Abby Cooper 03 - Hilferuf aus dem Jenseits
Herz seiner Angebeteten zu erobern.« Jean-Paul schien auch ein Händchen fürs Marketing zu haben, denn er bot heimkehrenden Gis, die ihrem Mädchen einen Heiratsantrag machen wollten, Ratenzahlung an.
Als ich das verschwommene Bild von Jean-Paul betrachtete, der rauchend vor seinem Laden stand, lief es mir kalt über den Rücken. Mir war egal, wie »famos« sie ihn damals fanden, mir war er zutiefst unsympathisch.
Ich überflog noch ein paar Artikel, in denen er aber nur im Zusammenhang mit wohltätigen Zwecken und lokalen Veranstaltungen erwähnt wurde. Sonst erregte nichts meine Aufmerksamkeit. Ich druckte trotzdem sämtliche Artikel aus, weil sie vielleicht später noch nützlich sein könnten, und verließ den Computerplatz. Schon auf dem Weg nach draußen fiel mir noch etwas ein, sodass ich umkehrte.
Kurz darauf blätterte ich im örtlichen Branchenbuch bis zu den Juwelieren und überflog die Auflistung auf der Suche nach »Essence«. Es gab keinen Laden dieses Namens, doch meine Intuition beharrte darauf, dass er noch existierte. Ich nahm mir den entsprechenden Artikel noch einmal vor, fand die Adresse und suchte danach im Branchenbuch. Er fand sich unter O: »Opalescence« auf der Brown Street in Birmingham. Ein Besuch könnte sich lohnen, dachte ich, legte das Branchenbuch an seinen Platz zurück und wandte mich zum Ausgang.
Ein paar Minuten später saß ich im Wagen und fuhr über die Hauptstraße zum Zentrum von Birmingham, das bei mir immer eine düstere Stimmung auslösen konnte, egal wie strahlend der Tag sonst war.
In Birmingham bin ich aufgewachsen und habe es damals kaum erwarten können, von hier wegzukommen. Ich habe für die großkotzigen Leute dort nichts übrig. Sie rümpfen über alles die Nase, was keinen Markennamen trägt oder als Immobilie keinen stratosphärisch hohen Preis erzielen würde. Meistens mache ich ein mürrisches Gesicht, solange ich dort etwas zu erledigen habe.
Das war heute nicht anders, als ein fetter Mann in einem gigantischen SUV der Marke Hummer aus seiner Parklücke heraus- und mir genau vor die Stoßstange zog, sodass ich voll auf die Bremse steigen musste. Dann hatte er noch die Frechheit, sein Handy hervorzuholen, ehe er den Vorwärtsgang einlegte und anfuhr. Zähneknirschend fuhr ich ebenfalls weiter und tröstete mich mit dem Gedanken, dass der Hummer bei dem Typen vermutlich irgendwas kompensieren sollte ... zum Beispiel einen winzigen Schlappschwanz.
Zum Glück bog er an der Maple links ab. Ich fuhr die Old Woodward Avenue hinunter, schwenkte auf die Brown und begann nach Laden schildern Ausschau zu halten. Endlich entdeckte ich auf halber Strecke links das »Opalescence«. Ein Parkplatz fand sich erst einen Block weiter, und nachdem ich mittelprächtig rückwärts eingeparkt hatte, ging ich das Stück zurück und musste den Mantel an mich drücken, denn es wehte ein kalter Wind.
Vor dem Geschäft angelangt, nahm ich mir einen Moment Zeit, um das opulente Ladenschild aus gebürstetem Stahl zu betrachten. Es gab kein Schaufenster, sondern nur eine mit Holz verkleidete Fassade und eine breite Glastür mit einem großen kunstvoll verzierten Griff. Er wirkte sehr ansprechend, und ich musste ehrlich zugeben, dass er mir gefiel. Ich zog die schwere Glastür auf, die sich leichter bewegen ließ, als sie aussah. Ich betrat das Geschäft und war augenblicklich geblendet.
Vor mir ruhte auf einem brusthohen Sockel ein enormer Stein, auf den man sich bequem hätte setzen können und der den Raum dominierte. Eingelassen in den Stein waren Tausende kleiner Opaltrauben. Ich ging einen Schritt darauf zu und sah mir fasziniert an, wie sie in allen Regenbogenfarben schillerten und meine Sinne vibrieren ließen.
Wie viele medial veranlagte Menschen bin ich sehr empfänglich für Kristalle und Edelsteine. Die Opale gaben mir ein Gefühl sprühender Energie, das mit einem langsamen Vibrieren im Sonnengeflecht begann und allmählich in alle Glieder ausstrahlte.
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte jemand neben mir.
»Oh! Guten Tag«, sagte ich ein bisschen erschrocken und stand vor einem großen Mann mit dichten dunkelbraunen Haaren, Kinn- und Oberlippenbart, Hornbrille und gefälligem Lächeln. »Ich habe gerade das Ausstellungsstück bewundert. Die Opale sind fantastisch.«
»Ja, etwas ganz Besonderes. Ich habe den Stein aus Indien importiert, wo diese spezielle Opalart abgebaut wird. Es waren zehn Leute nötig, um ihn auf den Sockel zu heben.«
»Das möchte ich
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