Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen
Fleck. Dann trat ich aufs Gas und setzte rückwärts aus meiner Parklücke, drehte das Lenkrad, legte gleichzeitig den Vorwärtsgang ein und raste aus der Garage. Fast baute ich den nächsten Unfall, als ich auf die Washington einbog. Der silberne Wagen war mir nun doch gefolgt. Er fuhr zwei Fahrzeuge hinter mir. Ich bog in eine Seitenstraße ein, trat das Gaspedal durch und wurde weiter verfolgt.
Mein Herz beschleunigte zusammen mit dem Mazda. Ich bog mehrmals in Seitenstraßen ab und fuhr über komplizierte Umwege nach Hause. Das war nicht ungefährlich, denn die Geschwindigkeitsbeschränkung lag bei fünfundzwanzig Meilen, doch mein Verfolger und ich brachten zwanzig mehr auf den Tacho.
Endlich kam ich bei meinem Haus an und drückte auf die Fernbedienung des Garagentors. Sowie die Lücke groß genug war, preschte ich hinein und riss dabei mein Mountainbike um. Ich drückte erneut den Fernbedienungsknopf und zählte die Sekunden, die das Tor brauchte, um zu schließen, sah aber meinen Verfolger noch am Fuß meiner Einfahrt anhalten.
Nachdem das Tor sich geschlossen hatte, saß ich heftig atmend im Auto und versuchte, mich zu beruhigen. Ich hatte keine Ahnung, was Kapordelis’ Leute mir als Nächstes antun wollten, aber ich wartete, ob etwas passierte. Nach zwanzig Minuten meinte ich, ich könnte es riskieren, auszusteigen und nach draußen zu linsen. Ich ging zur Seitentür und spähte durch die Vorhänge. Der silberne Wagen stand gegenüber am Straßenrand und wirkte verlassen.
Ich holte mein Handy heraus und rief die Auskunft an. Als die sich meldete, bat ich darum, mit der Zentrale des Royal Oak PD verbunden zu werden.
»Royal Oak PD, Sergeant Staffer. Was kann ich für Sie tun?«
»Ja, hallo, hier ist Abigail Cooper aus der 294 Crown Street. Vor meinem Haus steht ein verdächtiger Wagen. Wenn ein Beamter in der Nähe ist, könnte er den bitte mal überprüfen?«
»Das könnte eine Weile dauern. Es ist ziemlich viel los heute, Ma’am.«
»Kein Problem, mir ist nur aufgefallen, dass der Wagen schon den ganzen Tag die Häuser der Nachbarschaft beobachtet, und das hat mich misstrauisch gemacht.«
»Können Sie das Nummernschild erkennen?«
Ich kniff die Augen zusammen, aber aus diesem Blickwinkel blieb das Kennzeichen verschwommen. »Nein, leider nicht. Es scheint ein silberner Cadillac zu sein und da sitzen ... äh ... zwei Männer drin.«
»Okay, wir schicken jemanden hin.« Damit legte der Sergeant auf.
Ich wartete zehn Minuten und plötzlich fuhr mein Verfolger vom Straßenrand weg. Keine zehn Sekunden darauf rollte ein schwarz-weißer Streifenwagen langsam meine Straße entlang. Als er vorbei war, schoss ich aus meiner Garage und flitzte zur Haustür, um hastig aufzuschließen und im Haus zu verschwinden.
Ich legte Schlüssel und Handtasche ab und bückte mich, um meinen sicher gleich antrabenden Dackel zu begrüßen, als mir einfiel, dass er ja gar nicht da war. Geknickt ging ich zu meinem großen Sessel, ließ mich in das weiche Polster fallen und zog eine Decke über mich. Eine Stunde lang versuchte ich einzuschlafen, aber obwohl ich hundemüde war, gelang mir nichts anderes, als mich im Selbstmitleid zu suhlen.
9
Ich schaffte es, pünktlich um fünf Uhr fertig zu sein, um Cat abzuholen. Aber ich fühlte mich so matschig, dass ich alles nur wie in Zeitlupe tat. Das Denken fiel mir irgendwie schwer und am liebsten hätte ich mich ins Bett verkrochen.
Doch das würde Cat mir nicht durchgehen lassen. Schmollend nahm ich Handtasche, Mantel und Schlüssel und öffnete die Haustür. Mir fuhr der Schreck in die Glieder. Der silberne Wagen stand direkt vor meinem Haus, mit laufendem Motor. Sofort warf ich die Tür wieder zu und legte den Riegel vor.
»Verfluchte Scheiße!«, schrie ich frustriert und schlug mit der Faust gegen die Tür.
Ich huschte zum Fenster und zog vorsichtig einen Vorhang beiseite, um hinauszuspähen. Es war Anfang November und schon ziemlich dunkel. Die Insassen des Wagens konnte ich nicht erkennen.
Ich warf einen Blick zur Wanduhr. Wenn ich pünktlich bei Cat sein wollte, musste ich jetzt das Haus verlassen. Die Erfahrung hatte mich gelehrt, bei ihr immer pünktlich zu sein - sie plante ihre Tage sekundengenau. Es gab keine Möglichkeit, ungesehen an dem Wagen vorbeizugelangen. Mein Auto stand in der Garage und eine andere Transportmöglichkeit hatte ich nicht. Ich blickte zum Telefon und überlegte, noch mal die Polizei anzurufen, doch dann erkannte ich, dass es sinnlos
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