Abby Cooper 03 - Hilferuf aus dem Jenseits
Ding gefunden hatten.
»Das ist ja eine tolle Geschichte, Abby«, sagte M. J., als ich fertig war.
»Was halten Sie davon?«
»Tja, zunächst mal haben Sie da einen echt üblen Poltergeist am Hals.«
»Ach, darauf wäre ich gar nicht gekommen«, erwiderte ich trocken.
M.J. lachte. »Sie wären überrascht, wie viele Leute einfach nur hören möchten, dass sie nicht verrückt sind, wenn sie Sachen durch die Luft fliegen sehen und sonderbare Begegnungen haben. Aber gehen wir die Szene noch mal durch, vielleicht kann ich Ihnen ein Gefühl dafür geben, was passiert ist. Zuerst haben Sie Rauch gerochen, aber kein anderer außer Ihnen, richtig?«
»Ja. Ich nahm ihn zum ersten Mal wahr, als ich mit Dutch, meinem Freund, in dem Haus war und wir die Frau an der Kellertreppe liegen sahen, die dort ermordet wurde. Mein Freund schwört, dass er nichts gerochen habe, dabei habe ich es ganz deutlich wahrgenommen. Und heute, als ich mit Dave dort war, roch ich es wieder, sobald wir anfingen, den Teppich vom Boden loszureißen, aber diesmal war es, als stünde der Raucher direkt neben mir und bliese mir die Wolke ins Gesicht.«
»Verstehe ...«, sagte M.J. »Nicht jeder zieht Geister an, das gehört zu den Merkwürdigkeiten, die ich in meinem Berufsleben festgestellt habe.«
»Wie bitte?«, fragte ich verständnislos. »Was heißt das: Man zieht sie an?«
»Tja, es gibt eine Theorie, zu der ich auch neige und die besagt, dass Menschen individuelle elektromagnetische Strahlen aussenden, so individuell wie Fingerabdrücke. Manche haben eine geringe Wellenlänge, andere eine hohe. Es ist kein Zufall, Abby, dass Sie ein Medium sind und die Geisterwelt anziehen.
Ich möchte wetten, Sie spüren es, wenn Ihre Leitgeister in der Nähe sind, hm?«
Da hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen. »Ja, so ist es«, sagte ich. »Aber was hat das damit zu tun, dass ich für Geister attraktiv bin?«
»Im Grunde ist es dasselbe. Ihre Energie ist für die Geister angenehm. Sie können nahe genug an Sie heran, um gespürt oder gesehen zu werden, und das macht Sie empfänglicher für ihre Präsenz. Geister sind eigentlich nicht anders als Menschen: Sie lieben Aufmerksamkeit. Sie sind sogar versessen darauf. Dieser Mann, Jean-Paul heißt er?«
»Ja.«
»Wissen Sie, ob er Raucher war?«
Mir fiel das Foto ein, das ich in der Bibliothek gesehen hatte: Er hatte eine Zigarette zwischen den Fingern, als er vor der Fassade seines Juwelierladens stand. »Ja, das war er.«
»Dann können Sie ziemlich sicher sein, dass er es ist, der da spukt. Und der Nebel, der sich im Raum ausbreitete, ist ein Phänomen, das wir als Geistersekret bezeichnen, aber Sie kennen es vielleicht unter dem richtigen Namen: Ektoplasma.«
»Ektoplasma gibt es wirklich?«, fragte ich. Den Ausdruck kannte ich bloß aus den Ghostbusters - Filmen mit Bill Murray und dachte immer, das wäre erfunden.
»Klar. Es kommt selten vor, dass es in dem Ausmaß auftritt, wie Sie es heute gesehen haben. Es braucht viel Kraft dazu. Wir müssen uns also deutlich machen, dass dieser Jean-Paul temperamentvoller ist als andere. Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass das Ektoplasma plötzlich wieder verschwindet, das ist sogar ganz normal. Darum denken ja viele meiner Kunden, sie wären reif für die Klapse.«
Ich kicherte leise. Diese Frau und ihre pragmatische, bodenständige Art waren mir sympathisch. Es half mir, dass sie nach meiner Geschichte nicht erschüttert, besorgt oder misstrauisch war. Dadurch fühlte sich das Erlebnis im Nachhinein nicht mehr ganz so schlimm an.
»Ich bin also für diesen Jean-Paul-Geist attraktiv und darum versucht er ... was? Mich umzubringen?«
»Nicht unbedingt«, beruhigte M.J. mich gleich. »Obwohl es sich sicher so angefühlt hat. Ich glaube eher, Sie haben etwas entdeckt, das er jahrelang gehütet hat, als er noch lebte, das für ihn so kostbar war, dass er es nicht einmal im Tode loslassen konnte, sondern es immer noch bewacht. Als sie anfingen, den Teppichboden aufzureißen, muss er sich sehr aufgeregt haben, und darum gab er so viel Ektoplasma ab. Sie müssen ihn mächtig auf die Palme gebracht haben. Nachdem Sie sich davon nicht abschrecken ließen, zeigte er Ihnen, was der vorigen Frau passierte, die seinem Schatz zu nahe kam. Das war sehr beängstigend für Sie, da bin ich mir sicher, aber wie gesagt: Sie strahlen eine elektromagnetische Frequenz ab, die ihm erlaubt, in Ihre Energie einzudringen und Sie völlig durcheinanderzubringen. Sind Sie
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