Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen
meinen Besucher sah. Eilig schloss ich auf und riss die Tür auf, als sich Cat auch schon in meine Arme warf.
»Ach, Abby!«, jammerte sie.
Ich zog sie ins Wohnzimmer und prüfte gründlich, ob sie verletzt war, da ich dachte, ihr aufgelöster Zustand könnte nur von Schmerzen herrühren.
»Cat! Was ist passiert? Warum bist du hier? Was hast du denn?«, fragte ich beunruhigt.
»Es ist schrecklich!«, weinte sie und schlug sich die Hände vors Gesicht. »Ich kann nicht mehr zurück! Nie wieder!«
»Wohin? Wer? Was ...? Cat, um Gottes willen, rede mit mir!«
Inzwischen hatte ich sie aufs Sofa gesetzt und hockte mich vor sie, um zu sehen, ob sie doch irgendwo verletzt war. Cat jammerte hemmungslos weiter und ich schielte ängstlich zum Telefon und überlegte schon, die Notrufnummer zu wählen. Endlich schniefte sie und sagte: »Sie hassen mich!«
»Wer? Wer hasst dich?«, fragte ich sanft und strich ihr übers Haar, um ihr die Details zu entlocken.
»Alle!« Diese Bekanntmachung löste einen neuen Tränenstrom aus und sie verbarg das Gesicht in den Händen.
»Ach, Schatz«, sagte ich, setzte mich neben sie und tätschelte ihr sachte den Rücken, »das kann doch gar nicht sein. Jetzt hol mal tief Luft, denn ich verstehe noch gar nichts. Was machst du hier und vor allem wer hasst dich?«
Cat stöhnte etwas Unverständliches und deutete auf ihre Handtasche, die sie auf den Boden hatte fallen lassen. »Was?«, fragte ich begriffsstutzig.
Mit einer heftigen Armbewegung zeigte sie auf die Tasche und sagte mit schwankender, tränenschwangerer Stimme: »Da drin!«
Ich hob die Tasche auf meinen Schoß und schaute hinein. Mir fiel nichts Ungewöhnliches auf außer einem gefalteten Bündel Papier. Ich sah Cat fragend an und sie zeigte bloß darauf. Also faltete ich es auseinander und begann zu lesen.
Catherine Cooper-Masters Umfrage zur medialen Sitzung
1. Wie würden Sie die Treffsicherheit bewerten?
Wenn ich sie in Dollar bewerten müsste, hätten Sie jetzt Schulden bis über beide Ohren!
2. Was war das Erstaunlichste, an das Sie sich aus der Sitzung erinnern können?
Wahrscheinlich, dass Sie mir Sodomie unterstellt haben. Sie brauchen professionelle Hilfe, gute Frau!
3. Die Sitzung war für Sie kostenlos. Wie viel wären Sie jedoch bereit, für eine ähnliche Sitzung zu zahlen?
Sie müssten mir was zahlen!
Mit großen Augen blätterte ich die Seiten durch und las. Das zweite Blatt war noch schlimmer als das erste.
»Cat!«, keuchte ich, als ich die Bewertungen gelesen hatte, die immer schrecklicher wurden. »Was hast du zu diesen Leuten gesagt?«
Als Antwort schluchzte sie noch heftiger und ich stand auf, um die Kleenex-Schachtel zu holen. Ich hielt sie ihr hin. Sie riss mehrere Tücher heraus, schniefte und wischte sich die Nase, dann trompetete sie in eines hinein und sah mich mit verquollenen Augen von unten herauf an. »Ich habe ihnen nur die Zukunft vorausgesagt! Ich kann doch nichts dafür, wie die Karten fallen!«
»Aber, Schätzchen ...«, sagte ich und blickte auf eine Bewertung. »Dieser Frau zum Beispiel hast du verkündet, dass sie am kommenden Wochenende stirbt!«
Cat nickte bekümmert. »Ja, ich erinnere mich ... Nancy Cartwright. Schreckliche Sache. Sie wird mir fehlen.« Sie wimmerte und vergoss frische Tränen in ihr Kleenex.
»Und dieser hier hast du prophezeit, ihr Mann werde sie wegen des Kindermädchens verlassen?«
»Marissa Carmichael.« Cat nickte. »Sie macht mir Vorwürfe, weil ich ihr empfohlen habe, sich von ihrem Schönheitschirurgen den Po liften zu lassen und das Kindermädchen rauszuwerfen.«
Ich las weiter und bekam den Mund nicht mehr zu. Meine Schwester hatte offenbar ein Dutzend Frauen eingeladen und ihnen die haarsträubendsten Dinge »vorhergesagt«. Meistens Tod, Ehebruch, Verarmung oder Wahnsinn, obwohl sich Letzteres eher bei meiner Schwester breitzumachen schien.
»Catherine Cooper-Masters«, sagte ich beim Lesen des letzten Fragebogens und stieß einen Pfiff aus. Ich war zutiefst erstaunt, dass sie die Leute so gegen sich aufgebracht hatte.
»Ich werde meinen Nachnamen in Cooper ändern.« Sie schniefte und schon rollten wieder neue Tränen über ihre Wangen.
»Was soll das heißen? Warum willst du den Namen deines Mannes ablegen?«
»Tja, ich habe auch mit Tommy eine Sitzung abgehalten, meinem verlogenen, betrügerischen, zukünftigen Exmann! Ich habe schon den Anwalt angerufen. Ich lasse mich scheiden!«
Völlig entgeistert ließ ich die Blätter auf
Weitere Kostenlose Bücher