Dann sagte er: »Ich würde Sie gern Wiedersehen, Miss Cooper. Ich habe demnächst einige Geschäfte abzuwickeln und könnte jemanden mit Ihren Talenten gebrauchen.«
    Das konnte nicht sein Ernst sein. »Tja,

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