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Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Titel: Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
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feucht geworden, wie ich zugeben muss. Würde dieser Kerl mein Nein akzeptieren?
    Am anderen Ende herrschte Schweigen, was meinen Puls nur noch beschleunigte. Endlich ließ er sich herab zu sprechen, aber wesentlich leiser, drohender und ganz entschieden furchterregender. »Es ist nicht gut, mich abzuweisen, Miss Cooper. Sie sollten das überdenken.«
    Ich schluckte, schaffte es aber, fest zu bleiben. »Mr Kapordelis, ich habe Ihnen Ihr Geld zurückgezahlt - mit beträchtlichen Zinsen - und war so entgegenkommend, auf eine Anklage wegen gewaltsamer Entführung zu verzichten. Und jetzt möchte ich einfach nur in Ruhe gelassen werden. Ich werde nicht freiwillig kooperieren, weil ich Sie für einen gewalttätigen Menschen halte. Ich verabscheue Gewalt und ich verabscheue Menschen, die sie billigen. Meine Gabe ist kein Spielzeug, das Sie nach Gutdünken benutzen und missbrauchen können. Ich allein entscheide, wem ich sie zugutekommen lasse. Sie werden mich durch nichts dazu bringen, für Sie zu arbeiten, mit keiner noch so großen Geldsumme. Vielleicht werden Sie mir Ihren Gorilla wieder auf den Hals hetzen, aber ich schwöre Ihnen, Mr Kapordelis, Sie werden trotzdem nicht von mir bekommen, was Sie haben wollen. Schmerzen blockieren meine Intuition, und je mehr Sie mir zufügen, desto weniger erreichen Sie damit.«
    »Es gibt andere Mittel, um Sie zu überzeugen, Miss Cooper. Wie ich sehe, haben Sie sie noch nicht in Betracht gezogen. Vielleicht werde ich Ihnen einige demonstrieren und abwarten, ob Sie in ein paar Tagen Ihre Meinung geändert haben.«
    Bevor ich etwas erwidern konnte, legte er auf. Welche anderen Mittel konnte er meinen? Ich bekam eine Gänsehaut. Nachdem ich das Telefon in die Ladeschale gelegt hatte, starrte ich es mehrere Minuten lang an und grübelte darüber nach. In den nächsten Tagen würde ich sehr wachsam sein müssen. Während ich in die Küche ging, um mir einen Bagel zu toasten, dämmerte mir, wie bedrohlich meine Lage tatsächlich war. Dieser Mann konnte mir allerhand antun, mich sogar töten. Trotzdem war ich nicht bereit, für ihn zu arbeiten. Das widerstrebte mir einfach zutiefst.
    Als ich in der vierten Klasse war, hing ich immer mit einem Haufen älterer Kinder zusammen rum, lauter Unruhestiftern aus der fünften, die mich bei sich duldeten, weil ich immer die Schuld auf mich nahm, wenn wir bei irgendwelchen ruchlosen Taten erwischt wurden. Nachdem wir eine besonders hässliche Sache abgezogen hatten, bei dem ein Klassenkamerad auf Krücken und der Hamster meiner Lehrerin eine Rolle spielten, wurde ich zum Direktor geschickt. Mein Direx, Mr Trombly, war ein Bär von einem Mann mit buschigen, grau melierten Haaren, zottigen Augenbrauen und einer Schwäche für unzufriedene Kinder wie mich.
    Ich weiß noch, wie ich sein Büro betrat, mich stoisch auf den Stuhl hockte, ein trotziges Gesicht aufsetzte und mich seinem Blick stellte. Eine Weile blickten wir uns über den großen Schreibtisch hinweg an. Keiner zuckte mit der Wimper. Schließlich lehnte er sich schwer seufzend zurück und nahm den Bericht meiner Lehrerin zur Hand, wo meine jüngsten Verfehlungen aufgelistet waren. Er schüttelte den Kopf und musterte mich mit klugen Augen.
    Was er dann sagte, machte einen tiefen Eindruck auf mich, hauptsächlich weil ich zum ersten Mal eine Metapher so richtig verstand.
    »Abigail«, sagte er mit kräftiger Stimme, »wenn du ständig durch den Dreck läufst, werden die Leute sehr bald denken, dass deine Schuhe schmutzig sind.«
    Danach wandelte ich nur noch auf dem Pfad der Tugend.
    Während ich Erdnussbutter auf den Bagel strich, machte ich mir Sorgen, demnächst den Arm in der Schlinge zu tragen oder mit Gipsbein auf dem Sofa zu liegen oder wer weiß was ertragen zu müssen. Ich glaubte nicht, dass Kapordelis mich umbringen würde - beim ersten Verdacht würde ich die Stadt verlassen. Aber einer musste mal der Erste sein und Nein sagen. Irgendjemand musste diesem Kerl mal die Stirn bieten, und an diesem Tag fand ich, dass ich diejenige sein sollte.
    Als ich zurück ins Wohnzimmer ging, Eggy an meinen Fersen, klopfte es zaghaft an der Haustür. Mein Dackel ließ mich sofort stehen und rannte kläffend hin. Ich konnte mir nicht denken, wer so früh bei mir hereinschneien wollte, und blieb stehen. Vielleicht stand Muskelberg schon vor der Tür, um mich abzumurksen.
    Nach einem Moment ging ich auf Zehenspitzen zur Tür und spähte durch das Guckloch. Mir fiel die Kinnlade herunter, als ich

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