Abby Cooper 03 - Hilferuf aus dem Jenseits
vom Rücksitz und ging um das Heck herum zu ihm.
»Noch Schmerzen?«, fragte ich, als er mit verzerrtem Gesicht den Oberkörper drehte, um die Tür zuzuschlagen.
»Nach der Krankengymnastik ist es erst mal wieder schlimmer«, erklärte er und legte mir locker den Arm über die Schultern. So gingen wir auf T. J.s Gebäude zu.
Drinnen betrachtete Dutch eine Informationstafel und ging die Namensliste durch. »Da ist er«, sagte er. »Professor Thomas J. Robins. Komm, Edgar, wir müssen in den dritten Stock.«
Wir nahmen den Aufzug und fanden T.J.s Büro mühelos. Seine Tür stand offen. Dutch ging als Erster rein und hielt seine Krücke hinterm Rücken, als wäre sie ihm mit einem Mal peinlich.
»T.!«, grüßte er gut gelaunt den Mann am Schreibtisch, der sogleich auf stand und dahinter hervorkam.
Es folgte die typisch männliche Umarmung, und ich nutzte den Moment, um mir von Dutchs altem Freund einen Eindruck zu verschaffen. Er schien im selben Alter zu sein, war ähnlich gebaut und hatte rotblonde Haare und eine schicke Brille. Während sie sich auf die Schulter klopften, meldete meine Intuition, dass an der Szene etwas merkwürdig sei, aber ich konnte den Finger nicht darauf legen.
Dann trat Dutch zurück und drehte sich halb herum. »Ich möchte dir meine Freundin vorstellen, Abby Cooper. Abby, das ist T. J. Robins.«
»Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte ich und gab ihm die Hand.
»Ganz meinerseits«, sagte T. J. Lügner, Lügner ... Stirnrunzelnd hörte ich den Singsang meines Lügendetektors. Sehr seltsam.
»Also, Dutch, worum geht’s?«, fragte T.J. und bot uns zwei Ledersessel an, während er hinter seinem Schreibtisch Platz nahm, auf dem sich Bücher und Papierkram stapelten.
»Wie gesagt, Abby hat dieses Kästchen in einem Haus entdeckt, das sie gerade gekauft hat. Es war unter den Bodendielen versteckt, vermutlich schon ein paar Jahrzehnte lang. Jedenfalls haben wir herausgefunden, wie man es öffnet, und darin befand sich dieses Notizbuch ...« Dutch hielt inne und drehte sich auffordernd zu mir. Ich löste den Mechanismus, klappte den Deckel auf und gab Dutch das besagte Buch, der es an T. J. weiterreichte.
T.J. schlug die erste Seite auf. »Hmm. Wisst ihr, ob mal ein Juwelier in dem Haus gewohnt hat?« Er sah mich an.
»Ja!«, antwortete ich aufgeregt. Endlich jemand, der uns weiterhelfen konnte. »Heißt das, das sind geschäftliche Vermerke?«
»Nicht unbedingt.« T.J. blätterte und überflog die Einträge.
»Was steht drin?«, fragte Dutch.
»Zunächst mal geht es um Edelsteine: Diamanten, Rubine, Smaragde. Seht ihr diese Kolonne?« Er drehte das Büchlein zu uns herum und zeigte auf die, die ich am wenigsten verstand. »Da steht die französische Abkürzung für Diamant: dmt. Or heißt Gold und agt steht für argent, das heißt Silber. Die meisten Einträge betreffen Diamanten, aber auch die anderen Steine kommen häufig vor. Die Zahlen rechts daneben geben das Karat an. In der ersten Zeile ist zum Beispiel ein anderthalbkarätiger Diamant aufgeführt. Das ist eine Art Inventarverzeichnis. Interessant sind auch die Namen: Straus ... Videlburg ... Brencht. Sonderbar«, meinte T. J.
»Was könnte das bedeuten?«, fragte ich.
»So spontan bin ich mir nicht sicher. Aber ich kann mich für gute Rätsel begeistern. Wie wär s, wenn ihr mir das ein paar Tage überlasst, und ich versuche, mir einen Reim darauf zu machen?«
»Klingt gut«, meinte ich lächelnd. Ich war dankbar für die Hilfe und reichte ihm eine meiner Karten. »Sie können mich ja anrufen, wenn Ihnen etwas eingefallen ist.«
»Ich habe Dutchs Nummer«, sagte er darauf und winkte lässig ab. »Ich werde mich bei ihm melden, sobald ich etwas habe.«
Meine Intuition schrillte mir in den Ohren, und ich legte den Kopf schräg, als T.J. das Notizbuch hinlegte und sich meinem Freund zuwandte. Unauffällig lauschte ich in mich hinein und musste einen Moment später an mich halten, um nicht laut loszulachen. Jetzt, wo ich es wusste, war es so offensichtlich, dass ich mich über meine Begriffsstutzigkeit wunderte.
Dutch und T.J. tauschten noch eine halbe Stunde lang Erinnerungen aus und lachten über die schöne Zeit, in der sie zusammen gesoffen und Frauen aufgerissen hatten. Mir wurde schon nach zehn Minuten langweilig, ich wartete aber geduldig, bis die zwei genug hatten.
Endlich, die Nachmittagssonne war schon tief gesunken, stand Dutch auf, um sich zu verabschieden.
T. J. umarmte ihn und sagte: »Wir haben uns viel
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